Zu viel Euro-Geschwafel Barroso pfeift Politiker zurück
26.11.2010, 14:02 UhrUngewöhnt scharf kritisiert EU-Kommissar Barroso die Kommentare von Politikern zur Euro-Krise. Das Problem sei, dass politische Entscheidungsträger jeden Tag einen Kommentar abgeben, aber keine Entscheidungen treffen. Auslöser ist ein Bericht, nach dem die Euroländer Portugal unter den Rettungsschirm drängen.

Barroso hat eher den Ruf eines Chamäleons, das die Farbe immer dem Hintergrund anpasst.
(Foto: REUTERS)
Mit Nachdruck hat EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso einem Bericht widersprochen, wonach Portugal von europäischen Ländern zu Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm gedrängt werde. Ein Hilfsplan sei von dem Land "weder verlangt noch ihm vorgeschlagen" worden, sagte Barroso in Paris.
Der EU-Kommissionspräsident fügte hinzu: "Ich glaube, dass eines der Probleme, die wir unlängst gehabt haben, darin besteht, dass es politische Entscheidungsträger gibt, die jeden Tag einen Kommentar abgeben statt Entscheidungen zu treffen."
Namen oder Länder nannte Barroso dabei nicht. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) war zuletzt von anderen Europäern vorgeworfen worden, durch ihre Einschätzungen zu Irland noch Öl ins Feuer der Euro-Krise zu gießen.
"Alles komplett falsch"
Vor Barroso hatte bereits Portugal einen Bericht der "Financial Times Deutschland" zurückgewiesen, wonach das Land von der Europäischen Zentralbank (EZB) und einer Mehrheit der Euro-Länder zu Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm gedrängt werde. Der Bericht sei "komplett falsch", sagte eine Sprecherin von Ministerpräsident José Socrates. Auch die Bundesregierung dementierte, dass sie Druck auf Portugal ausübe.
Die Zeitung hatte berichtet, durch Hilfen für Portugal solle das Nachbarland Spanien vor einer Rettungsaktion bewahrt werden. Die Kosten, falls Spanien in den Strudel der Euro-Krise geraten würde, werden auf ein Vielfaches der Rettungsaktion für Irland eingeschätzt, für das rund 85 Mrd. Euro an Hilfen bereitgestellt werden sollen.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP