Erster Quartalsverlust seit 2020 Postbank versaut der Deutschen Bank die Gewinnserie
24.07.2024, 09:42 Uhr Artikel anhören
"Wir sind weiterhin auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen", sagt Christian Sewing.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Seit Anfang 2020 schreibt die Deutsche Bank in jedem Quartal einen Gewinn. Für das vergangene Quartal steht jedoch ein Verlust. Mit dem Sanierungskurs hat dies jedoch nichts zu tun. Ursache ist das altbekannte Problemkind Postbank. An ihren Jahreszielen rüttelt die Deutsche Bank aber nicht.
Die Schatten der Vergangenheit lasten auf der Quartalsbilanz der Deutschen Bank: Eine milliardenschwere Rückstellung für einen Rechtsstreit um die 2010 abgeschlossene Postbank-Übernahme sorgte im zweiten Quartal unter dem Strich für einen Verlust von 143 Millionen Euro. Ohne Berücksichtigung der Rückstellung Euro summiert sich der Vorsteuergewinn auf 1,7 Milliarden Euro, wie das Geldhaus mitteilt. Im zweiten Quartal 2023 hatte die Deutsche Bank einen Vorsteuergewinn von 1,4 Milliarden Euro gemeldet.
Es war der erste Quartalsverlust seit Anfang 2020. Die Deutsche Bank hatte im April angekündigt, für eine mögliche Nachzahlung an frühere Postbank-Aktionäre 1,3 Milliarden Euro zurückzustellen. Dabei lief es im operativen Geschäft der Investmentbank rund. Dort legten die Erträge gegenüber dem zweiten Quartal 2023 um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu.
"Weiterhin auf einem guten Weg"
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht das Institut auf Kurs: "Wir sind weiterhin auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen - einschließlich der angestrebten Ausschüttung an unsere Aktionäre", betont er. Mit dem Verlust, der nur halb so hoch war, wie von Analysten befürchtet, riss eine Serie von 15 Gewinn-Quartalen infolge.
Sewing hat in den vergangenen Jahren unter anderem die Kosten des Geldhauses gedrückt. Dieser Sparkurs wird beibehalten: "Wir sehen zudem Spielraum für weitere Einsparungen bei den bereinigten Kosten, da unser operatives Effizienzprogramm vorankommt", sagte Finanzchef James von Moltke. Jeder weitere Schritt, mit dem das Institut effizienter werde, gebe zusätzlichen Spielraum für Investitionen, ergänzte Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter.
Im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz fielen die Deutsche-Bank-Aktien um 1,5 Prozent. Ein Händler bezeichnete die Zahlen als gemischt.
Investementbanking treibt das Geschäft
Die Deutsche Bank steht mit den Zuwächsen im Geschäft der Investmentbank nicht allein. Auch bei vielen US-Instituten glänzte das Investmentbanking. Das Geschäft mit der Beratung von Übernahmen und Kapitalmaßnahmen hat weltweit angezogen, US-Banken wie J.P. Morgan oder Goldman Sachs hatten ebenfalls davon profitiert. Analysten rechnen bereits damit, dass die Investmentbank bis 2026 Triebfeder für das Geschäft der Deutschen Bank bleibt.
Das Frankfurter Geldhaus hatte im April eingeräumt, dass die 2008 eingeleitete und 2010 abgeschlossene Übernahme der Postbank ein teures Nachspiel für sie haben könnte. Hintergrund ist ein juristischer Streit vor dem Oberlandesgericht Köln (OLG). Dieses habe in einer mündlichen Verhandlung angedeutet, dass den Postbank-Aktionären doch ein höherer Preis zugestanden haben könnte. Die Nachzahlung beliefe sich auf bis zu 700 Millionen Euro, dazu kommen in 14 Jahren aufgelaufene Zinsen von rund 600 Millionen.
Gericht regt Vergleich an
Das Gericht hat nach Angaben des Geldhauses Vergleichsverhandlungen angeregt. Die Deutsche Bank werde "sorgfältig" prüfen, ob sie sich darauf einlasse, obwohl man die Ansicht der Kläger "weiterhin nachdrücklich" für falsch halte. Kommt es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung, will das OLG am 21. August eine Entscheidung fällen.
Mit der Übernahme der Postbank wollte die Deutsche Bank eigentlich ihre Kundenbasis verbreitern und das Geschäft weniger abhängig von Auf und Ab im Investmentbanking machen. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Stattdessen macht die Postbank immer wieder Negativ-Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr sollte die Postbank-IT in die der Deutschen Bank integriert werden. Tausende Postbank-Kunden beklagten sich aber, dass sie online über Wochen nicht auf ihre Konten zugreifen konnten. Das rief sogar die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan.
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Quelle: ntv.de, chr/rts