90 Prozent an den Drehkreuzen Bodenpersonal-Streik lässt Großteil der Lufthansa-Flüge ausfallen
07.02.2024, 10:13 Uhr Artikel anhören
Wegen des Warnstreiks des Lufthansa-Bodenpersonals müssen mehr als 100.000 Passagiere umplanen. An den Flughäfen Frankfurt, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf geht laut Verdi fast nichts mehr. Im Tarifkonflikt lehnt die Gewerkschaft das Angebot der Fluggesellschaft als "völlig unzureichend" ab.
Der Streik des Bodenpersonals der Lufthansa ist angelaufen und hat zur Annullierung des Großteils der Flüge der Airline geführt. An den Drehkreuzen Frankfurt am Main und München seien rund 90 Prozent der Abflüge betroffen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. An den Flughäfen in Hamburg, Berlin und Düsseldorf fielen demnach die Zubringer-Flüge zu den Drehkreuzen aus.
Die Lufthansa hatte Fluggäste auf annullierten Flügen im Voraus gebeten, sich nicht zum Flughafen zu begeben. Dort könnten sie keine Hilfe erwarten. Betroffene Kundinnen und Kunden können demnach kostenlos umbuchen. Wer einen innerdeutschen Flug gebucht habe, könne darüber hinaus sein Ticket auf der Internetseite der Lufthansa in einen Bahngutschein umwandeln.
Nach Angaben der Fluggesellschaft müssen voraussichtlich mehr als 100.000 Passagiere ihre Reisepläne ändern. Ein Verdi-Sprecher sagte in Frankfurt, die Streikbereitschaft sei überaus hoch. Die Gewerkschaft gehe davon aus, dass die Lufthansa auch das stark gekürzte Flugprogramm voraussichtlich nicht durchführen könne wie geplant.
Der von Verdi für 27 Stunden angesetzte Warnstreik hatte am Morgen mit Schichtbeginn um 4 Uhr begonnen und soll bis Donnerstagfrüh um kurz nach 7 Uhr gehen. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten am Boden in den Konzerngesellschaften Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo und weiteren.
Nächste Verhandlungsrunde am Montag
Verdi fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von einem Jahr. Außerdem soll es eine konzernweite Inflationsprämie von 3000 Euro geben. Die Lufthansa verweist auf zurückliegende Lohnsteigerungen und hat für einen Zeitraum von drei Jahren 13 Prozent mehr Geld sowie eine Inflationsprämie angeboten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Montag geplant.
Laut Verdi hat die Lufthansa in den Verhandlungen bisher ein "völlig unzureichendes Angebot" vorgelegt. Die Gewerkschaft fordert insbesondere eine höhere Mindestgehaltserhöhung als die bisher gebotenen 200 Euro im Monat sowie eine deutlich kürzere Laufzeit des Tarifvertrags. Sie verweist auch auf die sehr gute wirtschaftliche Lage der Airline.
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann verwies auf "enorme Investitionsbedarfe in neue treibstoffärmere Flugzeuge, in neue Sitze, in digitale Reiseerlebnisse. Alles das muss finanziert werden." Das Angebot einer Steigerung von Gehalt und weiteren Bestandteilen von bis zu 13 Prozent über die kommenden drei Jahre solle erst einmal verhandelt werden. Doch stattdessen eskaliere Verdi.
Mit Kritik und Unverständnis hat auch die Union auf den Streik des Lufthansa-Bodenpersonals an mehreren deutschen Flughäfen reagiert. "Natürlich ist der Arbeitskampf ein legitimes Mittel in Tarifkonflikten", sagte Unionsfraktionsvize Ulrich Lange. "Aber vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen zu solch drastischen Maßnahmen zu greifen, ist für mich schwer nachvollziehbar."
Lufthansa-Warnstreik betrifft fünf deutsche Flughäfen
Betroffen sind bis Donnerstagmorgen die Drehkreuze Frankfurt und München sowie Berlin, Düsseldorf und Hamburg: In Frankfurt am Main waren bereits zuvor 80 bis 90 Prozent der rund 600 geplanten Starts und Landungen der Lufthansa-Kernmarke sowie des konzerneigenen Zubringers Air Dolomiti abgesagt worden.
In München fällt mehr als die Hälfte aller Flüge aus. Von normalerweise rund 730 Flugbewegungen aller Gesellschaften sind gut 400 Starts und Landungen betroffen. Dabei handelt es sich laut Flughafen nahezu ausschließlich um Flüge der Lufthansa und ihrer Partner.
Am Hauptstadtflughafen BER entfallen alle abgehenden und ankommenden Lufthansa-Flüge. Insgesamt handelt es sich um 46 Flugbewegungen. In Düsseldorf fallen 14 der 15 geplanten Lufthansa-Verbindungen nach München und Frankfurt aus. Bei den Ankünften sind es laut Flughafen 13 von 14 Flügen. Andere Gesellschaften müssen allenfalls mit Verzögerungen rechnen, weil auch das Personal streikt, das Flugzeuge mit Spezialfahrzeugen vom Terminal zu den Rollwegen schleppt.
In Hamburg fallen die 23 geplanten Lufthansa-Abflüge aus, wie aus dem Online-Flugplan des Flughafens hervorgeht. Dabei handelt es sich um zwölf Flüge nach München und elf nach Frankfurt. Im Gegenzug fallen auch die Ankünfte mit Start an diesen beiden Drehkreuzen aus.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa