Oranje-Star jubelt irrtümlich Österreicherin holt erstes Rad-Gold seit 1896

Freude.

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(Foto: picture alliance/dpa)

Anna Kiesenhofer schafft das, was vorher niemand geahnt hat: Sie holt das erste Rad-Gold für Österreich seit 1896. Schon früh zieht sie im Straßenrennen dem Feld davon und hängt die erste Verfolgerin so weit ab, dass diese denkt, sie habe gewonnen. Die Deutsche Lisa Brennauer landet auf dem sechsten Platz.

Die Österreicherin Anna Kiesenhofer hat im Straßenradrennen der Frauen bei den Olympischen Spielen für eine Sensation gesorgt. Die 30-Jährige gewann überraschend die Goldmedaille und düpierte damit das hochfavorisierte Ausnahme-Team der Niederlande. Es ist die erste österreichische Goldmedaille seit Kate Allen im Triathlon 2004 in Athen. Zuletzt hatte Adolf Schmal 1896 ebenfalls in Athen Gold für Österreich im Radsport geholt.

Kiesenhofer siegte in dem anspruchsvollen Rennen nach 137 Kilometern mit 2700 Höhenmetern im Alleingang vor der Niederländerin Annemiek van Vleuten und der Italienerin Elisa Longo Borghini. Beste Deutsche war Ex-Zeitfahr-Weltmeisterin Lisa Brennauer auf Platz sechs. "Auf dem Papier sieht der sechste Platz sehr gut aus, aber wenn man so nah am Podium ist, ist ein weinendes Auge dabei. Am Ende war der Ofen aus", sagte Brennauer. "Das war natürlich eine Überraschungssiegerin. Man muss immer damit rechnen, dass jemand durchkommt. Das ist heute passiert."

Erstes Rad-Gold seit mehr als 100 Jahren
Van Vleuten jubelte wie eine Gewinnerin - war aber nur Zweite.

Van Vleuten jubelte wie eine Gewinnerin - war aber nur Zweite.

(Foto: picture alliance/dpa/BELGA)

Sowohl bei den Sommerspielen 2012 und 2016 als auch bei den jüngsten vier Weltmeisterschaften war das Frauen-Rennen immer eine klare Angelegenheit für die niederländische Auswahl. Auch in diesem Jahr hatte das Oranje-Team mehrere Optionen für den Sieg, doch das Starensemble verzockte sich.

Kiesenhofer hatte sich in der frühen Rennphase mit Anna Plichta aus Polen und Omar Shapira aus Israel abgesetzt und mehr als zehn Minuten Vorsprung herausgefahren. Im Hauptfeld reagierten die Favoritinnen zu spät. Die Niederländerinnen verschärften das Tempo, Annemiek van Vleuten setzte sich schließlich 53 Kilometer vor dem Ziel ab, konnte das Tempo aber nicht halten. Kurz darauf fuhr Kiesenhofer ihren beiden Fluchtgefährtinnen davon und als gefeierte Solistin ins Ziel.

Einen kuriosen Moment gab es bei der Zieleinfahrt. Die Silber-Gewinnerin Van Vleute dachte, sie hätte das Rennen gewonnen. Kiesenhofer hatte bei ihrer Ankunft einen Vorsprung von 1:15 Minuten. "Ich wusste nicht, dass noch eine andere Fahrerin vorne ist", sagte die Niederländerin Anna van der Breggen später. "Wir haben die anderen Frauen eingeholt und dachten, dass wir um den Sieg mitfahren, aber am Ende war es nicht so. Das ist schade." Das Missverständnis hatte einen technischen Grund. Anders als bei anderen Straßenrennen ist der Funkkontakt zwischen Teams und Fahrerinnen untersagt.

Die 30-jährige Kiesenhofer hatte sie nicht auf der Rechnung. Die Österreicherin begann und beendete ihre Profi-Karriere 2017 und fährt seitdem als Amateurin Rennen. "Ich habe gemerkt, dass der Profisport für mich ein zu großer körperlicher und psychischer Stress ist und ich lieber nur Hobbysport mache", betonte sie im Vorfeld der Spiele. Hauptberuflich arbeitet sie als Mathematikerin.

Quelle: ntv.de, ses/dpa/sid

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