Nach Jahr der Rekorde Conti tritt auf Euphoriebremse
01.03.2012, 11:30 Uhr
(Foto: dpa)
Die Hochkonjunktur der Autobranche beschert dem Zulieferer Continental ein starkes Geschäftsjahr. Unter dem Strich verdoppelt sich der Gewinn, auch der Umsatz legt kräftig zu. Davon profitieren auch die Conti-Aktionäre, allen voran Schaeffler. Conti dämpft jedoch die Hoffnung, das kräftige Plus in diesem Jahr zu wiederholen.
Nach der Rückkehr in die schwarzen Zahlen hat der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental im vergangenen Jahr weiter an Tempo zugelegt und einen Rekordgewinn eingefahren. Unterm Strich verdiente das Unternehmen dank der robusten Autokonjunktur 1,2 Mrd. Euro nach 576 Mio. im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf 30,5 Milliarden Euro - auch dies ein Bestwert.
Für das laufende Jahr rechnet Conti-Vorstandschef Elmar Degenhart zwar weiter mit guten Zahlen, das starke Ergebnis des Vorjahres wird das Unternehmen aber nicht wiederholen. Der Umsatz werde wegen der sich abschwächenden Autokonjunktur mit fünf Prozent in diesem Jahr nicht mehr so stark wachsen wie 2011, sagte Degenhart: "Wir sind ausgehend von einem Rekordjahr gut gestartet und blicken vorsichtig optimistisch auf das neue Geschäftsjahr. Conti wird weiter überproportional und profitabel wachsen." Der Umsatz soll in diesem Jahr über 32 Mrd. Euro steigen.
Die operative Umsatzrendite fiel trotz steigender Preise für den Reifen-Grundstoff Kautschuk mit 10,1 Prozent ebenfalls etwas besser aus als gedacht. Sie soll 2012 auf diesem Niveau gehalten werden, obwohl mit weiteren 250 Mio. Euro Zusatzkosten für Rohmaterialien zu rechnen sei. Conti gelingt es meist, diese mit zeitlicher Verzögerung auf die Kunden abzuwälzen.
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) im operativen Geschäft, der interne Erfolgsmaßstab von Conti, kletterte von 2,5 auf 3 Mrd. Euro. "Erstmals seit 2006 haben alle Divisionen trotz der akquisitionsbedingten Abschreibungen wieder schwarze Zahlen geschrieben", betonte Degenhart.
Warmer Regen für Schaeffler
Deshalb zahlt Conti für 2011 nach drei Jahren Pause wieder eine Dividende. 1,50 Euro je Aktie gehen an die Anteilseigner, allen voran den Mehrheitsaktionär, die fränkische Unternehmerfamilie Schaeffler, der Conti rund 150 Mio. Euro überweist. Die Schaefflers hatten sich mit dem Einstieg bei Continental 2008 fast verhoben, als der Conti-Aktienkurs in der Finanzkrise einbrach. Nun sind Schaeffler und Conti wieder in der Spur. Die im MDax notierte Conti-Aktie verlor am Donnerstag im frühen Handel 1,4 Prozent, liegt aber mit 67,34 Euro nur noch zehn Prozent unter dem damaligen Übernahmeangebot von Schaeffler.
Conti hat seine durch die Übernahme von VDO zeitweise auf elf Mrd. Euro angeschwollene Schuldenlast 2011 um eine halbe Mrd. auf 6,8 Mrd. Euro abgebaut. 2012 soll sie auf weniger als 6,5 Mrd. Euro fallen. Damit verbunden ist die Hoffnung, von den Ratingagenturen wieder als risikoarmer Schuldner eingestuft zu werden. Damit könnte Conti günstigere Zinsen aushandeln. Degenhart hatte die Rückkehr zum "Investment Grade-Status" zuletzt für 2013 ins Auge gefasst.
GM-Peugeot: "Chancen überwiegen"
Für die weltweite Autokonjunktur erwartet Conti nur noch ein leichtes Wachstum auf 77 Mio. Personenwagen, 2011 waren es 76 Mio. Degenhart setzt auf die anhaltende Nachfrage aus Asien und Nordamerika, während das Geschäft in Europa sich verlangsamt. Der Konzern habe sich aber zum Ziel gesetzt, das Branchenwachstum jedes Jahr um fünf Prozent zu übertreffen. Im ersten Quartal liegt Conti auf Kurs: Bis Ende März werde der Umsatz leicht über den 7,9 Mrd. Euro des vierten Quartals 2011 liegen, hieß es, im Vergleich zum Vorjahr sei das ein hoher prozentual einstelliger Zuwachs.
Die am Mittwoch vereinbarte Allianz der Autobauer General Motors und PSA Peugeot begleitet Conti positiv. Die daraus erwachsenden Chancen seien größer als die Risiken, sagte Degenhart. Peugeot ist einer der größten zehn Kunden von Conti.
Quelle: ntv.de, nne/rts