90 Prozent aller Lotsen melden sich krank Chaos auf Spaniens Flughäfen
03.12.2010, 19:54 Uhr
Bis Samstagmittag geht nichts mehr.
(Foto: dpa)
Ein wilder Fluglotsen-Streik stürzt den Flugverkehr über Spanien ins Chaos. Der gesamte Luftraum über dem Land und seinen Inseln wird bis Samstagmittag gesperrt. Nur noch Andalusien war offen. Hunderttausende Passagiere sind betroffen. Etwa 90 Prozent aller Fluglotsen melden sich krank, nachdem die Regierung mitgeteilt hatte, die Flughafenbehörde AENA teilprivatisieren zu wollen.
Wegen eines wilden Fluglotsen-Streiks ist der Luftraum über Spanien am Freitagabend fast vollständig gesperrt worden. Lediglich über Andalusien im Süden des Landes gibt es noch Flugverkehr. Betroffen sind neben dem Airport der spanischen Hauptstadt Madrid auch Barcelona, die Balearen-Inseln Mallorca, Menorca und Ibiza sowie die kanarischen Inseln, wie die Flugsicherung AENA mitteilte. Sie ist auch Betreiberin aller inländischen Flughäfen. Etwa 90 Prozent der Fluglotsen hätten sich in einer geschlossenen Aktion überraschend krank gemeldet und erklärt, nicht arbeiten zu können.
Die Flughäfen würden bis mindestens 11.00 Uhr am Samstag geschlossen bleiben, sagte ein Sprecher der spanischen Fluggesellschaft Iberia. . Das Unternehmen strich alle Flüge von und nach Spanien bis Samstagmittag 11.00 Uhr.
Am Abend sollte ein Treffen der AENA mit der europäischen Flugsicherung Eurocontrol und der US-Behörde FAA stattfinden, um über die Transatlantikflüge zu beraten. AENA verurteilte die Aktion als "untragbar" und "unverantwortlich".
Hunderttausende betroffen
"Wir werden diese Erpressung, bei der Bürger als Geiseln genommen werden, nicht erlauben", sagte Verkehrsminister José Blancosagte. Die spanische Regierung versuchte, die Fluglotsen per Dekret zu ihrem Dienst zu verpflichten und forderte die Streikenden "ultimativ" auf, zu ihren Arbeitsplätzen zurückzukehren. Andernfalls würde das Militär formal die Kontrolle über die Tower übernehmen und damit die Fluglotsen militärischem Kommando unterstellen. Sich dem Militär zu verweigern, hätte eine schwerwiegendere Strafe zur Folge.
Die Schließung der Flughäfen trifft zeitlich mit dem Beginn eines langen Wochenendes in Spanien zusammen: Montag und Mittwoch sind dort freie Tage, es war eine große Reisewelle erwartet worden. Nach Angaben der Fluggesellschaft Iberia saßen etwa 200.000 Reisende fest.
Hintergrund der Aktion ist offenbar eine Maßnahme der Regierung, um den Haushalt zu sanieren. Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte unter anderem mitgeteilt, bis zu 49 Prozent von AENA verkaufen zu wollen und die Flughäfen von Madrid und Barcelona unter ein privates Management zu stellen. Das trifft auch bei Fluglotsen auf Widerstand, da im Zuge der Teilprivatisierung ihre Dienstzeiten neu geregelt werden.
Auf den Flughäfen bildeten sich lange Warteschlangen vor den Schaltern, die Passagiere traf der Streik völlig unvorbereitet. Bei der Lufthansa kam es nach Angaben eines Sprechers zu Verspätungen und Flugausfällen. Wie eine Air-Berlin-Sprecherin sagte, mussten mehrere Maschinen der Fluglinie umgeleitet werden. In Spanien festsitzende Passagiere seien in Hotels unterbracht worden.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa