Venezuela

Wie hart trifft der Preisverfall beim Rohöl die Staaten am Golf? Die Analysten von Standard & Poor's deuten mit dem Finger auf Saudi-Arabien. Nicht nur dort drohen die versiegenden Geldströme klaffende Löcher aufzureißen.

• Wie umgehen mit Saudi-Arabien? Das bigotte Spiel des Westens

Riesenschlangen vor den Geschäften, innen leere Regale, an der Kasse kaum genug Geld. Venezuela steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, die Inflation ist gigantisch. Die wirtschaftliche Lage in dem südamerikanischen Land ist ernst.

Kuba nähert sich an die USA an, Venezuela leidet unter dem fallenden Ölpreis und Argentinien kämpft gegen Hedgefonds. Die linken Regierungen Südamerikas haben 2014 die Schlagzeilen mitbestimmt. Doch dort ist nicht alles so wie es scheint.

Wegen des niedrigen Ölpreises muss Venezuela derzeit Einnahmeverluste von 30 bis 40 Prozent hinnehmen. Die Ratingagenturen malen ein düsteres Bild. Die Wirtschaft schrumpft, die Inflation ist hoch. Und die Bevölkerung fürchtet die Folgen.

Wegen des Ölpreisverfalls werfen Anleger die Staatsanleihen Venezuelas in hohem Bogen aus ihren Depots. Gleichzeitig steigen die Prämien der Kreditausfall-Versicherungen. Ein paar Möglichkeiten, das Ruder rumzureißen, hat Venezuela noch.

Bislang haben sich die wichtigsten Öl-Förderstaaten stets auf eine Linie beim Preis für das schwarze Gold einigen können. Doch damit ist es vorbei. Der Fracking-Boom zwingt die Giganten aus dem Nahen Osten zu einer neuen Politik. Es geht um Konkurrenten und Marktanteil.

Der sinkende Ölpreis bringt Venezuelas Regierung in ernste Schwierigkeiten. Am Finanzmarkt wird laut darüber nachgedacht, ob dem Land bald das Geld ausgeht. Der Finanzminister bittet: "Vertraut uns!" Von Jan Gänger

Die Lage ist offenbar ernst: Die fallenden Erträge aus dem Ölexport reißen in Russland und Venezuela klaffende Lücken in den Staatsetat. Eilig bemühen sich die beiden Länder um eine neue Rohöl-Allianz jenseits der Opec.

Der Preisverfall am Rohölmarkt macht einzelne Förderländer zunehmend nervös: Venezuela ruft die Mitglieder der Opec zu Beratungen zusammen. Ziel dürfte eine möglichst zügige Drosselung des Ölangebots am Weltmarkt sein - mit entsprechenden Folgen.

Venezuela nimmt 96 Prozent seiner Devisen mit dem Verkauf von Öl ein. Der jüngste Preisverfall trifft das südamerikanische Land daher sehr hart. Gleichzeitig muss Venezuela seine Kredite teurer bezahlen. Die Regierung will nun unkonventionell gegensteuern.

• Verlierer ist nicht nur Russland Wehe, wenn der Ölpreis fällt