Erhebung des WSI-Instituts Streikbilanz für 2024: Weniger Ausfalltage aber mehr Arbeitsniederlegungen
11.09.2025, 09:40 Uhr
(Foto: IMAGO/avanti)
Die Zahl der durch Streiks ausgefallenen Arbeitstage ist in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Gleichzeitig haben aber mehr Beschäftigte an Arbeitsniederlegungen teilgenommen, wie aus der jährlichen Streikbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht.
Insgesamt fielen demnach 2024 etwa 946.000 Arbeitstage aus, nach rund 1,5 Millionen im Rekordjahr 2023. Zugleich nahmen mit 912.000 Menschen mehr Beschäftigte an den Streiks teil als im Vorjahr. Grund dafür waren dem WSI zufolge vor allem breite, aber kurze Warnstreiks etwa in der Metall- und Elektroindustrie. Trotz des Rückgangs lag das Arbeitskampfvolumen über dem Mittel der vergangenen zehn Jahre.
Hauptgrund für die Arbeitskämpfe war den Forschern zufolge der Versuch der Gewerkschaften, die Reallohnverluste aus der vorangegangenen Inflationswelle auszugleichen. So kam es im Bauhauptgewerbe zur ersten großen Streikbewegung seit 20 Jahren, nachdem die Arbeitgeber einen Schlichterspruch abgelehnt hatten.
Zudem ging es häufig nicht nur um Geld, sondern auch um die Abwendung von Standortschließungen und Kündigungen, etwa bei Volkswagen, oder um bessere Arbeitsbedingungen wie im öffentlichen Nahverkehr. Im internationalen Vergleich der vergangenen zehn Jahre liege Deutschland bei der Zahl der Streiktage pro 1000 Beschäftigte weiterhin im Mittelfeld.
Die Arbeitskampfbilanz des WSI beruht auf Gewerkschaftsangaben, Pressemeldungen und eigenen Medien-Recherchen. Die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) stützt sich dagegen auf Meldungen der Arbeitgeber, die als lückenhaft gelten. Daher weist die BA in der Regel eine geringere Zahl von Streikbeteiligten und Ausfalltagen aus. Im Jahr 2023 hatte die Zahl der von Streiks begleiteten Tarifkonflikte mit 312 Arbeitskämpfen ein Rekordhoch erreicht.
Quelle: ntv.de, rts