Gewinn bricht ein Commerzbank schließt Lücke
09.05.2012, 14:00 Uhr
Die Commerzbank wird ihre Gewinnziele wohl verfehlen.
(Foto: dapd)
Die Commerzbank kann sich ihre selbst gesteckten Gewinnziele zwar abschminken, doch das fällt nicht sonderlich ins Gewicht. Denn dem Institut gelingt es, die milliardenschweren Kapitalanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht zu erfüllen. Außerdem entscheidet sich, ob Vorstandschef Blessing eine Altlast aus der Finanzkrise vorläufig loswird.
Die teilverstaatlichte Commerzbank ist mit einem Gewinnrückgang ins Jahr gestartet. Unter dem Strich verdiente das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut 369 Mio. Euro und damit rund 60 Prozent weniger als vor einem Jahr. Damals waren die Geschäfte noch gut gelaufen, ehe die Schuldenkrise in der Eurozone der Commerzbank im weiteren Jahresverlauf schwer zusetzte und sie nur durch Sondereffekte einen Verlust vermied.
Zu Belastungen von gut 500 Mio. Euro führte der Abbau von Risikopositionen in der Bilanz und die Neubewertung der eigenen Verbindlichkeiten. Ohne diese Sondereffekte wäre das operative Ergebnis der Bank zufolge im Vergleich zum Vorjahr fast stabil geblieben. Die Bank verfehlte mit dem Nettoergebnis nun aber die eigenen Erwartungen. Der Vorstand selbst hatte für das gesamte erste Halbjahr einen Überschuss von 1,2 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Da das zweite Quartal bei den Banken normalerweise schlechter läuft als das erste, ist dieses Ziel kaum noch zu erreichen.
Forderungen erfüllt
Trotz des Gewinneinbruchs im ersten Quartal gelang es der Commerzbank jedoch, die von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) ermittelte Kapitallücke in Höhe von 5,3 Mrd. Euro zu schließen. Außerdem sei ein Puffer von 1,1 Mrd. Euro aufgebaut, teilte das Institut mit.
Der Ende März in einen gut zweijährigen Urlaub gegangene Finanzchef Eric Strutz hatte den Stresstest der Londoner EBA zu einem Großreinemachen in der Bilanz genutzt, die der Bank auch mit Blick auf die neuen Bilanzierungsregeln von "Basel III" hilft: Hybridpapiere und andere Kapitalinstrumente wurden über Bord geworfen. Aber auch vermeintlich Banales hilft: "Every Euro Counts" - jeder Euro zählt, hieß eine Aktion, in der die Mitarbeiter durch die Kreditbücher gehen sollten. "Früher wurde eine Bank nicht nach Kapital gesteuert. Deshalb war man oft nachlässig, wenn es etwa darum ging, Sicherheiten für Kredite zu registrieren", erläutert ein Wirtschaftsprüfer. Werden sie im Nachhinein im Computer erfasst, muss die Bank weniger Kapital zurücklegen, was indirekt die Eigenkapitalquote erhöht.
Eurohypo wird abgewickelt
Unterdessen kommt die Commerzbank bei den Aufräumarbeiten bei der Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter Eurohypo voran. Die Sparte Asset Based Finance, zu der die Eurohypo bisher gehört, weitete ihren operativen Verlust im ersten Quartal auf 425 Mio. Euro aus. Dabei schlug vor allem der Ausverkauf von Staatsanleihen zu Buche, bei dem die Commerzbank auch Verluste in Kauf nahm. So stieß die Commerzbank griechische Bonds ab, die sie erst vor kurzem beim Schuldenschnitt für Athen und dem damit einhergehenden Anleihetausch für die privaten Gläubiger erhalten hatte. Ihr Engagement in Griechenland liegt nun bei Null.
In Staatsanleihen der europäischen Krisenländer Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien ist die Commerzbank noch mit 12,1 Mrd. Euro engagiert, das sind 4,7 Mrd. Euro weniger als Anfang 2011. Das gesamte Staatsanleihen-Portfolio hat einen Umfang von 82 Mrd. Euro – es ist damit 22 Mrd. Euro kleiner als vor einem Jahr. Neugeschäft macht die Eurohypo damit ohnehin nicht mehr, die Papiere sollen über die Zeit auslaufen. Auch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung, wo das Neugeschäft vorübergehend eingestellt ist, schrumpft die Eurohypo: Hier ging das Portfolio auf 54 Mrd. Euro zurück.
Die drastische Schrumpfung der Eurohypo wird - obgleich sie sich in den Grundzügen nach dem Kompromiss mit der EU längst abzeichnet - erst nach dem 1. Juli umgesetzt. Der einst größte deutsche Immobilienfinanzierer wird zum Großteil abgewickelt, der kleinere Rest wird in die Commerzbank integriert, der Name verschwindet von der Bildfläche. Für die Commerzbank bedeutet das nicht nur, dass sie vom immer noch milliardenschweren Restwert der Eurohypo einen beträchtlichen Teil abschreiben muss, sondern auch einen drastischen, teuren Stellenabbau in der rund 1000 Mitarbeiter starken Belegschaft der Eurohypo.
Streit um Boni
Diese wird möglicherweise nur wenig Verständnis mit Investmentbankern der ehemaligen Dresdner Kleinwort haben. Vor der Übernahme durch die Commerzbank wurden ihnen hohe Boni versprochen, um in unruhigen Zeiten in der Bank zu bleiben. Nach der Übernahme entschied Commerzbank-Chef Blessing, sich wegen der schlechten Lage der Bank nicht an diese Zusage zu halten - zu Unrecht, wie nun der Londoner High Court urteilte. Nun muss die Commerzbank 52 Mio. Euro nachzahlen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ