Olympia-Eröffnung mit Trauerflor Vancouver feiert - und hält inne
13.02.2010, 08:23 UhrNodar Kumaritaschwili ist tot. Und die XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver sind eröffnet. Bei der Eröffnungsfeier denken Athleten und Zuschauer an den verunglückten georgischen Rodelfahrer. Aber weiter geht es trotzdem.
Im Zeichen der Trauer um den tödlich verunglückten georgischen Rodler Nodar Kumaritaschwili haben am die Olympischen Winterspiele begonnen. Um 20.31 Uhr Ortszeit gab Generalgouverneurin Michaelle Jean mit dem Satz "Ich erkläre die XXI. Olympischen Winterspiele von Vancouver für eröffnet" das Startsignal für das zweite Weltfest des Wintersports in Kanada nach Calgary 1988.
29 Minuten später entzündeten vier kanadische Sportlegenden am Ende des über 45.000 Kilometer führenden Fackellaufs das olympische Feuer. An dem 16-tägigen Spektakel auf Eis und Schnee in der Hafenstadt und der rund 120 Kilometer entfernten Bergregion um Whistler nehmen rund 2700 Sportler aus 82 Ländern teil.
Trauer um Nodar Kumaritaschwili
Die Eröffnungszeremonie vor 55.000 Zuschauern im BC Place Stadium und bis zu drei Milliarden weltweit vor den Fernsehgeräten war von den Organisatoren dem wenige Stunden zuvor gestorbenen Rodler gewidmet worden. "In größter und tiefster Traurigkeit nehmen wir zur Kenntnis, dass Nodar Kumaritaschwili heute beim Training in Whistler ums Leben gekommen ist. Unser Mitleid gilt seiner Familie, seinen Freunden und Landsleuten", versicherte Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), mit dunklem Anzug und schwarzer Krawatte, ehe in einer Schweigeminute des Georgiers gedacht wurde. Die kanadische und die georgische Fahne sanken auf halbmast.
Der 21-jährige Kumaritaschwili war beim Abschlusstraining auf der Olympia-Bahn in Whistler nach der Zieldurchfahrt aus der Bahn geschleudert worden und mit dem Kopf und Rücken gegen einen Stahlträger geprallt. Nach anfänglichem Zögern entschloss sich die georgische Olympiamannschaft, trotz ihrer Trauer an den Spielen teilzunehmen.
"Tragt seinen olympischen Traum auf euren Schultern und kämpft mit seinem Geist in euren Herzen", sagte John Furlong, der Präsident des Organisationskomitees VANOC, an die Athleten gewandt. "Unsere Welt braucht heute Frieden, Toleranz und Brüderlichkeit. Mögen die Spiele von Vancouver 2010 in Frieden ablaufen", sagte Rogge und forderte die Sportler auf: "Sagt Nein zu Doping und Betrug!"
Georgische und kanadische Flaggen auf Halbmast
Mit der Eröffnungszeremonie erlebten die von starken Sicherheitsmaßnahmen begleiteten Spiele in der frühlingshaft anmutenden 600.000-Einwohner-Stadt einen friedlichen Auftakt. Eine angekündigte Demonstration von rund 800 Olympia-Gegnern verlief ohne Zwischenfälle. Nach der dreistündigen Show in der größten Sporthalle Amerikas gehören die Arenen bis zum 28. Februar den Athleten, die in 86 Wettbewerben in 15 Sportarten um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Als erste Entscheidung steht an diesem Samstag ab 18.45 Uhr das Einzel-Skispringen von der Normalschanze auf dem Programm.
Mit Trauerflor und einem schwarzen Band an der Flagge zog die georgische Mannschaft in das Stadion ein. Der elfköpfigen Delegation war der Schock nach dem tödlichen Unfall am Morgen deutlich anzusehen. Alle Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten.
André Lange führt deutsches Team an
Unmittelbar nach den Georgiern zog als 29. Land das vom dreifachen Bob-Olympiasieger André Lange angeführte deutsche Team ein, das seine Position als Wintersportnation Nummer eins in Vancouver behaupten will. Die rund 150 farbenfroh gekleideten Funktionäre und Sportler, darunter Alpin-Star Maria Riesch und Eisschnellläuferin Anni Friesinger, wurden mit freundlichem Applaus bedacht. Als die Sportler aus Georgien unmittelbar davor mit schwarzen Schals und Trauerflor in die Arena einmarschiert waren, hatten sich die Zuschauer von ihren Plätzen erhoben. Die kanadischen Athleten, die vor heimischer Kulisse ihr erstes Gold überhaupt bei Winterspielen anstreben, wurden als letztes Team frenetisch bejubelt.
Etwa 4000 Darsteller boten danach auf einer künstlichen Schneelandschaft eine stimmungsvolle, wenngleich etwas langatmige Zeitreise durch 12.000 Jahre kanadischer Geschichte und Kultur. In der von den Australiern David Atkins und Ignatius Jones glanzvoll inszenierten Show wurde mit raffinierten optischen Effekten der Bogen von den ersten Indianerstämmen über die Epoche der Besiedlung bis in die Neuzeit gespannt. Die olympische Fahne wurde anschließend unter anderen von Ex-Formel-1-Pilot Jacques Villeneuve und Schauspieler Donald Sutherland in die Arena getragen.
Quelle: ntv.de, dpa/sid/AFP