Nervenkrieg beim Siebenkampf Schwarzkopf holt Silber
05.08.2012, 00:41 Uhr
Erleichterung bei der Siegerehrung: Am Ende beschließt sie den olympischen Siebenkampf mit einer Silbermedaille.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der abschließende 800-Meter-Lauf der Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf gerät zu einem nervenaufreibenden Verwirrspiel. Nach einem erfolgreichen Lauf ist die 28-jährige Deutsche auf Silberkurs. Aber im Ziel wird sie disqualifiziert. Nach einigem Hin und Her räumen die Kampfrichter eine Verwechslung ein. Olympisches Gold holt die Britin Jessica Ennis.
Die deutsche Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf hat bei den Olympischen Spielen im Siebenkampf am Ende doch die Silbermedaille gewonnen. Dabei erlebte sie aber ein Wechselbad der Gefühle. Kurz nach Einlauf durchs Ziel beim abschließenden 800-m-Lauf wurde sie zunächst disqualifiziert, wenig später nahmen die Wettkampfrichter ihr Urteil aber wieder zurück. Wie der Deutsche Leichtathletik-Verband mitteilte, sei ein Protest gegen die zwischenzeitliche Disqualifikation der 28-Jährigen nicht nötig gewesen, da der Irrtum offenbar sofort erkannt und zurückgenommen worden sei.
Schwarzkopf war irrtümlich wegen Bahnverlassens disqualifiziert worden. Gemeint hatten die Kampfrichter aber die neben ihr laufende Russin Kristina Sawizkaja. Die Nervenanspannung in den Minuten des Missverständnisses war Schwarzkopf deutlich anzumerken. Völlig ratlos tigerte sie über die Laufbahn. Sie konnte das "DQ" nicht begreifen, das sie da auf der Anzeigetafel sah: "DQ" steht für disqualifiziert.
Dann folgte plötzlich die Rolle rückwärts des Kampfgerichts, so das sich Schwarzkopf am Ende doch über den größten Erfolg ihrer Karriere freuen konnte- was Olympiasiegerin Jessica Ennis unter dem Jubel der 80.000 Zuschauer schon längst hinter sich hatte. "Die Briten haben schon einen eigenartigen Humor", sagte die gebürtige Kasachin. Sie sei "total schockiert gewesen", dann aber strahlte sie vor Glück.
Erste deutsche Mehrkampfmedaille seit 1992
Im Sog der neuen Siebenkampf-Queen Jessica Ennis hatte Schwarzkopf alles gegeben. Sie rannte von Rang fünf aus mit persönlicher Bestleistung (6649) auf den am Ende dann doch gültigen zweiten Platz in der Gesamtwertung. Es ist die erste olympische Medaille einer deutschen Mehrkämpferin seit 1992: Damals hatte Sabine Braun in Barcelona Bronze gewonnen. Gold ging unter den Augen von Prinz William und seiner Frau Kate wie erwartet an Top-Favoritin Ennis. Die Britin kam auf 6955 Punkte.
Damit verpasste das Postergirl der Nation nur knapp als vierte Frau der Geschichte die Marke von 7000 Punkten. Hinter der 26 Jahre alten Weltmeisterin von 2009 und Europameisterin von 2010 sowie Schwarzkopf holte Russlands Weltmeisterin Tatjana Tschernowa Bronze. Die WM-Dritte Jennifer Oeser aus Leverkusen, die in der Vorbereitung auf London von hartnäckigen Achillessehnenproblemen geplagt worden war, musste im abschließenden 800-m-Lauf ihrem Körper Tribut zollen und verletzt aufgeben. Mit Tränen in den Augen verließ sie die Bahn. "Es ist überhaupt ein Wunder, dass ich hier starten konnte", sagte sie.
Julia Mächtig aus Neubrandenburg sammelte lediglich 5338 Zähler und belegte Rang 31. Von Beginn an nicht zu schlagen war die 26 Jahre alte Ennis. Mit ihren lautstarken Fans im Rücken lieferte die neue Regentin des Siebenkampfes eine beeindruckende Show ab und lief mit 12,54 Sekunden über 100 m Hürden sogar Weltbestleistung im Mehrkampf. "Ein Traum wird wahr. Das waren zwei unvergessliche und brillante Tage", sagte die 26-Jährige, nachdem sie ihre Gold-Mission erfolgreich erfüllt hatte.
Quelle: ntv.de, sid