Seitenstechen, Gehpause, Abbruch Marathon-Legende Kipchoge erlebt olympisches Debakel

Schwer geschlagen: Eliud Kipchoge.

Schwer geschlagen: Eliud Kipchoge.

(Foto: REUTERS)

In einem Marathon-Feld der Extraklasse sind drei Deutsche dabei, ihr Bester ist aber geschwächt. Auf der schweren Strecke ist ein Ex-Weltmeister aus Äthiopien klar der Stärkste, die Alt-Stars leiden. Vor allem Eliud Kipchoge erlebt fürchterliche Momente.

Der Äthiopier Tamirat Tola hat den spektakulären und extrem anspruchsvollen olympischen Marathon von Paris gewonnen. Der Ex-Weltmeister lief die 42,195 Kilometer mit knapp 500 Höhenmetern in 2:06:26 Stunden und triumphierte mit 21 Sekunden Vorsprung vor dem am Schluss noch einmal aufholenden Altmeister Bashir Abdi aus Belgien (2:06:47), der vor drei Jahren bei den Spielen von Tokio bereits Bronze gewann, und dem Kenianer Benson Kipruto (2:07:00).

"Das ist der schönste Tag in meinem Leben. Das war mein Ziel", sagte Tola, der erst spät als Ersatz für den verletzten Sisay Lemma ins äthiopische Team berufen worden war - und nun in olympischer Rekordzeit lieferte: "Ich war bestens vorbereitet und wusste, dass ich mir meinen Traum erfüllen kann." Den Weltrekord im Marathon hält Kelvin Kiptum, der vor knapp einem Jahr in Chicago 2:00:35 Minuten gelaufen war. Der Kenianer kam im vergangenen Februar bei einem Autounfall im Alter von 24 Jahren ums Leben.

Die historische Triple-Mission des 39 Jahre alten zweimaligen Olympiasiegers Eliud Kipchoge scheiterte derweil früh. Der Kenianer musste nach etwa der Hälfte des Rennens abreißen lassen und kämpfte mit Seitenstechen. Einen der zahlreichen Anstiege, an dem am frühen Morgen wie auch am Rest der Strecke Tausende Zuschauer für eine Gänsehautatmosphäre sorgten, musste die Marathon-Legende gar im Gehen absolvieren. Er stieg nach gut 30 Kilometern aus. Der noch drei Jahre ältere Äthiopier Kenenisa Bekele - dreimal Olympiasieger auf der Bahn - kam nur auf Platz 39. "Es war hart", sagte Bekele im Ziel und klatschte mit Fitwi ab.

Ringer fehlt nicht viel zur "Traum-Platzierung"

Tola nutzte eine der kniffligen Stellen der Strecke, die aus der Stadt in südwestlicher Richtung zum Schloss von Versailles und wieder zurück in Frankreichs Hauptstadt führte, für eine entscheidende Attacke. Der Anstieg, an dem er angriff, hatte bis zu 16 Prozent Steigung. Rund 15 Kilometer vor dem Ziel konnte niemand folgen. Das deutsche Trio ist dagegen an einer Medaille klar vorbeigelaufen. Bester war als Zwölfter in 2:09:18 Stunden Richard Ringer, Samuel Fitwi (2:09:50) aus Trier belegte Platz 15. Der deutsche Rekordhalter Amanal Petros war noch von den Folgen einer Corona-Infektion geschwächt und hatte schon früh einen großen Rückstand.

"Viel hat natürlich nicht gefehlt zu meiner möglichen Traum-Platzierung", sagte Ringer. Der 35-Jährige hatte sogar mit einem Rang unter den besten acht geliebäugelt. "Aber Zwölfter beim Marathon ist was anderes als vielleicht in einer anderen Disziplin in der Leichtathletik." Auch der von vielen Fans aus der Vulkaneifel angefeuerte Fitwi war zufrieden nach dem spektakulären Marathon, obwohl er ebenfalls einen Top-acht-Rang wollte. "Ich musste abreißen lassen", berichtete er. "Aber ich bin sehr, sehr happy mit dem 15. Platz."

Hinaus über die Hügel nach Versailles

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Auf die spektakuläre Reise waren die Läufer von Äthiopiens Idol Haile Gebrselassie, selbst einst Weltrekordhalter im Marathon, geschickt worden. Der extreme Kurs führte zunächst vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten, über Hügel hinaus zum Schloss nach Versailles und dann zurück in die Innenstadt von Paris. Das Tempo bei Sonne und noch angenehmen Temperaturen war anfangs gemäßigt. Viele Fans verfolgten nach dem Start um acht Uhr entlang der Strecke das Rennen. Zunächst setzte sich der Italiener Eyob Faniel ab und lag zu Beginn der ersten lang gezogenen Steigung nach 15 Kilometern 20 Sekunden vor dem Feld.

Als Tola das Tempo forcierte und Faniel einholte, brach die große Gruppe auseinander. Petros war nach seinen gesundheitlichen Problemen schon bei der Halbmarathon-Marke abgeschlagen, während es sommerlich warm wurde. Als auch Ringer zurückfiel, arbeitete sich Fitwi in Versailles zurück in die rund ein Dutzend Läufer starke Führungsgruppe. Am steilen Anstieg vor Kilometer 30 suchte Tola die Entscheidung, Fitwi konnte ebenso wenig folgen wie die anderen. Ringer ging so auf den letzten Kilometern noch vorbei.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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