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Frauen stürzen Berg hinunter Wahnsinns-Show auf Skiern

Beim olympischen Abfahrtslauf in Vancouver stürzen fünf von 35 Fahrerinnen teils spektakulär, viele wirken überfordert. Und was sagen die Verantwortlichen? "Die Bilder im Fernsehen waren unglaublich."

Ende einer Skifahrt: Anja Pärson.

Ende einer Skifahrt: Anja Pärson.

(Foto: AP)

Ein Kommentar von Stefan Giannakoulis

Wir könnten es uns einfach machen und sagen: Wer so bescheuert ist, mit einem Affenzahn auf Skiern den Berg hinunter zu rasen, der muss es selber wissen. Und wer, wie die viele der Damen beim olympischen Abfahrtslauf in Vancouver, damit nicht zurecht kommt, hat Pech gehabt. Oder wie Altmeister Markus Wasmeier es formulierte: "Das ist halt Abfahrtssport."

Ist es das? Wasmeier steht zumindest nicht alleine mit seiner Meinung. "Das ist eine Strecke, wie sie immer alle haben wollten: Schwierig und anspruchsvoll", sagte der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Die Deutsche Maria Riesch wirkte zwar bei ihrem Lauf teilweise so gehemmt, als sei ihr einziges Ziel, heil den Berg hinunter zu kommen – und nicht, eine Medaille zu gewinnen. Aber zu einer Kritik an der Strecke wollte sie sich nicht hinreißen lassen: Sie sei "einfach nicht gut gefahren". Und Peter Bosinger, im olympischen Organisationskomitee Vanoc zuständig für die Alpinrennen, gratulierte den Athletinnen "zu einem spektakulären Rennen. Die Bilder im Fernsehen waren unglaublich".

Spektakulär! Super! Das wollen wir sehen!

Spektakulär? In der Tat. Auf Platz eins: Anja Pärson. Die Schwedin segelt bei ihrem Sturz mit Tempo 110 fast 60 Meter durch die Luft. Spektakulär! Rang zwei: Dominique Gisin. Die Schweizerin fliegt beim Zielsprung 58 Meter weit – und vier Meter hoch. Leider verliert sie dabei die Kontrolle. Fantastisch! Die Rumänin Edith Miklos rauscht in die Fangnetze und wird mit dem Hubschrauber abtransportiert. Super! Die Italienerinnen Daniela Merighetti und Elena Fanchini kommen bei ihren Stürzen mit dem Schrecken davon. Fünf Stürze bei 35 Fahrerinnen. Das Publikum stöhnt, die Kolleginnen weinen. Und Olympiasiegerin Lindsey Vonn schlägt im Zielraum theatralisch die Hände vors Gesicht. Das wollen wir sehen!

Wollen wir? Nein, wollen wir nicht. War nur Spaß. Kein Spaß ist das Streben nach immer spektakuläreren, immer schnelleren Rennen. Immerhin haben die Verantwortlichen den Zielsprung für die Kombination der Frauen entschärft und die Piste verkürzt. Nur: Warum erst jetzt? Und das Problem beschränkt sich nicht auf die Skifahrer. Höher, schneller, waghalsiger – darum geht es bei den Olympischen Spielen. Gleich acht Stürze gab es beim Auftakttraining für die olympischen Zweierbob-Rennen. Und beim Training kurz vor der Eröffnungsfeier starb der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili, als er aus einer Kurve flog und gegen einen Stahlträger geschleudert wurde. Ein Fahrfehler, hieß es schnell.

Die Skifahrerinnen haben ihre Stürze, Gott sei Dank, weitgehend unbeschadet überstanden. Für Nodar Kumaritaschwili lautete die Gleichung: Fehler = Tod. Und das kann es nicht sein. Das ist Wahnsinn.

Quelle: ntv.de

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