Technik

Piraten-Open-World im Test "Skull and Bones" ist nichts für Landratten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
"Skull and Bones" lebt von seinen Gefechten zu See.

"Skull and Bones" lebt von seinen Gefechten zu See.

(Foto: Ubisoft)

Auf Jack Sparrows oder Blackbeards Spuren? Das Piratengenre soll mit dem Videospiel "Skull and Bones" neu aufleben. Die Open-World von Ubisoft setzt vor allem bei Gefechten auf hoher See Akzente. In einigen Bereichen offenbart der Titel aber auch Schwächen.

"Jo-ho Piraten und 'ne Buddel voll Rum" - die "Fluch der Karibik"-Reihe hat das Genre um die Freibeuter der Meere Anfang des Jahrtausends auf Filmebene ordentlich ausgeschlachtet, mit "Skull and Bones" nimmt Ubisoft einen neuen Anlauf im Bereich der Videospiele. Und weil dieser Anlauf durch den Entwicklungsbeginn vor rund zehn Jahren besonders lang war, stieg auch die Erwartung an das von Entwickler als AAAA-Titel (das ist ein A mehr als andere Titel mit großem Budget) bezeichnete Spiel stetig. Ob die Piraten-Open-World den Ansprüchen gerecht wird, hat ntv.de getestet.

Was in vielen großen Videospielen über Erfolg und Scheitern entscheidet, ist die Story. Und die ist in "Skull and Bones" leider nur rudimentär vorhanden. Als schiffbrüchiger Kapitän strandet der Spieler in der Piratenbucht Sainte-Anne, irgendwo im Pazifischen Ozean des 17. Jahrhunderts. Das Ziel ab hier: der größte Pirat der Meere zu werden. Argh! Das hört sich nach dem Piraten-Anime "One Piece" an, ist aber storytechnisch weniger kreativ. Im Spiel müssen zu Beginn erst einmal die Wünsche des Piratenfürsten der Insel, John Scurlock, erfüllt werden. Auftrag für Auftrag arbeitet man ab, Ruhm und Ansehen mehr und mehr auf.

Das ist in seiner Struktur ziemlich platt, dazu fehlt es an vielen Ecken an tragenden Figuren, die Wiedererkennungswert haben und durch das Gewirr an verschiedenen Ureinwohner-Clans, der französischen Marine und anderen Piraten führen könnten. Immerhin: Die Herangehensweise lassen die Entwickler offen. Man kann als blutrünstiger Seeräuber so ziemlich jeden Kutter versenken, der einem vor den Bug kommt oder aber auch über Handelsbeziehungen ein einflussreicher Freibeuter der Meere werden.

ANZEIGE
Skull and Bones - Standard Edition - Playstation 5
16
47,01 € 79,99 €
Zum Angebot bei amazon.de

Open World ein Hingucker

Hippo-Alarm in "Skull and Bones"

Hippo-Alarm in "Skull and Bones"

(Foto: Ubisoft)

Die von Ubisoft geschaffene Welt hat es dafür in sich, vor allem optisch. Die Mischung aus rauer See, kleinen Inseln und Buchten, zahlreichen Häfen und Handelsposten, die man ansteuern kann, funktioniert hervorragend und ist zudem detailreich und vor allem sehr lebendig gestaltet. Das liegt nicht nur an dem je nach Areal unterschiedlich Wellengang oder den Wettereinflüssen. Etliche Schiffe befahren Handelsrouten, befinden sich in kleinen oder größeren Gefechten, dazu gibt es eine aktive Fauna, bestehend aus Haien, Krokodilen und Nilpferden - die zu Beginn des Spiels auch mal euren Kutter attackieren.

Die Piratenbasis in Saint-Anne ist der zentrale Ankerpunkt in "Skull and Bones" und versprüht echten Piratencharme. Hier darf man sich ein wenig wie Jack Sparrow oder Käpt'n Blackbeard fühlen, wird mit Schatzsuchen, Kopfgeldern, Warenlieferungen, Sabotageakten oder der Jagd auf Seemonster beauftragt. Aber das sind nur einige Beispiele. Die Vielfalt der Aufträge überrascht dann doch.

Die Open-World im Spiel ist riesig - da schweift der Blick oft in die Ferne.

Die Open-World im Spiel ist riesig - da schweift der Blick oft in die Ferne.

(Foto: Ubisoft)

Auf Sainte-Anne sind mit dem Schiffsbauer, dem Zimmermann und dem Schmied auch die wichtigsten Crafting-Partner zu finden. Und das ist ebenfalls ein wichtiger Teil des Spielkonzepts. Es gibt enorm viele Ressourcen, die sich zu neuen Schiffen, Waffen wie Kanonen oder nützlichen Werkzeugen verarbeiten lassen. Säge, Spitzhacke und Co. benötigt man wiederum, um unterwegs Ressourcen wie Hölzer, Gesteine und Nahrung abzubauen. Ganz spannend dabei: Die Abbaumechanismen sind an kleine Geschicklichkeitsspiele gebunden, die über Erfolg und Ertrag entscheiden. Das Gleiche gilt für das Knacken von Schiffswracks, die überall auf der Karte verstreut zu finden sind und ordentlich Loot beinhalten. In einer kleinen Brecheisensimulation muss man hier den richtigen Moment abpassen, um die Schlösser zum Wrack zu knacken. So wird das stumpfe Aufsammeln gekonnt umschifft.

Piraten-Action oder Schiffe versenken?

Den Dreimaster ausmanövrieren - es kommt im Spiel auch auf Geschick an.

Den Dreimaster ausmanövrieren - es kommt im Spiel auch auf Geschick an.

(Foto: Ubisoft)

Aber "Skull and Bones" wäre nichts ohne die Schiffe. Zehn Typen gibt es, die sich ganz unterschiedlich ausstatten lassen. Das Grundprinzip ist aber einfach: An Bug, Backbord und Steuerbord werden Waffen platziert, eine Panzerung schützt den Rumpf und verschiedene Ausstattungsstücke verleihen dem Piratenkahn besondere Eigenschaften: beispielsweise beschleunigt eine mobile Zimmerei Reparaturarbeiten unterwegs, Schleifsteine erhöhen die Geschossgeschwindigkeit bei Kanonenkugeln. Spätestens hier fragt man sich: Geht es um den Piraten oder um das Schiff? Die optische Ausgestaltung der Gefährte ist sogar vielfältiger als der eigene Piratencharakter, dem man letztlich nur eine breite Palette an Klamotten überstülpen kann. Auf Kutter, Kreuzer und Kriegsschiffe kann sogar ein Lemur oder eine holzbeinige Katze als Maskottchen angeheuert werden.

Die sind in Gefechten zu See allerdings nur hübsche Accessoires. Mit Kanonen, die eine gewisse Zeit brauchen, um nachzuladen, muss gezielt auf Schwachpunkte anderer Schiffe gefeuert werden, im richtigen Moment schickt man die eigene Crew besser in Deckung. Mit Kanonen, Bombarden, Mörsern und Ballisten gibt es gleich mehrere Geschosstypen, die unterschiedliche Zielvorrichtungen und mehrere Munitionstypen haben. Dazu lassen sich angeschlagene Schiffe auch entern. Wer hier aber hofft, dass Säbel und Musketen gezückt werden, wird enttäuscht. Eine kleine Sequenz zum Kapern ist zu sehen, danach ist der gegnerische Kahn auch schon versenkt und geplündert.

Ganz sicher kein AAAA-Titel

Die Gefechte bergen dennoch das größte Spaßpotenzial in "Skull and Bones", weil es in Auseinandersetzungen mit einem oder mehreren Schiffen auf Feuerkraft, Präzision und Manövrierfähigkeit ankommt. Das ist anspruchsvoll und wird auch auf Dauer nicht langweilig. Dazu kann man plattformübergreifend mit anderen Spielern große Manöver und Raubzüge starten, berüchtigten Piraten oder ganzen Flotten den Garaus machen. Da Ubisoft ein ganzes Jahr an weiterem Content für das Spiel ausgetüftelt hat, sollte es immer wieder abwechslungsreiche Quests für Piratenfans geben.

Mehr zum Thema

Das Spiel hat also seine Stärken und Schwächen. Um ein Triple-A-Titel zu sein, fehlt aber einfach eine wirklich packende Story und die tragenden Charaktere. Es wurde einfach viel Potenzial liegengelassen. Umso besser funktionieren die Gefechte auf See, die wirklich actiongeladen und taktisch herausfordernd sein können. Ein netter Aspekt der Entwickler: Man kann das Spiel acht Stunden kostenlos testen und reinschnuppern. Es ist kein Spiel für Landratten, man muss schon ein Faible für Piraten oder die See haben. Wer aber dicke Schiffe, Kanonen mit ordentlich Wumms und auf Looten und Leveln steht, der wird mit dem Spiel seine Freude haben.

"Skull and Bones" ist ab sofort für Playstation 5, Xbox X/S und PC erhältlich.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen