Millionenverlust ohne Golden Girl Vonn TV-Gigant NBC droht olympisches Minus
15.01.2014, 16:40 Uhr
"Speed Queen" Lindsey Vonn verpasst die Spiele in Sotschi. Das ist ärgerlich für sie und ärgerlich für den TV-Sender NBC.
(Foto: REUTERS)
Stolze 775 Millionen Dollar hat der amerikanische TV-Sender NBC für die Übertragung der Olympischen Winterspiele in Sotschi hingeblättert. Nach der Absage von Ski-Star Lindsey Vonn steht der TV-Gigant wieder einmal vor einem tiefroten Olympiaminus.
TV-Gigant NBC hat ein millionenschweres Problem: Geldmaschine Lindsey Vonn ist kaputt. Ausgerechnet Vonn. Die vermeintliche Rückkehr der "Speed Queen" vom Krankenbett auf den olympischen Thron sollte die ultimative Heldengeschichte werden. Doch nach Vonns Olympia-Absage droht dem amerikanischen Fernseh-Imperium bei den Olympischen Spielen in Sotschi (7. bis 23. Februar) erneut ein dickes Millionen-Minus - ein neues "Gesicht der Spiele" ist nicht in Sicht.
"Wir werden unsere Vermarktung ändern und eine andere Story suchen", sagte der NBC-Sportchef Mark Lazarus bei einer Presskonferenz in New York, dem Sitz der Firmenzentrale, trotzig. Stars würden schließlich während der Spiele geboren. Und nicht vorher.
Ganz so einfach dürfte das Fehlen der Abfahrts-Olympiasiegern von 2010 allerdings kaum zu kompensieren sein. Mit dem amerikanischen Supergirl, das durch die Liaison mit Golf-Legende Tiger Woods zusätzliche Strahlkraft besitzt, fehlt der markanteste Name des nationalen Wintersports. Hübsch, skandalfrei, erfolgreich - Vonn war von den Fernsehmachern als Hauptdarstellerin fest eingeplant.
Ständige Suche nach "the next big thing"
Nicht einmal Snowboard-Olympiasieger Shaun White oder das US-Eishockey-Team können mit ihrer Popularität mithalten. Eine amerikanische Werbefirma könnte immerhin eine Teillösung für das "Vonn-Problem" gefunden haben. Bob Dorfman, Geschäftsführer von "Baker Street Advertisement" aus San Francisco, verweist auf Mikaela Shiffrin. Die 18 Jahre alte Slalom-Weltmeisterin ist hübsch, blond und "sieht aus wie Vonns kleine Schwester", sagte Dorfman dem ZDF: "Die Absage von Lindsey öffnet ihr ein wenig die Tür." Die Leute seien schließlich ständig auf der Suche nach "the next big thing".
775 Millionen Dollar hat NBC als größter Geldgeber allein für die US-Fernsehrechte hingeblättert, hinzu kommen die Produktionskosten. Millionen, die nur schwer wieder hereingeholt werden dürften, auch wenn NBC-Sportchef Lazarus offiziell von einem Gewinn ausgeht und sich die Werbeeinnahmen rund um Olympia bislang auf 800 Millionen Dollar belaufen sollen. Schon bei den Spielen von Vancouver 2010 verzeichnete der TV-Riese nach einer Rekord-Investition von 820 Millionen Dollar einen Verlust von 233 Millionen Dollar. Die roten Zahlen waren damals auf die geringen Einnahmen beim Verkauf von Werbespots durch die Wirtschaftskrise zurückgeführt worden. Diesmal könnte das Fehlen Vonns zum großen Negativ-Faktor werden.
Mediale Rundumversorgung
In Sotschi setzt NBC auf die mediale Rundumversorgung, plant einen Übertragungsumfang von insgesamt rund 1600 Stunden. Allein im Internet (NBCOlympics.com) werden mehr als 1000 Stunden Live-Sport gezeigt - alle Wettbewerbe werden komplett übertragen, selbst auf mobilen Geräten ist NBC via Olympia-App live auf Sendung. Von den Spielen am Schwarzen Meer wird die TV-Anstalt insgesamt mehr berichten als von den vergangenen beiden Winterspielen zusammen. Obwohl die 98 Wettbewerbe wegen der Zeitverschiebung größtenteils nachts stattfinden, würde NBC gerne die Quoten von 2010 erreichen. Damals schalteten insgesamt 190 Millionen Menschen ein.
Das Unternehmen, das seit den Sommerspielen 2000 in Sydney ununterbrochen Inhaber der US-Übertragungsrechte ist, verspricht seinen Zuschauern eine unzensierte und schonungslose Berichterstattung - auch über den Sport hinaus. "Wir drücken natürlich die Daumen, dass nichts passiert. Aber die Gefahr eines Terroranschlags und die Kontroverse über die Anti-Homosexuellen-Gesetze haben das Interesse an den Spielen in einer seltsamen Weise gesteigert", sagte NBC-Sprecher Bob Costas der Website Capital New York.
Eine ähnlich umfassende Berichterstattung wie der amerikanische Medienriese plant die BBC. Die Briten wollen ihre gesamte Berichterstattung (sechs HD-Livestreams bieten rund 1200 Stunden in Internet und TV) einschließlich zahlreicher Zusatzinfos für Mobilgeräte zugänglich machen.
Quelle: ntv.de, Christoph Stukenbrock/ Thomas Häberlein, sid