Wirtschaft

Bilanzpolizisten decken auf Dax-Konzern muss gestehen

Die Richter des Oberlandesgerichts Frankfurt setzen deutsche Dax-Manager gehörig unter Druck. In Kürze muss sich eines der im Leitindex notierten Börsenschwergewichte Deutschlands öffentlich zu einem Fehler in der Bilanz bekennen.

Aus der Sicht des betroffenen Dax-Konzerns handelt es sich wohl eher um eine Lappalie: Für die DPR geht es um mehr.

Aus der Sicht des betroffenen Dax-Konzerns handelt es sich wohl eher um eine Lappalie: Für die DPR geht es um mehr.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der betreffende Konzern hatte in seinem Geschäftsbericht für 2008 mit Verweis auf die Unwägbarkeiten in der Finanzkrise auf eine Prognose für das folgende Jahr völlig verzichtet. Experten der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) hatten das als Fehler beanstandet. Der bislang nicht benannte Konzern versuchte sich gegen die Entscheidung der "Bilanzpolizei" zu wehren und zog vor Gericht.

Das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) schloss sich der Auffassung der DPR-Prüfer in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss an und verweigerte dem Unternehmen eine einstweilige Verfügung. Um welche Firma es sich handelt, teilte das Gericht nicht mit.

Gerade in Krisenzeiten seien die Kapitalmarktteilnehmer auf "zukunftsorientierte Informationen und eine Einschätzung der Perspektiven durch die Konzernführung angewiesen, um entscheiden zu können", erklärte das Gericht. Das Vorgehen des Unternehmens verstoße gegen das Handelsgesetzbuch (HGB). Wenn der Vorstand schon keine konkrete Prognose geben könne, müsse er wenigstens qualitativ Trends und die Rahmenbedingungen aufzeigen.

Nun wird eine Veröffentlichung der Rüge im elektronischen Bundesanzeiger fällig, obwohl der Widerspruch des Unternehmens gegen die Feststellung der Bilanzpolizei bei der Finanzaufsicht Bafin noch läuft.

Diese war selbst zum gleichen Ergebnis wie die DPR gekommen. Außer dem Imageschaden hat der Fehler aber für das Unternehmen keine Konsequenzen. Von den von der DPR geprüften Abschlüssen des vergangenen Jahres waren in jedem vierten Fehler entdeckt worden. Aus dem Dax hatte bisher nur - vor Jahren - die Deutsche Post einen Bilanzfehler öffentlich einräumen müssen.

Im vergangenen Sommer hatte der einzige börsennotierte deutsche Fußballklub Borussia Dortmund auf Weisung der DPR fehlerhafte Angaben in den Bilanzen korrigieren müssen. Wie eine solche Bekanntmachung in der Praxis aussieht, zeigt sich am Beispiel einer Veröffentlichung der Süd-Chemie AG aus dem Jahr 2007.

Quelle: ntv.de, rts

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