CL-Pleite "wäre ein Tiefschlag" Löw zittert um den FC Bayern
15.05.2012, 17:34 Uhr
Doch besorgt: Bundestrainer Joachim Löw hat sich die EM-Vorbereitung anders vorgestellt.
(Foto: dpa)
Eine zerrüttete EM-Vorbereitung, Verletzungsprobleme von Miroslav Klose und Lukas Podolski, die Fehler der Münchner Nationalspieler im Pokalfinale: Joachim Löw wird zunehmend unruhig, auch wenn auf Sardinien hart für die EM gearbeitet wird. Noch wichtiger ist für den Bundestrainer aber ein Champions-League-Triumph der BVB-geplagten Bayern gegen Chelsea.
Joachim Löw macht sich Sorgen. Während der Bundestrainer auf Sardinien mit einem Rumpfteam für Fußball-EM übt, weilt er gedanklich eigentlich in München. Dort wird am Samstag um 20.45 Uhr das Champions-League-Endspiel angepfiffen. Und dort könnte sich entscheiden, wie erfolgreich die Europameisterschaft für das DFB-Team verläuft, glaubt Löw.
Der FC Bayern empfängt den FC Chelsea und spielt nicht nur darum, sich im "Finale dahoam" zur besten Fußballmannschaft Europas zu krönen. Es geht für die Bayern auch darum, die Saison nicht schon wieder titellos zu beenden, nachdem das Pokalfinale am Samstag gegen Meister Borussia Dortmund unerwartet debakolös geraten war. Und es geht für die acht deutschen EM-Teilnehmer im Bayern-Kader auch darum, Selbstvertrauen für die EM zu tanken.
Als am Samstag um 22.14 Uhr der frisch gekürte Double-Sieger Borussia Dortmund seinen Fans den DFB-Pokal präsentierte, hing im goldenen Konfettidunst nicht nur die Frage über dem Berliner Olympiastadion, ob das jetzt die Wachablösung im deutschen Fußball war. Sondern auch, wie die Bayern die Blamage nach einem 90-minütigen Wachkoma in der Abwehr bis zum Champions-League-Finale verkraften werden.
Löw, das machte er auf Sardinien deutlich, hofft inständig: Möglichst gut. Er hofft auf einen Bayern-Sieg, nicht für die Münchner und den deutschen Fußball allgemein, sondern ganz konkret für sich selbst. Der Bundestrainer fürchtet um die mentale Form seines Bayern-Oktetts, das in seinen EM-Plänen eine zentrale Rolle spielt. Und darum, dass die ohnehin schwierige Vorbereitung bei einer Heimfinalpleite noch schwieriger werden wird. "Nach der Meisterschaft und dem verlorenen Pokalfinale wäre eine Niederlage im Champions-League-Finale im eigenen Stadion schon ein Tiefschlag für unsere Spieler", sagt Löw: "Dann wäre die Enttäuschung groß, und wir müssten ihnen noch zwei, drei Tage mehr freigeben, damit sie den Kopf freikriegen."
"Vorbereitung ist ein bisschen zerrüttet"

Erst am 25. Mai hat Löw alle EM-Aspiranten beisammen. Die EM startet für das DFB-Team am 9. Juni.
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Ohnehin ist der Chefcoach, der sich am Freitag noch betont gelassen geäußert hatte, mit Phase eins der EM-Präparation inzwischen alles andere als glücklich. "Man hat schon das Gefühl, die Vorbereitung ist ein bisschen zerrüttet", klagte der 52-Jährige, der sich auch auf dem Trainingsplatz nicht von den Störfaktoren freimachen kann. Den angeschlagenen Stammkräften Miroslav Klose und Lukas Podolski musste er ein spezielles Aufbauprogramm verordnen.
Der Schalker Benedikt Höwedes stand nach einer Wadenblessur im Stadion Andrea Corda erstmals auf dem Trainingsplatz, übte aber nur individuell ohne Ball. Das Warten auf den kompletten Kader geht noch bis zum 25. Mai weiter. Zur kurzen gemeinsamen EM-Aufbauarbeit käme bei einer weiteren Final-Niederlage der Frust der acht bayerischen Akteure.
Gerade deshalb muss der Bundestrainer seiner München-Fraktion am Samstagabend die Daumen drücken: "Die beste Mannschaft in Europa, das wäre super für unsere Spieler. Sie wären motiviert, sie kämen schnell in den Rhythmus rein", sagte Löw nach der verpassten Meisterschaft und dem Debakel der Bayern im Pokalfinale. "Das wäre wahnsinnig, wenn du das gewinnen kannst, das wäre ein historisches Ereignis." Auch Assistent Andreas Köpke wünscht, "dass die Jungs den Pott mitbringen, dass sie hier nicht aufgebaut, sondern vielleicht sogar ein bisschen geerdet werden müssen".
Quelle: ntv.de, cwo/dpa