Olympisches Scheitern keine Option Nordkoreas fragwürdige Methoden

Rim Jong Sim stemmte im olympischen Finale fast das Vierfache ihres Körpergewichts und holte Gold.

Rim Jong Sim stemmte im olympischen Finale fast das Vierfache ihres Körpergewichts und holte Gold.

(Foto: REUTERS)

Nordkorea ist international isoliert. Umso begeisterter ist die staatliche Führung über die Goldflut ihrer Athleten in London. Wer gewinnt, wird fürstlich entlohnt. Doch wehe, der Erfolg bleibt aus. Dabei sein bei Olympia ist für die Steinzeitkommunisten längst nicht alles, sondern Siegen fast eine Frage von "Leben und Tod".

Für ihren Erfolg dürfte die 19-Jährige fürstlich entlohnt werden.

Für ihren Erfolg dürfte die 19-Jährige fürstlich entlohnt werden.

(Foto: REUTERS)

Rim Jong Sim schüttelte ungläubig den Kopf und verließ fluchtartig die Bühne. Es war eine seltsame Mischung aus jugendlicher Freude und purer Erleichterung, mit der die 19 Jahre alte Gewichtheberin die vierte Goldmedaille ihres Landes quittierte. Als Olympiasiegerin von London darf Rim sich auf ein Leben in Saus und Braus freuen. Verlierern droht im Land des Diktators Kim Jong-Un dagegen ein trauriges Schicksal.

Die Reaktion des Teenagers war vorbildlich - ganz im Sinne der kommunistischen Herrscher. Wie zuvor schon Gewichtheber-Kollege Om Yun-Chol und die Judoka An Kum-Ae widmete sie den Erfolg der Heimat des verstorbenen "Großen Führers" Kim Jong-Il sowie dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong-Un. "Auch wenn es ein sehr enger Wettbewerb war, hatte ich die Kraft, um unserem obersten Führer Freude zu schenken", diktierte Rim den Journalisten am späten Abend in die Notizblöcke: "Aber ich werde jetzt nicht gierig sein oder stolz. Ich werde in Zukunft noch mehr Goldmedaillen gewinnen."

Nordkoreas politische Führung ist begeistert von den olympischen Triumphen ihrer Athleten. Pjöngjangs offizielle Nachrichtenagentur berichtete von einem regelrechten Freudentaumel in der "Demokratischen Volksrepublik". Im Sport sieht das Regime eine Möglichkeit, anders wahrgenommen zu werden als durch die Missachtung von Menschenrechten oder atomare Drohgebärden. Nach dem fünften Wettkampftag lag das von Armut geplagte Land mit vier Goldmedaillen auf dem fünften Platz der Nationenwertung und hatte bereits doppelt so viele Olympiasiege eingeheimst wie vor vier Jahren bei den Spielen von Peking.

Rim hat ausgesorgt, ...

Die neuerlichen Erfolge der nordkoreanischen Sportler sind ebenso überraschend wie fragwürdig. Rim stemmte bei ihrem Triumph in der Klasse bis 69 Kilogramm fast das Vierfache ihres Körpergewichts, sie steigerte ihre Bestleistung innerhalb eines Jahres um 30 Kilogramm.

Nach ihrem Sieg erwartet die junge Sportlerin ein luxuriöser Lebensstil. Nordkorea belohnt seine erfolgreichen Athleten mit einem Haufen Bargeld, mit Autos, Häusern und der begehrten Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei.

... aber wehe, der Erfolg bleibt aus

Doch wehe, der Erfolg bleibt aus. Ein sportliches Scheitern ist im Land des Diktators keine Option, die Konsequenzen sind kaum abzusehen. Es sei eine Frage von "Leben und Tod", berichtete der ehemalige nordkoreanische Judoka und Überläufer Lee Chang-Soo in einem Interview im März dieses Jahres. Für seine Niederlage im Finale der Asienspiele 1990 gegen einen Gegner vom südkoreanischen "Klassenfeind" sei er in ein Kohlebergwerk deportiert worden. Besiegte Athleten würden in Arbeitslager gesteckt.

Auch das Schicksal des ehemaligen Fußball-Nationaltrainers Kim Jong-Hun ist bis heute ungeklärt. Nachdem seine Mannschaft alle drei Spiele bei der WM 2010 in Südafrika verloren hatte, wurde er Berichten zufolge aus der Partei ausgeschlossen und gezwungen, wegen des "Verrats" künftig ein einfacher Arbeiter zu sein.

Quelle: ntv.de, Christoph Stukenbrock und Emanuel Reinke, sid

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