Veröffentlichung rückt näher Die Apple-Brille wird "Reality"
29.08.2022, 19:11 Uhr
(Foto: IMAGO/Westend61)
Apple bereitet offenbar den Marktstart seiner ersten Datenbrille vor. In mehreren Ländern lässt das Unternehmen bereits verschiedene Namensrechte beantragen, alle Bezeichnungen beginnen mit "Reality".
Wenn Apple am 7. September zu einem "besonderen Event" einlädt, wird es wohl nur die neuen iPhones vorstellen und den Starttermin von iOS 16 bekannt geben. Eine Datenbrille als "nächstes großes Ding" werden Tim Cook & Co. mit aller Wahrscheinlichkeit diesmal nicht ankündigen, aber es wird vermutlich nicht mehr lange dauern. "Bloomberg" hat nämlich festgestellt, dass Apple dafür bereits weltweit Namensrechte für "Reality One", "Reality Pro" und "Reality Processor" beantragt.
Die übliche Tarnung
Das Unternehmen tut dies nicht selbst, sondern es bedient sich einer Briefkastenfirma namens Immersive Health Solutions LLC, um nicht aufzufallen. Das geht aus Unterlagen hervor, in deren Besitz "Bloomberg" ist. Dieses Tarn-Unternehmen wiederum wurde den Akten zufolge von einer anderen Briefkastenfirma in Delaware, der Corporation Trust Co., registriert.
Sie ist bekannt dafür, Anmeldungen für Firmen durchzuführen, die nicht entdeckt werden wollen. Anfang des Jahres übernahm sie den Job auch bei "RealityOS", dem voraussichtlichen Betriebssystem der Apple-Brillen. In den USA, Kanada und Neuseeland hat das Unternehmen auf Anwaltskanzleien zurückgegriffen, die Apple bereits in der Vergangenheit für die Eintragung von Marken oder für andere Angelegenheiten in Anspruch genommen hat.
Sich im Voraus Namensrechte zu sichern, ist ein typisches Vorgehen von Apple und ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass der Marktstart einer Datenbrille nicht mehr in weiter Ferne ist. Dass es sich um drei Namen handelt, bedeutet aber nicht, dass das Unternehmen drei verschiedene Modelle auf einen Schlag präsentieren wird.
Premiere im Januar
Der bekannteste Apple-Analyst Ming-Chi Kuo geht davon aus, dass Apple im kommenden Januar zunächst ein Gerät vorstellen wird, das den Weg ebnen soll, indem es unter anderem zögernde Investoren überzeugt und bei Nutzern eine Nachfrage erzeugt. Diese Brille wird voraussichtlich noch kein reines Augmented-Reality-Headset sein, sondern vermutlich ein Mixed-Reality-Gerät (MR).
Das heißt, dass die Brille sowohl virtuelle (VR) als auch augmentierte Realität (AR) bieten wird. Bei VR sieht man isoliert von der Umwelt Inhalte auf in die Brille integrierte Displays, bei AR wird die sichtbare Umgebung durch virtuelle Objekte ergänzt, die vor die Augen projiziert werden. Kuo zufolge könnte 2025 ein AR-Gerät, das wie eine normale Brille aussieht, folgen, irgendwann zwischen 2030 und 2040 sollen dann sogar futuristische Kontaktlinsen möglich sein.
Auch "Bloomberg" erwartet, dass das Unternehmen zunächst nur ein Gerät mit dem Codenamen N301 herausbringt, rechnet aber mit längeren Entwicklungszeiten für weitere Datenbrillen. Ein Nachfolgemodell und eine leichtere, reine AR-Brille sollen nicht vor Ende des Jahrzehnts kommen.
Sehr leistungsstark durch M2-Abkömmling
Autor Markus Gurmann vermutet, dass "Reality Processor" auch nicht für eine Brille, sondern - wie der Name vermuten lässt - für einen spezieller Prozessor für die neue Geräteklasse steht. Der Chip soll auf Apples aktuellem M2-Chip basieren, der unter anderem im neuen MacBook Air zum Einsatz kommt. Apples erste "Reality"-Brille wäre damit extrem leistungsstark. Laut Gurmann benötigt der Chip zusätzliche Komponenten, um hochauflösende VR- und AR-Grafiken verarbeiten zu können.
"9to5Mac" zufolge ist das kommende Apple-Headset mit zwei 1,4 Zoll großen hochauflösenden Sony-OLED-Microdisplays ausgestattet, die ihre Anfänge in den elektronischen Suchern der spiegellosen Systemkameras der Japaner haben. Laut Kuo blicken Nutzer durch zwei sogenannte Pancake-Linsen auf die Bildschirme. Weitere optische Module sollen ermöglichen, dass Träger bei Bedarf zusätzlich die Umgebung sehen können und das Gefühl erhalten, die Bildschirme seien durchsichtig.
Laut "9to5Mac" könnte das zentrale optische Modul ein weiteres AMOLED-Display sein, das in geringerer Auflösung ein von Außenkameras aufgenommenes Bild der Umgebung einblendet. Die Website zitiert dabei aus der aktuellen Branchen-Jahresprognose "Display Supply Chain Paper".
"The Information" hat angeblich schon vor eineinhalb Jahren Bilder eines Prototyps sehen können. Demnach soll die Brille mit mehr als einem Dutzend Kameras ausgestattet sein, die auch dazu da sind, Handbewegungen zu verfolgen. Außerdem habe sie eine hoch entwickelte Eye-Tracking-Technik und in einem der Haltebänder sollen Ohrhörer untergebracht sein, die ähnlich den Airpods Pro Surround Sound bieten sollen.
Quelle: ntv.de