Anfang vom Ende einer Ära? Loch wird zum Rodel-König ohne Krone
12.02.2018, 11:05 Uhr
Geschlagen statt vergoldet: Felix Loch nach verpatztem Finallauf.
(Foto: imago/Laci Perenyi)
Der beste Rodler im Weltcup ist Felix Loch immer noch. Nach den Enttäuschungen bei WM und EM erlebt er nun aber auch ein Olympia-Drama mit spektakulär verschenktem Gold. Hinschmeißen will Loch nicht, sondern kämpfen: Ein Rücktritt "wäre saublöd".
Rodelstar Felix Loch war als Topfavorit nach Pyeongchang gereist, sein drittes Einzel-Gold war fest eingeplant. Nun ist er ein König ohne Krone und sehnt die Heimreise am Freitag herbei. "Es ist ganz gut, dass mein Sohn noch nichts vom Rodeln versteht", sagt er nach dem "bittersten Moment" in seinem Sportlerleben mit gequältem Lächeln.
Denn zumindest der kleine Lorenz wird sich nicht dafür interessieren, dass sein berühmter Vater plötzlich blank da steht: Nach seinem Olympia-Fiasko im vierten Lauf, als den Sieg auf dramatische Weise verschenkte, hält der zweifellos beste Rodler der vergangenen zehn Jahre aktuell auch keinen WM-Titel und keinen EM-Titel mehr. Der Anfang vom Ende einer Ära?
Darüber lacht Felix Loch. "Mit 28 habe ich schon noch ein paar Jahre vor mir", sagt er, "in Peking 2022 bin ich auf jeden Fall dabei. Natürlich ist die Konkurrenz härter geworden. Aber zu sagen, das ist mir zu schwer, ich höre jetzt auf, das wäre saublöd."
Allerdings zeigte das Rennen in Pyeongchang zwei Dinge: Zwar ist Loch wohl noch immer der kompletteste Athlet in der Eisrinne. Aber er hat seine Konstanz verloren. Niederlagen sind mittlerweile keine seltenen Ausrutscher der Rodel-Maschine Loch, sie werden zum Trend. Begonnen hatte dieser im verkorksten vergangenen Winter, als Loch durch die Saison schlitterte und bei der WM durch einen Fahrfehler seinen Titel an den Österreicher Wolfgang Kindl verlor.
Grobe Patzer in Serie
Auch in diesem Winter leistete er sich schon bei den Weltcups am heimischen Königssee und in Lillehammer grobe Patzer. In Pyeongchang folgte nun der bitterste Fehler seiner Karriere. "Beschissene Durchfahrt", kommentierte Loch den Fehler in der berüchtigten Kurve 9 des Eiskanals von Pyeongchang knapp. Der brachte ihn nicht nur um das dritte Einzelgold. Auch in der Teamstaffel wird er am Donnerstag nicht um den Sieg fahren.
Denn Olympia-Debütant Johannes Ludwig holte in einem Rennen der Außenseiter Bronze, in dem der Österreicher David Gleirscher sensationell Gold vor Chris Mazdzer (USA) gewann. Als bester Deutscher qualifizierte sich Ludwig damit für die Staffel.
Das deutsche Männer-Rodeln dürfte es ohne einen dominanten Felix Loch schwer haben in den kommenden Jahren, trotz Ludwigs Überraschungserfolg. Das liegt auch daran, dass der einst große Materialvorsprung längst aufgebraucht ist. "Wir haben nicht mehr den mit Abstand schnellsten Schlitten", stellt Deutschlands Rodel-Ikone Georg Hackl nüchtern fest: "In den vergangenen zwei Jahren gab es zum Beispiel einen Innovationsschub bei den Russen, die waren uns zwischendurch sogar deutlich überlegen."
In der Spitze fehlt die Breite
Zudem fehlt bei den Männern, anders als bei den Frauen um Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner, seit Jahren die Breite. Loch ist Alleinunterhalter. Trotz vieler durchschnittlicher Ergebnisse spüren der 31-jährige Ludwig und der 33-jährige Andi Langenhan zudem kaum Druck vom deutschen Rodel-Nachwuchs.
Thomas Schwab, Vorstand des deutschen Verbandes BSD, wischt derartige Bedenken allerdings weg. "Wir machen uns da gar keine Sorgen", sagte er dem SID: "Wir haben einen ganz starken jungen Mann, den Max Langenhan." Der 18-Jährige ist gerade Junioren-Weltmeister geworden, der Sprung in den Männerbereich steht noch bevor. Und überhaupt, sagt Schwab, Felix Loch habe ja noch einen Olympia-Zyklus vor sich. Es wird weiterhin vor allem auf Deutschlands Rodel-König ankommen - auch ohne Krone.
Quelle: ntv.de, cwo/sid