Das neue Powerhouse Südkorea im Olympia-Fieber
24.02.2010, 11:16 Uhr
Moe Tae Bum holte als erster Koreaner Olympia-Gold außerhalb des Shorttracks.
(Foto: REUTERS)
In Südkorea ist das Olympia-Fieber ausgebrochen: Nach fünfmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze in zwölf Wettkampftagen schreiben die Medien schon von einem historischen Einschnitt im Sport des ostasiatischen Landes. Dankbar werden die koreanischen Olympiasieger von Vancouver in der Heimat als Helden gefeiert "Es gibt keine Mauer, die unsere jungen Athleten nicht übersteigen können", kommentiert zum Beispiel die Zeitung "Joongang Ilbo" euphorisch. Ganz nebenbei erhält durch die überraschenden Erfolge auch die Bewerbung des Wintersportorts Pyeongchang um die Olympischen Spiele 2018 zusätzlich Rückenwind.
Millionen von Koreanern verfolgen im Fernsehen zuhause, im Büro und auf Großleinwänden auf den Straßen mit Spannung, wenn vormittags (Ortszeit) die Wettbewerbe im Shorttrack, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf aus Kanada übertragen werden. In Südkorea, das sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem der ärmsten zu einem der reichsten Länder der Welt empor gearbeitet hat, gelten Erfolge bei sportlichen Großereignissen wie Olympia oder Fußball-WM auch als nationaler Triumph.
Südkorea etabliert sich

Kim Yu Na ist in ihrer Heimat ein Superstar.
(Foto: AP)
Die Koreaner wissen, dass es im Vergleich zu den Disziplinen auf Eis noch erheblich Defizite bei den Schnee-Sportarten gibt. Doch allein mit den gewohnt starken Läufen beim Shorttrack, den unerwarteten Goldmedaillen im Eisschnelllauf und der Favoritenrolle von Superstar Kim Yu Na im Eiskunstlauf der Frauen etabliert sich das Land immer mehr unter den traditionell starken Wintersportnationen. Zeitungen sprechen von einem "neuen Powerhouse" im Wintersport.
Die Koreaner hatten die erste von bisher zwei Goldmedaillen des Shorttrackers Lee Jung Su schon fast als selbstverständlich hingenommen. Doch als ihr Landsmann Mo Tae Bum das 500-Meter-Rennen im Eisschnelllauf gewann, war für die Fans ein Bann gebrochen: Mo holte als erster Koreaner eine Olympia-Goldmedaille außerhalb des Shorttracks. Seine Teamkameradin Lee Sang Hwa machte es ihm auf der gleichen Strecke wenig später nach. Am Dienstag holte sich Lee Seung Hoon über die 10.000-Meter-Distanz die zweite Goldmedaille.
Systematische Förderung
Die Siege von Mo und Lee, die nicht als Favoriten gegolten hatten, übertrafen die Erwartungen der Koreaner bei weitem. "Die Siege im Eisschnelllauf signalisieren den Beginn einer neuen Ära im koreanischen Sport", titelte die auflagenstärkste Zeitung "Chosun Ilbo". Besonders die koreanischen Athleten, die nach den Seouler Sommerspielen 1988 geboren seien, würden "Geschichte" schreiben. In Korea werden die 19- bis 22-jährigen Athleten auch als "Olympiababys" beschrieben.
Überstrahlt wird alles von "Eiskönigin" Kim Yu Na, die in Südkorea den Status eines Popstars und einer Werbeikone hat. Jeder Schritt von Kim wird verfolgt. Die 19-jährige Weltmeisterin zieht ein Millionenpublikum an, wenn immer ein wichtiger internationaler Wettbewerb ansteht. Hinter ihrem "Glanz" verschwinden allerdings ein wenig die Leistungen der anderen koreanischen Eisläufer.
Der Erfolg der koreanischen Mannschaft kommt nicht von ungefähr. Er ist das Resultat einer systematischen Förderung der Talente, von hartem Training, wissenschaftlich gestützten Trainingssystemen und zunehmendem Sponsoring. Zusätzlichen Anreiz soll das Prämiensystem des Nationalen Olympischen Komitees verschaffen. Die Prämien werden nach einem Punktesystem geregelt. Mit der ersten Goldmedaille hat man die Maximalpunktzahl erzielt. Das bedeutet die Auszahlung von monatlich einer Million Won (derzeit etwa 638 Euro) bis zum Lebensende. Alle männlichen Medaillengewinner - gleich ob Gold, Silber oder Bronze - müssen darüber hinaus keinen Wehrdienst leisten. In Korea herrscht Wehrpflicht.
Quelle: ntv.de, Dirk Godder, dpa