Wirtschaft

Geheimlager für Seltene Erden? China baut Reserven auf

"Die Heimat der Seltenen Erden heißt Sie willkommen!", soll es auf diesem Denkmal in der Nähe von Damao heißen, einer Stadt in der chinesischen autonomen Region der Inneren Mongolei.

"Die Heimat der Seltenen Erden heißt Sie willkommen!", soll es auf diesem Denkmal in der Nähe von Damao heißen, einer Stadt in der chinesischen autonomen Region der Inneren Mongolei.

(Foto: REUTERS)

Seit den jüngsten Exportbeschränkungen sind die exotischen Namen der Seltenen Erden in aller Munde: Mit der künstlichen Verknappung der Industriemetalle elektrisieren die Machthaber in Peking nicht nur den internationalen Rohstoffhandel. Nun will das Riesenreich strategische Reserven anlegen. China sichert sich so zusätzliche Macht.

Arbeiten in der Metallschmelze: In den Tiegeln simmert Lanthanum, eines von 17 Elementen aus der Gruppe der Seltenen Erden.

Arbeiten in der Metallschmelze: In den Tiegeln simmert Lanthanum, eines von 17 Elementen aus der Gruppe der Seltenen Erden.

(Foto: REUTERS)

China will einem Zeitungsbericht zufolge seine Kontrolle über weltweit begehrte Industrierohstoffe verstärken. Für zehn Metalle, darunter mehrere sogenannte Seltene Erden, sollten strategische Reserven angelegt werden, berichtete die chinesische Staatszeitung "Shanghai Securities News" unter Berufung auf eine Regierungsstudie. Einlagern will die Volksrepublik demnach Vorräte an Metallen wie Wolfram, Antimon, Molybdän, Zinn, Indium, Germanium, Tantal und Zirkonium. Laut "China Securities Journal" plant das chinesische Handelsministerium zudem, die Exportquoten für ausgewählte Metalle zusätzlich um jährlich zwei bis drei Prozent zu reduzieren.

Das Ministerium hatte bereits tags zuvor angekündigt, die Exportquoten für Seltene Erden 2011 weiter zurückzufahren. China hatte die Exportquoten in diesem Jahr um rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesenkt und dies damit begründet, die Ressourcen schonen zu wollen. Die künstliche Verknappung hatte weltweit Besorgnis ausgelöst. Vor allem Industrienationen mit starken Schwerpunkten in der Elektrotechnik sind von einer regelmäßigen Belieferung zu vertretbaren Preisen abhängig.

Stress in der Beschaffungsabteilung

Derzeit werden 97 Prozent der weltweit benötigten Seltenen Erden in China gefördert. Die Rohstoffe werden etwa in Computern, Halbleitern, Rüstungsgütern oder Windturbinen verwendet. China verfügt aufgrund von Kostenvorteilen an den heimischen Lagerstätten seit einigen Jahren über ein Beinahemonopol beim Abbau der Seltenen Erden. Zu diesen essenziellen Industriemetallen gehören chemische Elemente, die unter anderem auch für den Bau leistungsstarker Batterien von Elektroautos benötigt werden.

"Sei der Hüter der Seltenen Erden!": Aufschrift auf einer Mauer außerhalb einer Metallschmelze bei Baotou.

"Sei der Hüter der Seltenen Erden!": Aufschrift auf einer Mauer außerhalb einer Metallschmelze bei Baotou.

(Foto: REUTERS)

Bisher sind die Rohstoffe auf dem Weltmarkt relativ billig, auch weil in China beim Abbau der Metalle sehr niedrige Umweltstandards gelten. Mit einer Reserve könnte China die Preise auf dem Weltmarkt besser beeinflussen. Schon in den vergangen Jahren hatte China den Export der Seltenen Erden nach und nach leicht eingeschränkt, um die Preise besser bestimmen zu können. Auch in Kreisen der Bundesregierung undd er deutschen Wirtschaft wächst die Sorge, dass mit einer schärferen Kontrolle in China die Spezialrohstoffe auch für deutsche Firmen knapper werden könnten. Zuletzt hatte das Kabinett eine nationale Rohstoffstrategie beschlossen, mit der künftig der Zugang deutscher Firmen zu Seltenen Erden besser gewährleistet werden soll.

Erst kürzlich hatten offizielle Stellen in Peking vor diesem Hintergrund beteuert, China wolle seine Macht bei seltenen Rohstoffen nicht als politisches Druckmittel einsetzen. "China wird seltene Erden nicht als Verhandlungsargument nutzen", sagte der Sprecher des chinesischen Industrieministeriums. Sein Land hoffe vielmehr auf eine Zusammenarbeit mit anderen Staaten, von der alle Seiten profitieren könnten. Gleichzeitig sollten diese "nicht erneuerbaren Vorkommen" aber geschützt werden. Zuvor hatte Japan den Chinesen vorgeworfen, die Exporte an Seltenen Erden im Zusammenhang mit diplomatischen Spannungen gedrosselt zu haben.

ETF-Anbieter springen auf

Am boomenden Geschäft mit Seltenen Erden können sich Investoren seit kurzem auch mit einem börsennotierten Indexfonds (ETF) beteiligen. Der US-Fondsanbieter Van Eck Global kündigte kürzlich einen ETF auf Aktien von Unternehmen an, die diese Spezialmetalle fördern, aufbereiten und vertreiben. Vergleichbare Produkte für Kleinanleger gab es bislang nicht.

Insgesamt umfasst die Nische der exotischen Industriemetalle 17 Seltene Erden, darunter Lutetium, Cerium und Europium. Zweitstärkstes Förderland nach China ist Indien. Eine zunehmende Beschränkung der Förderung in China dürfte die Sorgen vor Engpässen in der Industrie neu anfachen und nach Ansicht von Experten wohl auch die Preise dieser Rohstoffe weiter in die Höhe treiben.

Der neue Fonds mit dem Namen "Rare Earth/Strategic Metals ETF" soll nur in den USA vertrieben werden, wo Van Eck zu den größten Anbietern börsennotierter Indexfonds gehört. Außerhalb der USA ist Van Eck bislang kaum aktiv. Der ETF soll den "Market Vectors Emerging Markets Rare Earth/Strategic Metals Index" abbilden. Dieser umfasst 24 kleine und mittelgroße Unternehmen, die hauptsächlich in Australien, Kanada, den USA, China und Japan notiert sind. Der ETF bildet diesen Index nach, indem er direkt in die entsprechenden Aktien investiert.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen