Wirtschaft

"Huster der Weltwirtschaft" Deutsche Unternehmen exportieren weniger

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Die deutschen Exporteure verkauften im Juli weniger Waren ins Ausland als im Monat zuvor.

Die deutschen Exporteure verkauften im Juli weniger Waren ins Ausland als im Monat zuvor.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die weltwirtschaftlichen Belastungen haben längst die deutschen Unternehmen erreicht. Nun schlagen sie sich auch in den Exportzahlen nieder. Die Verkäufe von "Made in Germany" fallen. Jedoch gibt es für das erste Halbjahr noch ein Plus.

Für die deutschen Exporteure hat die zweite Jahreshälfte angesichts der sinkenden Nachfrage aus den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China mit einem Rückschlag begonnen. Ihre Ausfuhren nahmen im Juli um 2,1 Prozent zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten sogar mit einem etwas stärkeren Rückgang gerechnet, nachdem es zuvor drei Anstiege in Folge gegeben hatte. Auch die Importe sanken im Juli, und zwar um 1,5 Prozent auf 125,9 Milliarden Euro. Sie waren zuvor fünf Monate in Folge gewachsen.

"Deutschland bekommt mit seiner exportlastigen Industrie jeden Huster der Weltwirtschaft zu spüren", kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die Entwicklung. "Diese ist derzeit im schwierigen Fahrwasser unterwegs: In Europa tobt ein Krieg, in Asien belasten die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Einschränkungen noch immer die wirtschaftliche Entwicklung und die Inflationsraten erreichen schwindelerregende Niveaus."

ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sagte in einer ersten Reaktion, der Handel sei "nicht länger ein Wachstumsmotor, sondern hat sich zu einem Hemmschuh für das deutsche Wachstum entwickelt". Die Aussichten seien gemischt. So gebe es eine "gewisse Entlastung bei den Lieferketten und den Transportkosten". Allerdings seien "niedrige Wasserstände, hohe Energiepreise und die mögliche grundlegende Veränderung von Lieferketten und Produktionsprozessen" klare Wachstumshemmnisse.

Plus im ersten Halbjahr

Besonders stark nahm die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" in den USA ab, dem wichtigsten Kunden der deutschen Exportwirtschaft. Hier brachen die Ausfuhren um 13,7 Prozent zum Vormonat ein. Die Exporte in die Volksrepublik China sanken leicht um 0,3 Prozent. Die Verkäufe nach Großbritannien nahmen um 4,6 Prozent ab. Das Geschäft mit Russland ging wegen der Sanktionen infolge des Krieges gegen die Ukraine um 15,1 Prozent zurück. Gegen den Trend wuchsen die Ausfuhren in die EU-Staaten um 1,0 Prozent.

Die meisten Importe kamen erneut aus China, allerdings sanken auch diese auf Monatssicht kräftig - um 11,5 Prozent. Die Einkäufe in den USA reduzierten sich um 7,6 Prozent, während die aus Großbritannien um 8,3 Prozent zunahmen.

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Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich im August angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung den dritten Monat in Folge eingetrübt, wie das Münchner IFO-Institut bei seiner Umfrage unter 2300 Unternehmen herausfand. "Die Unternehmen erwarten keine dynamische Entwicklung ihrer Exporte", kommentierte IFO-Präsident Clemens Fuest die Entwicklung. "Die hohen Gaspreise und ein schwaches weltwirtschaftliches Umfeld belasten den Ausblick."

Im Vergleich zum Vorjahresmonat allerdings ergab sich nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde ein Exportplus von 14,3 Prozent. Von Januar bis einschließlich Juli 2022 summierten sich die deutschen Ausfuhren auf 886,9 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 13,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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