Mehr Wachstum, weniger Gewinn Amazon lässt sich feiern
27.04.2012, 08:19 Uhr
Digital, globalisiert, erfolgreich: Amazon steht für den Umbruch im Einzelhandel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Einzelhandel über das Internet wächst weiter rasant: Mit günstigen Preisen, kostenlosem Versand und neuen Produkten lockt der weltgrößte Onlinehändler Kunden an und sichert sich Marktanteile. In New York ziehen die Amazon-Aktien zeitweise zweistellig an.

Verkaufskanal für elektronische Inhalte: Jeff Bezos präsentierte den Kindle Fire im Herbst 2011 persönlich.
(Foto: REUTERS)
Anziehende Verkäufe haben dem weltgrößten Online-Einzelhändler Amazon einen Gewinn deutlich über Erwartungen beschert. Der Internet-Konzern verkündete am Vorabend nach US-Börsenschluss außerdem Fortschritte bei der Kostenreduktion. Der Nettogewinn fiel zwar auf 130 Mio. Dollar (99 Mio. Euro) nach 201 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum. Mit 28 Cent je Aktie lag er jedoch um ein mehrfaches über den sieben Cent je Aktie, die Analysten erwartet hatten.
Der Umsatz kletterte um 34 Prozent auf 13,18 Mrd. Dollar und lag damit ebenfalls höher als vorhergesagt. Amazon-Aktien schossen im nachbörslichen Handel um fast 15 Prozent in die Höhe.
Experten verwiesen auf den zunehmend Absatz von digitalen Inhalten wie Medien und Spiele - auch über den " ", den Hoffnungsträger des Konzerns aus der Produktkategorie der sogenannten . Dies zeige, dass die vom US-Unternehmen angestrebte stärkere Ausrichtung auf derartige Produkte an Fahrt gewinne. Jordan Rohan von Stifel Nicolaus sprach insbesondere von einem Zeichen, dass die Lesegeräte Kindle und das neue Kindle Fire wie geplant den Absatz der digitalen Produkte vorantrieben.
Mit den Geräten wie dem Kindle konkurriert Amazon direkt mit dem . Beide Unternehmen werben um die selbe Zielgruppe. In einer Konferenzschaltung erklärten Amazon-Manager, der Absatz dürfte sich in den kommenden Monaten wohl weiter beschleunigen.
In der Tat: Amazon wächst was das Zeug hält. Das rasante Wachstum hat allerdings eine Kehrseite: Der Gewinn leidet seit einiger Zeit. Der Ebay-Rivale verdiente im ersten Quartal 35 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Nicht nur, dass Amazon an der Preisschraube dreht oder in ein Download-Portal für Software und Spiele investiert. Auch der Ausbau der Logistikzentren geht ins Geld.
Wachstum um jeden Preis?
Die trotz des deutlichen Gewinnrückgangs überaus positive Reaktion im nachbörslichen Handel erklärten Beobachter mit den Erwartungen: Die Analysten hätten einen weit schlimmeren Einbruch befürchtet. Amazon selbst hatte sogar einen Verlust nicht ausschließen wollen.
Immerhin: Die Strategie - Wachstum um jeden Preis - hat aber offensichtlich Erfolg: Verkaufsschlager war erneut der kleine Tabletcomputer Kindle Fire. Das Gerät kostet nur halb so viel wie ein Apple iPad.
Amazon geht auch im laufenden zweiten Quartal von einem deutlichen Umsatzzuwachs aus zwischen 20 und 24 Prozent. Der Konzern warnte gleichzeitig erneut vor der Möglichkeit, Verlust zu machen. Das operative Minus könne schlimmstenfalls bei 260 Mio. Dollar liegen, hieß es.
Amazon fährt zweigleisig: Auf der einen Seite ist das Unternehmen ein klassischer Onlinehändler, der mit günstigen Preisen die Konkurrenz auszubooten versucht. Auf der anderen Seite entwickelt sich Amazon immer mehr zum Anbieter von Inhalten wie Filmen und Musik. Dazu hat Amazon auch den Kindle Fire herausgebracht. Das dritte Standbein sind Internetservices wie Cloud-Dienste.
Quelle: ntv.de, dpa/rts