Fusion zwischen EADS und BAE Aus Mega-Deal wird Hängepartie
05.10.2012, 16:26 Uhr
Die Mega-Fusion der Rüstungsunternehmen EADS und BAE Systems steht offenbar vor dem Aus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der geplante Zusammenschluss von EADS und BAE Systems zur größten Waffenschmiede der Welt steckt fest: Deutschland, Frankreich und Großbritannien können sich nicht einigen, wer wieviele Anteile an dem neuen Megakonzern halten sollen. Doch damit ist der Poker noch nicht vorbei.
Wegen des Streits um staatliche Beteiligungen befinden sich die Verhandlungen über eine Fusion der Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems in einer Sackgasse. Nach Angaben aus informierten Kreisen würde Großbritannien eine Beteiligung Deutschlands und Frankreichs von jeweils neun Prozent an dem neuen Konzern akzeptieren. London verlangt demnach aber im Gegenzug, dass sich Paris schriftlich verpflichtet, darüber hinaus keine Anteile vom französischen Lagardère-Konzern zu kaufen. Das wiederum lehnt die französische Regierung ab.
"Es bleiben nur noch wenige Tage, aber ich weiß nicht, wie oft sie sich noch treffen wollen", sagte ein Industrievertreter nach einer Videokonferenz der Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Staatschef François Hollande und des britischen Premiers David Cameron. EADS wies Berichte zurück, die Fusion sei geplatzt. "Wir sind von den Regierungen über den Status der Gespräche informiert worden", sagte ein Sprecher des Konzerns. "Aber uns ist zu keiner Zeit vermittelt worden, dass der Deal gescheitert sei."
Auch BAE verneint das Ende der Bemühungen: "Wenn der Deal gescheitert wäre, dann würde BAE das mitteilen", sagte eine Sprecherin. "Wir kommentieren das nicht", hieß es im Bundespresseamt. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte es am Freitag zum wiederholten Male abgelehnt, sich zum Stand der Fusionsgespräche zu äußern. Das werde die Regierung erst tun, wenn Entscheidungen getroffen seien, sagte er.
Damit dürfte der Verhandlungspoker wohl in die Verlängerung gehen. Im Streit um den künftigen politischen Einfluss auf den Mega-Konzern konnten die Regierungen noch keine gemeinsame Linie finden, verlautete aus französischen Regierungskreisen. Zwar würden die Gespräche zwischen den drei Staaten fortgesetzt. Doch werde es wohl nicht mehr zu einer Einigung vor der bislang gesetzten Frist vom 10. Oktober kommen. Vielmehr sei eine Verlängerung der Deadline um 28 Tage wahrscheinlich.
Fusion in schwierigem Fahrwasser
EADS und BAE hatten Mitte September bekanntgegeben, über eine Fusion zu verhandeln. Bis kommenden Mittwoch müssen sie gemäß britischer Börsenregeln das Zustandekommen oder Scheitern des Geschäfts verkünden - oder eine Fristverlängerung beantragen. Der Streit um die staatlichen Beteiligungen an dem neuen Konzern ist der Knackpunkt der Fusion und könnte zu einem Scheitern führen.
Schon in den letzten Tagen war klargeworden, dass sich das Fusionsvorhaben in schwierigem Fahrwasser bewegte. Deutschland pocht darauf, sich wie Frankreich mit 15 Prozent an EADS zu beteiligen, was einem Anteil von neun Prozent am neuen Fusionsunternehmen entspräche. Dies würde aber dem Ziel von EADS-Chef Tom Enders widersprechen, den Konzern so weit wie möglich frei von politischen Einflüssen zu machen. Enders ist gegen eine Staatsbeteiligung und will Deutschland, Frankreich und Großbritannien über eine sogenannte goldene Aktie ein Vetorecht gegen feindliche Übernahmen zusichern. Er fürchtet andernfalls Nachteile im Rüstungs-Exportgeschäft.
EADS-Großaktionäre kritisierten zudem das Wertverhältnis von 60 zu 40 zugunsten der Airbus-Mutter als nachteilig. Auch die Frage, ob Deutschland Sitz einer Kern-Konzernaktivität oder womöglich des Firmensitzes wird, war strittig. EADS-Chef Enders hatte zuletzt noch versucht, Deutschland mit der Aussicht zu ködern, dass er für wichtige Bereiche Job- und Standortgarantien gewähren könnte. EADS beschäftigt in Deutschland an 29 Standorten knapp 50.000 Menschen.
Der französische Staat hält derzeit knapp 15 Prozent an EADS, weitere 7,5 Prozent der französische Konzern Lagardère. Es gilt als ausgemacht, dass sich Lagardère mittelfristig von Anteilen trennen will. Auf deutscher Seite hält Daimler 22,35 Prozent; 7,5 Prozent sind im Besitz eines Konsortiums, die Stimmrechte hält ebenfalls Daimler.
Quelle: ntv.de, hvg/rts/AFP