Anpassungsfähige Bass-Monster Die Denon Perl Pro sind außergewöhnlich gute Ohrhörer


Die Denon Perl Pro sind sehr spezielle Ohrhörer.
(Foto: kwe)
Die Denon Perl Pro ragen nicht nur mit ihrem Design aus der Masse der Bluetooth-Ohrhörer heraus. Sie glänzen unter anderem auch durch eine sehr effektive Anpassung an das individuelle Gehör, die den Klang zum einzigartigen Erlebnis machen kann. Die Personalisierung hat aber auch einen kleinen Haken.
Es gibt bereits jede Menge Bluetooth-Ohrhörer auf dem Markt und es werden ständig mehr. Um aus der Masse hervorzustechen, müssen kabellose In-Ears entweder besonders gut oder auf andere Weise außergewöhnlich sein. Auf die Denon Perl Pro trifft beides zu, weshalb sie ntv.de gerne ausprobiert hat.
Brandneu sind die Ohrhörer nicht, denn sie kamen schon im vergangenen Winter als NuraTrue Pro auf den Markt. Denon hat das 2015 gegründete australische Start-up Nura geschluckt und die Masimo-AAT-Stöpsel mit neuem Namen erneut herausgebracht.
Auffallendes, aber bequemes Design
Die jetzt japanischen Ohrhörer unterscheiden sich bereits optisch von der Konkurrenz. Denn sie haben an ihren Enden auffallend große Scheiben mit glänzender Umrandung. Trotzdem sind die mit fast 9 Gramm auch recht schweren Stöpsel angenehm zu tragen. Das liegt unter anderem daran, dass sie an ihren Kissen wahlweise Gummi-Finnen oder -Flügel haben, die sie in der Ohrmuschel festhalten. Damit die Perl Pro den Gehörgang möglichst perfekt verschließen, hat Denon den Ohrhörern Silikon-Aufsätze in vier verschiedenen Größen sowie ein Paar aus Memory-Schaum mitgegeben.
Die Ohrhörer sitzen durch ihre zweifache Fixierung ziemlich sicher an Ort und Stelle. Und weil sie auch nach IPX4 vor Schweiß oder Spritzwasser geschützt sind, kann man sie auch beim Training tragen. Bei heftigeren Bewegungen können sie allerdings verrutschen. Das gilt es aber möglichst zu vermeiden, wenn man den vollen Hörgenuss erleben möchte.
Guter Ton mit enormen Bässen
Die Denon Perl Pro klingen schon aus der Verpackung heraus gut. Sie haben sehr kräftige Bässe, die für Ohrhörer enorm tief gehen können. Dazu kommen sauber definierte Mitten mit klaren, detailreichen Höhen.
Die Perl Pro bieten zusätzlich einen sogenannten Immersionsmodus, bei dem die Bässe weiter angehoben werden. Sie überdecken oder stören dabei aber nicht die Mitten, sondern geben dem Sound eine unterstützende Basis. Trotzdem kann das bei ohnehin schon bassbetonten Stücken zu viel sein. Der Effekt lässt sich aber jederzeit ausschalten oder per Schieberegler verringern.
Außerdem ist 3D-Audio an Bord (Spatial Audio). Damit erhalten auch Stereo-Tracks einen deutlich räumlicheren Klang. Besonders gut wirkt die Funktion bei Songs, die bereits in Dolby Atmos oder einer anderen 3D-Technik aufgenommen wurden. Speziell bei älteren Aufnahmen kann der Effekt zu künstlich wirken. Kein Problem, auch Spatial Audio lässt sich ruckzuck abschalten. Fürs individuelle Feintuning bietet die App einen Equalizer.
Klangoptimierung aus der Hörgeräteakustik
Egal, ob mit oder ohne zugeschaltete Effekte fehlt dem Klang der Denon Perl Pro etwas der Biss. Das liegt vorwiegend daran, dass die Ohrhörer sehr neutral, fast langweilig abgestimmt aus der Fabrik kommen. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn man die Klangoptimierung der Perl Pro nutzt, denn dafür nutzt Denon eine ganz spezielle Technik: die Masimo Adaptive Acoustic Technology (Masimo AAT).
Jedes Ohr ist verschieden und jeder Mensch hat ein unterschiedliches Hörvermögen, das sich im Laufe der Zeit außerdem verändert. Das bedeutet unter anderem, dass der Ton eines Kopfhörers nie gleich, sondern immer individuell wahrgenommen wird. Um den Klang zu personalisieren, setzen einige Hersteller daher in ihren Smartphone-Apps Techniken ein, bei denen Nutzer an- und abschwellende Töne hören und per Tipper auf den Touchscreen anzeigen, wann sie sie nicht mehr wahrnehmen.
Neutrale Messung
Die Methode kann recht akkurat funktionieren, ist aber nicht objektiv. So glaubt man möglicherweise nur, einen Ton noch zu hören, obwohl er nicht mehr da ist. Umgekehrt nimmt man vielleicht eine Frequenz nur deshalb nicht wahr, weil sie beispielsweise durch das Rauschen des Blutes im Ohr übertönt wird.

Je nachdem wie weit der rote Bereich nach außen reicht, desto besser hört man die Frequenz.
(Foto: kwe)
Masimo AAT dagegen ist objektiv, da die Methode nicht auf die Mitwirkung der Nutzer angewiesen ist. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das aus der Hörgeräte-Akustik bekannt ist. Dabei werden Töne ins Ohr geschickt und die Reflexionen der Cochlea gemessen, die Schallwellen von Haarzellen in elektrische Impulse umwandelt. Die Analyse dieser otoakustischen Emissionen zeigt, welche Frequenzen ein Ohr stärker oder schwächer wahrnimmt.
Das wirkt komplizierter, als es in der Praxis ist. Man startet die Messung einfach in der App und wartet, bis sie nach etwas mehr als einer Minute fertig ist. Zu Beginn muss man lediglich unter Umständen die Ohrhörer zurechtrücken, denn zunächst wird kurz getestet, ob sie richtig sitzen. Ist das der Fall, spielt die App eine Reihe von Tönen ab und erstellt ein Profil. Welche Frequenzen man besser oder schlechter wahrnimmt, sieht am anhand von Grafiken für jedes Ohr und als Gesamtergebnis.
Guter Ton wird zu ausgezeichnetem Klang
Der Unterschied ist gewaltig. Der personalisierte Klang hat viel mehr Dynamik, liefert mehr Details und gewinnt allgemein an Volumen. Aktiviert man dann auch noch bei passender Musik die Bass-Immersion und 3D-Audio ist der Sound eine Wucht, die man so von keinen anderen Ohrhörern kennt.
Es gibt aber einen Haken: Man kann bis zu drei Profile anlegen und bekommt unter Umständen drei deutlich unterschiedliche Ergebnisse. Im Test von ntv.de klangen zwei davon jeweils richtig gut, aber nicht ähnlich. Ein Profil war für die Tonne. So fragt man sich möglicherweise, ob es nicht noch etwas besser geht, löscht Profile und testet immer wieder.
Ein perfektes Ergebnis wird man wahrscheinlich nie bekommen. Denn Masimo ATT scheint im Falle der Perl Pro nicht nur bei verschiedenen Aufsätzen, sondern auch bei unterschiedlich platzierten Ohrhörern und je nach Körper- oder Kopfhaltung andere Resultate zu erzielen.
Effektives ANC, gute Steuerung
Die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) der Perl Pro kann sich ebenfalls mehr als hören lassen. Sie unterdrückt gleichmäßiges Rauschen in Zügen oder an verkehrsreichen Straßen deutlich. Der Transparenzmodus ist okay, man hört bei ihm alles, was in der Umgebung passiert. Er klingt allerdings etwas unnatürlich. Ähnlich ist es bei Gesprächen: Man versteht sich gut, klingt aber leicht blechern.
Etwas seltsam ist, dass man nur die Wahl zwischen ANC und Transparenzmodus hat, ganz ohne Effekt kann man keine Musik hören. Ansonsten ist die Steuerung über die großen Touch-Flächen auf den Außenseiten der Ohrhörer-Scheiben gut gelöst. Man kann sie für links und rechts individuell einstellen und so alles über ein, zwei oder drei Tipper erledigen, ohne die App nutzen zu müssen.
Erwähnenswert ist noch, dass die Ohrhörer mit Bluetooth 5.3 neben AAC und SBC auch die verlustarmen Codecs aptX Lossless, aptX Adaptive und aptX Classic unterstützen. Mehrere Geräte können gleichzeitig verbunden sein (Multipoint).
Die Laufleistung der Perl Pro ist mit bis zu acht Stunden stark. Die induktiv aufladbare Box bietet Reserven für weitere 24 Stunden, leere Stöpsel halten nach fünf Minuten im Case wieder eine Stunde durch.
Fazit
Die Denon Perl Pro haben sehr viel zu bieten. Der Glanzpunkt ist die individuelle Klangoptimierung, die aus einem guten einen grandiosen Sound machen kann. Aber auch das ANC, die Ausdauer und der Tragekomfort sind allererste Sahne. Mit 350 Euro sind die außergewöhnlich guten Ohrhörer aber leider auch außergewöhnlich teuer.
Quelle: ntv.de