Bluetooth, ANC, guter Akku Libratone Track+ ist ein In-Ear-Volltreffer
23.06.2018, 16:08 Uhr
Der Libratone Track+ macht eigentlich alles richtig.
(Foto: jwa)
Der Libratone Track+ ist ein ziemlich gelungener kabelloser In-Ear-Kopfhörer. Tragekomfort und Design stimmen, der Sound ist gut, die Akkulaufzeit lang und die Geräuschreduzierung effektiv. Gibt's auch einen Haken?
Es gibt Dinge, die wissen wohl alle Musikfans zu schätzen, die gerne mit Kopfhörern unterwegs sind. Der Komfort kabelloser Bluetooth-Verbindungen gehört sicher dazu, genau wie die wohltuende Stille einer gut funktionierenden Geräuschreduzierung. Wenn dann noch der Tragekomfort stimmt und die Akkulaufzeit nicht zu wünschen übrig lässt, ist eigentlich alles gut.
Der dänische Lifestyle-Audio-Hersteller Libratone hat schon mit seinen Q-Adapt-Kopfhörern gezeigt, dass er durchaus weiß, worauf es Musikfreunden ankommt. Jetzt ist das Headset Track+ da, ein In-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth, aktiver Geräuschreduzierung (Active Noise Cancellation, ANC) und langer Spielzeit, der gegen Schweiß geschützt ist und sich dank weicher Materialien bequem tragen lassen soll. Klingt prima, aber hält der 199 Euro teure Track+, der ab Ende Juni verkauft wird, in der Praxis auch, was er verspricht?
City Mix killt Lärm stufenweise
Nach zwei Testtagen im Dauereinsatz lautet das Kurzfazit: Ja, tut er, zumindest weitgehend. Für die ANC kommt Libratones eigene "City Mix"-Technologie zum Einsatz. Dabei werden die Umgebungsgeräusche stufenweise herausgefiltert. Drei NC-Stufen gibt es, dazu einen "Pass Through"-Modus, in dem die Umgebungsgeräusche durchgelassen werden – wer unbedingt beim Radfahren Musik hören muss, sollte diesen Modus nutzen. Die Geräuschreduzierung ist wirkungsvoll und gut abgestimmt und greift bei Bedarf auch automatisch ein, diese Funktion ist aber eher unnötig. Über die App kann man per "Ambient Monitoring" die Umgebungsgeräusche abhören, die Musik pausiert dann. Die App bietet außerdem einen Equalizer und erlaubt das Koppeln mit anderen Libratone-Bluetooth-Produkten, die dann simultan Musik abspielen können. Schade nur: Um die App zu nutzen, muss man sich erst registrieren und anmelden.
Die Bluetooth-Koppelung mit dem Smartphone läuft problemlos ab und Verbindungen sind stabil, Aussetzer traten im Test nicht auf. Entfernt man sich zu weit vom Abspielgerät, stoppt die Musik. Kommt man wieder in Reichweite, geht's automatisch weiter. Bei der Akkulaufzeit hat Libratone nicht zu viel versprochen, acht Stunden Spielzeit sind realistisch – das ist ein sehr guter Wert für diese Art von Bluetooth-In-Ears. Die Konkurrenz bringt es meist nur auf Werte von vier bis sechs Stunden.
Wie zum Beispiel bei Sennheisers Momentum Free und den günstigeren CX6.00BT sind die Hardware-Elemente – Bluetooth-Modul, Akku und Steuereinheit – an beiden Seiten des weichen und im Nacken etwas stabileren und dickeren Verbindungskabels gleichmäßig aufgeteilt. Dadurch liegt das Kabel sicher im Nacken und die mit Metall verkleideten Steuerungseinheiten hängen links und rechts am Hals auf gleicher Höhe. Von dort gehen die Kabel zu den Ohrhörern ab, die zwar etwas größer sind als bei Sennheiser, aber gut und bequem sitzen. Erst nach längerem Tragen drückt das Gehäuse der Ohrhörer leicht im Tester-Ohr. Silikonstöpsel in drei verschiedenen Größen und ein paar Silikonbügel für besseren Halt liegen dem Track+ bei.
Sicherer Halt im Ohr
Im Vergleich zu anderen Bluetooth-In-Ears mit Verbindungskabel ist Libratone die Umsetzung gut gelungen. Das dicke Nackenkabel liegt sicher und verrutscht beim Tragen kaum. Die Steuereinheiten bilden zwei stabile Anker, an denen die Kabel zu den Ohrhörern lose und mit genügend Spiel befestigt sind. Auch bei wilden Kopf- und Nackenbewegungen bleiben die Stöpsel sicher im Ohr sitzen, sodass man sie auch beim Sport oder beim Radfahren gut tragen kann. Das weiche Silikon fühlt sich zudem sehr angenehm an und Kabelsalat muss man mit den Track+ nicht befürchten. Trotzdem wäre ein Etui für den Transport angebracht, das liegt den In-Ears aber nicht bei.
Auch beim Thema Sound lässt sich der Track+ nicht lumpen. Bässe klingen im neutralen Modus satt und druckvoll, Mitten und Höhen sind ausgewogen, bieten ausreichend Details und sie treten weder zu sehr in den Hintergrund noch sind sie zu dominant. Bass und Höhen lassen sich auf Wunsch verstärken, die Klang-Unterschiede sind aber gering. Im Vergleich fehlt dem Track+ etwas von der Brillanz und Klarheit, die zum Beispiel Sennheisers Momentum Free auszeichnen. Das fällt aber nur dann auf, wenn man beide direkt gegenüberstellt, und der Track+ hat als starken Trumpf die wirklich gute Geräuschreduzierung auf seiner Seite.
Damit ist Libratone tatsächlich ein Kopfhörer gelungen, der in seiner Klasse ganz vorne mitspielt und sogar eine Art Sonderstellung einnimmt. Denn es gibt zwar gute kabellose In-Ears, die teils auch günstiger sind - Sennheisers Modelle, die etwas älteren Nuforce BE6 oder der Teufel Move BT zum Beispiel -, die haben dann aber kein ANC und oft kürzere Laufzeiten. Platzhirsch Bose hat mit dem QuietControl 30 zwar einen starken kabellosen Lärmschlucker mit ANC im Angebot, der ist aber mit 300 Euro deutlich teurer als die Libratone-Lösung. Ein ähnlich gutes Gesamtpaket wie die Track+ muss man lange suchen.
Quelle: ntv.de