Nordkoreas Gewichtheber Om Yun-Cho Gold für die großen Genossen

"Danke unserem Großen Führer, dass er mir die Kraft gegeben hat, diese Leistung zu erbringen": Om Yun-Chol, nordkoreanischer Olympiasieger.

"Danke unserem Großen Führer, dass er mir die Kraft gegeben hat, diese Leistung zu erbringen": Om Yun-Chol, nordkoreanischer Olympiasieger.

(Foto: AP)

Der Nordkoreaner Om Yun-Chol stemmt bei den Olympischen Spielen in London das Dreifache seines Körpergewichts. Danach bedankt sich der Gewichtheber für Inspiration von höchster Stelle. Entscheidend sei einzig Glanz und Glorie der Herrscherfamilie Kim.

Der Diktator dürfte in einem seiner Paläste entzückt in die Hände geklatscht haben. Zwei Goldmedaillen hatten nordkoreanische Athleten gewonnen und sich danach vor der Weltöffentlichkeit artig an die Staatsdoktrin gehalten. Nicht etwa mit hartem Training oder gar etwas Glück begründeten Gewichtheber Om Yun-Chol und die Judoka An Kum Ae ihre Erfolge. Entscheidend sei einzig Glanz und Glorie der Herrscherfamilie Kim gewesen. "Ich bin sehr glücklich und danke unserem Großen Führer, dass er mir die Kraft gegeben hat, diese Leistung zu erbringen", sagte Om und schickte mit der Botschaft linientreu einen Gruß an Nachwuchs-Diktator Kim Jong-un.

293 Kilogramm hatte er im Olympischen Zweikampf zur Hochstrecke gebracht und mit 168 Kilo im Stoßen gar das Dreifache seines Körpergewichts gestemmt - als erst fünfter Gewichtheber der Geschichte. Eine besonders in dieser dopinganfälligen Sportart zweifelhafte Leistungsexplosion. Schließlich hatte der 1,52 Meter kurze Om, der aus der B-Gruppe der Klasse bis 56 Kilo gestartet war, seine bisherige internationale Bestleistung gleich um 22 Kilo überboten. Für Om gab es für die Fabel-Leistung nur eine Erklärung. Die Genossen Kim. "Es gibt keine Geheimnisse", sagte der erst 20-Jährige: "Der Grund für diese Steigerung, durch die ich Gold gewonnen habe, ist die warmherzige Liebe unseres Großen Führers Kim Jong-il und des Großen Kampfgefährten Kim Jong-un." Besonders Kim Jong-il, gestorben am 17. Dezember 2011, habe auf ihn aufgepasst: "Ihm ist alles zu verdanken."

"Habe meinem Land zu Ruhm verholfen"

Es war der skurrile Abschluss eines insgesamt fragwürdigen Auftritts Oms, der wie alle Nordkoreaner auf dem offiziellen, verwaschenen Athletenfoto schüchtern und leer in die Kamera blickt. Doch nicht nur Om widmete den Kims den Sieg: "Ich bin sehr glücklich, ich glaube, ich habe meinem Land zu Ruhm verholfen", sagte die Judoka An Kum Ae: "Ich denke, ich habe unserem Großen Führer Kim Jong-un eine große Freude gemacht." Exakt diese Erfolge und Aussagen sind das, was sich die politischen und militärischen Führer Nordkoreas wünschen. Im Sport, besonders bei den Olympischen Spielen, sieht das Regime eine Möglichkeit, in der Weltöffentlichkeit anders wahrgenommen zu werden als durch die Missachtung von Menschenrechten oder atomare Drohgebärden.

Auch lassen sich durch sportliche Erfolge vermeintlich bestens Macht und Größe einer Nation darstellen. Kein Wunder, dass es deshalb in der Vergangenheit zu teils abstrusen Propagandamitteilungen kam. So soll Kim Jong-il 1994 einen 18-Loch-Golfkurs mit 38 unter Par beendet haben. Und das, obwohl er vorher nie gespielt hatte. An der Echtheit dieser Nachricht hatte man in Nordkorea keinen Zweifel. Schließlich bestätigten alle 17 anwesenden Leibwächter das Ergebnis und bezeugten außerdem nicht weniger als elf Hole-in-ones ihres Chefs. Gegen die Aussagen früherer Generationen von Kim-Anhängern muten die jüngsten Loblieder geradezu zurückhaltend an. Der Schütze Li Ho-jun gab nach seiner Goldmedaille im Schießen bei den Spielen 1972 in München an, beim Zielen an den Klassenfeind - gemeint waren die Widersacher aus dem Süden des geteilten Landes - gedacht zu haben.

Quelle: ntv.de, Emanuel Reinke, sid

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