Entwarnung, aber "ihm tut alles weh" Steiner verletzt sich nicht schwer

Glück gehabt: Deutschlands Top-Gewichtheber Matthias Steiner verletzt sich bei seinem fatalen Unfall mit der 196-Kilo-Hantel nicht wie befürchtet an der Wirbelsäule. Eine Untersuchung ergibt keine akuten, jedoch extrem schmerzhafte Muskelblessuren. "Ihm tut alles weh", sagt Bundestrainer Frank Mantek, betont aber: "Es gab auch schon schlimmere Ausgänge."

Matthias Steiner fiel die Hantelstange in den Nacken, weil er die 196 Kilogramm unbedingt halten wollte - aber nicht konnte.

Matthias Steiner fiel die Hantelstange in den Nacken, weil er die 196 Kilogramm unbedingt halten wollte - aber nicht konnte.

(Foto: REUTERS)

Während der Nacht im olympischen Dorf hat Matthias Steiner kaum ein Auge zugemacht. Nach dem Unfall mit der 196-Kilo-Hantel, die ihm am Dienstagabend im Wettkampf der superschweren Gewichtheber auf Nacken und Schulter gestürzt war, plagen ihn Schmerzen. Dennoch gab es eine positive Nachricht. "Die Ärzte haben nichts Akutes gefunden. Er hat keinerlei Ausfälle", sagte Bundestrainer Frank Mantek am Mittwoch. "Aber er hat Schmerzen, ihm tut alles weh."

Weil am späten Abend nicht alle Untersuchungen in der Londoner Poliklinik vorgenommen werden konnten, musste Steiner am Vormittag erneut ins Krankenhaus. Mantek war erleichtert, dass schwerwiegende Folgen ausgeschlossen werden konnten. "Zuerst musste man ja das Schlimmste befürchten", meinte der Männer-Bundestrainer und Sportdirektor des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG) und ergänzte: "So was passiert in unserer Sportart leider. Das kann man nicht ausschließen. Es gab auch schon schlimmere Ausgänge."

"Das war heftig"

Der Schreck war in der deutschen Gewichtheberszene auch noch am Tag darauf allgegenwärtig. "Das war heftig", meinte Steiners Nationalmannschaftskollege Jürgen Spieß, der den Unfall als Zuschauer in der ExCeL-Arena verfolgt hatte. Auch BVDG-Präsident Claus Umbach war erschüttert: "Es hätte wirklich schlimm ausgehen können." Umbach glaubt, manch anderer Athlet wäre gar nicht in die Lage gekommen. "Das ist Matthias. Er ist ein Beißer, gibt kein Kilo verloren. Er hätte die Hantel schon früher fallen lassen können ohne Folgen. Aber er wollte das Gewicht unbedingt halten."

Dass Steiner aufgrund des Unfalls und seiner fast 30 Jahre die Hantel für immer beiseite rollen könnte, glaubt Umbach nicht. "Er kann mit Sicherheit weitermachen. Ob er aber noch einmal einen vierjährigen Zyklus bis Olympia 2016 mitmacht, das weiß ich nicht." Der Olympiasieger von Peking will sich vermutlich nicht mit einem Unfall verabschieden, dessen Bilder durch alle Zeitungen gingen und über alle TV-Kanäle flimmerte. EM und WM im nächsten Jahr sind noch ein Thema.

Rücktritt ausgeschlossen

Auch Bundestrainer Mantek denkt nicht an Rücktritt: "Die Frage stellt sich jetzt nicht. Wir haben nie über ein Karriereende gesprochen. Wir haben immer nur über Olympia diskutiert." Steiner selbst hatte wenige Tage vor seinem Wettkampf einen Rücktritt ausgeschlossen. "Ich fühle mich nicht so alt, dass ich jetzt aufhören muss", teilte der gebürtige Österreicher mit.

Das deutsche Gewichtheben braucht auch weiterhin eine Zugnummer. Ohne Steiner gibt es derzeit keine Medaillen. Die deutschen Frauen Julia Rohde und Christine Ulrich haben in London zwar fünf deutsche Rekorde aufgestellt, am Ende reichte es aber nur zu den Plätzen elf und 13. Jürgen Spieß kam verletzungsbedingt auf Platz neun, Almir Velagic wurde mit neuer Bestleistung Achter. "Die Dichte in der Spitze ist deutlich höher geworden. Machst du fünf Kilo weniger, fällst du gleich fünf Plätze nach unten", stellte Umbach bestürzt fest.

Quelle: ntv.de, dpa

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