Trickreicher Dividendensegen Citigroup vor der Nagelprobe
18.01.2011, 10:01 UhrWenn Vikram Pandit die Zahlen für das Abschlussquartal 2010 vorlegt, wird wohl die Freude über einen Milliardengewinn des Geldhauses dominieren. Grund zur Entspannung gibt es jedoch nicht, denn in den Zahlen der Citigroup stecken vor allem Vorschusslorbeeren.
Auf den ersten Blick sitzt die Citigroup wieder fest im Sattel. Erstmals seit den harten Jahren der Finanzkrise kann eines der größten Finanzhäuser an der Wall Street wohl wieder einen Milliardengewinn für das Gesamtjahr verbuchen. Auch aus den Fesseln des Staates konnte sich die Bank befreien, ganz zur Zufriedenheit der US-Steuerzahler, für die bei der Rettung der Bank noch ein ordentlicher Gewinn heraussprang. Ist nicht einmal drei Jahre nach der Beinahe-Kernschmelze des US-Finanzsystems die Bankenwelt wieder in Ordnung? Mitnichten, wie ein Blick in die Zahlenwerke zeigt.
Gewinne von der hohen Kante
Nicht die guten Geschäfte im Investmentbanking oder eine florierende Vergabe neuer Kredite bescherten der Citigroup zuletzt nennenswerte Zuwächse, sondern vor allem buchhalterische Effekte der Risikovorsorge: Weil die Bank mit weniger starken Verlusten durch faule Kredite rechnet, kann sie ihre Rückstellungen auflösen und so den Gewinn in die Höhe treiben. Schon im dritten Quartal hatte die Citigroup dadurch einen milliardenschweren Gewinn verbucht. Die Kehrseite dieser Medaille sind drohende Verluste, falls sich die wirtschaftlichen Aussichten wieder eintrüben sollten. Dann nämlich müsste die Citigroup wieder etwas auf die hohe Kante legen, was den Gewinn entsprechend schmälert.
Mit dem Rückbau der Risikovorsorge ist die Citigroup aber nicht allein, im Gegenteil. Auch andere große Banken bedienen sich derzeit gerne dieser Methode, um ihre Quartalsbilanzen aufzuhübschen. So eröffnete Rivale JP Morgan jüngst den Reigen der Quartalsbilanzen für die US-Finanzhäuser mit einem kräftigen Gewinnplus von fast 50 Prozent. Dafür sorgte eine Auflösung von zwei Dritteln der Risikovorsorge. Mitspielen kann hier freilich nur, wer als Geschäftsbank überhaupt über ein nennenswertes Geschäft mit Krediten verfügt.
Schleppende Kreditvergabe
An den übrigen Quellen für den geschäftlichen Erfolg der Citigroup sieht es hingegen bislang wenig euphorisch aus. Das Kapitalmarktgeschäft mitsamt dem zeitweise so lukrativen Anleihehandel schwächelte zuletzt ebenso wie das Geschäft mit Kreditkunden in den USA. Zumindest letzteres könnte langsam wieder in Fahrt kommen. Daten der US-Notenbank zufolge stieg das Kreditvolumen in den Vereinigten Staaten in den vergangenen drei Monaten erstmals seit zwei Jahren wieder an.
Wie gut die Zahlen zum letzten Quartal 2010 an der Börse aufgenommen werden, dürfte nicht zuletzt auch an der angepeilten Dividende des Hauses hängen. JP Morgan hatte schon vor Veröffentlichung seiner jüngsten Zahlen die Finanzwelt mit der Ankündigung einer deutlichen Anhebung der Gewinnausschüttung aufgescheucht. Bei der Citigroup ist die letzte Dividendenzahlung an freie Aktionäre zwei Jahre her - spätestens mit dem starken Signal des Rivalen sollte sich das nun ändern.
Einer Dividende steht zumindest formell nichts mehr im Wege. Zunächst einmal ist die Bank in den schwarzen Zahlen, doch viel wichtiger: Der Staat hat seinen Anteil von insgesamt 7,7 Mrd. Aktien Ende 2010 wieder vollständig verkauft. Für die Steuerzahler war das übrigens ein lohnenswertes Investment: Samt Dividenden flossen Erlöse von rund 12 Mrd. US-Dollar an den Fiskus. Das macht Appetit.
Quelle: ntv.de