Wirtschaft

Staaten sollen Einfluss abgeben EADS und BAE greifen an

EADS-Chef Thomas Enders und BAE-Chef Ian King wollen, dass die bisherigen Großaktionäre bei einer Fusion ihre Sonderrechte aufgeben.

EADS-Chef Thomas Enders und BAE-Chef Ian King wollen, dass die bisherigen Großaktionäre bei einer Fusion ihre Sonderrechte aufgeben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Chefs von EADS und BAE gehen für die geplante Fusion der Rüstungsunternehmen in die PR-Offensive: Die bisherigen Großaktionäre müssen die Sonderrechte aufgeben, die den Konzern blockieren, fordern Thomas Enders und Ian King in einem Zeitungsbeitrag. Doch Berlin und Paris schmieden schon neue Pläne, um ihren Einfluss bei der Waffenschmiede zu wahren - der Deal könnte schon bald platzen.

Die Spitzen von EADS und BAE Systems haben für die geplante Fusion ihrer Unternehmen einen Ausstieg der EADS-Großaktionäre wie Daimler und Frankreich verlangt. Enders und King sprechen sich dafür aus, bei der Fusion die bisherigen Sonderrechte der drei Großaktionäre - des deutschen Daimler-Konzerns, des französischen Lagardère-Konzerns und des französischen Staates - bei EADS abzuschaffen: "Wir schlagen vor, die Shareholder-Verträge, die derzeit Daimler, Lagardere und dem französischen Staat die gemeinsame Kontrolle über EADS ermöglichen, aufzuheben", schrieben Ender und King in einem Gastbeitrag der "Süddeutschen Zeitung", der auch auf der Webseite der Zeitung "Le Monde" erschien.

Gleichzeitig müsse es Vereinbarungen geben, die "die Sicherheitsinteressen der Regierungen wahren, mit denen wir zusammenarbeiten". Dabei geht es namentlich um Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die USA. Die Rechte der drei europäischen Staaten sollen nach den Vorstellungen der Unternehmenschefs dadurch gewährleistet werden, dass sie mit ihrem Veto verhindern können, dass ein einzelner Aktionär mehr als 15 Prozent des Unternehmenskapitals übernimmt. Außerdem soll es Beschäftigungsgarantien geben. Für die USA soll es nach dem bereits existierenden Modell bei BAE Sondergarantien geben, soweit die nationale Sicherheit betroffen ist.

EADS-Chef Enders hat immer wieder deutlich gemacht, dass er den Staatseinfluss in seinem Unternehmen zurückdrängen möchte. Noch am vergangenen Mittwoch hatte er erklärt, Beispiele in seiner Branche zeigten, dass ein solcher staatlicher Einfluss nicht nötig sei. In dem gemeinsamen Namensbeitrag mit BAE-Chef King schrieb er, es gehe um einen "ganz normalen Unternehmensbetrieb" bei dem alle Aktionäre, kleine wie große, die gleichen Rechte hätten. Das Fusionsprojekt verteidigten die beiden Manager mit der Darstellung, es gebe die Chance, "etwas noch Größeres und Besseres zu schaffen". Daher müsse man zugreifen.

Der Deal könnte schon bald platzen

Unter Berufung auf Industriekreise hieß es in der Zeitung aber auch, die Unternehmen könnten schon am Mittwoch die Fusion absagen, sollte sich keine Einigung in den vielen Streitfragen abzeichnen. Frankreich und Deutschland haben sich einem Medienbericht zufolge schon auf eine gemeinsame Strategie geeinigt, um ihren Einfluss bei der Waffenschmiede zu wahren: Beide Regierungen sollten jeweils neun Prozent an dem neuen Konzern halten, berichtete das Magazin "Der Spiegel" unter Berufung auf Spitzenbeamte. Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Philipp Rösler wollte das weder dementieren noch bestätigen.

Nach Informationen aus verhandlungsnahen Kreisen zeichnet sich in der Tat ein Erhalt der deutsch-französischen Machtbalance ab, wie er seit Jahren auch schon bei EADS besteht. Das genaue Modell dafür sei aber noch in der Diskussion. Käme es zu einer Beteiligung von jeweils neun Prozent für den deutschen und den französischen Staat an dem neuen Unternehmen, müsste die deutsche Regierung über die staatliche KfW-Bank erst einmal 15 Prozent der EADS-Aktien erwerben. Entsprechende Mittel seien im Bundeshaushalt schon bereitgestellt, berichtete das Magazin.

Unterdessen forderte der französische EADS-Aktionär Lagardere Nachbesserungen an den Fusionsplänen. "Trotz des industriellen und strategischen Potenzials, das ihm zugeschrieben wird, hat dieser Plan noch nicht gezeigt, dass er Wert für EADS schafft", erklärte Lagardere. "Lagardere betrachtet die Fusionsbedingungen zwischen EADS und BAe derzeit als nicht zufriedenstellend." Das EADS-Management müsse daher den Interessen der Lagardere-Aktionäre besser Rechnung tragen. Die Kritik des Aktionärs bezieht sich offenbar auf das Wertverhältnis bei der Fusion von 60 zu 40 zugunsten von EADS. Das hält auch die deutsche Regierung auf den ersten Blick für nachteilig für den Luft- und Raumfahrtkonzern.

EADS und BAE Systems hatten Mitte September bekannt gegeben, über eine Fusion zu verhandeln. Der neue Konzern wäre das weltweit größte Unternehmen für Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungstechnik und größer als der US-Konkurrent Boeing. EADS beschäftigt hierzulande rund 50.000 Mitarbeiter an 29 Standorten.

Quelle: ntv.de, hvg/rts/AFP/rts

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