Wirtschaft

Außer Nickel nichts gewesen Die Rohstoff-Rally ist gescheitert

Goldfarbe auf der Haut: Auch so lässt sich Geld anlegen.

Goldfarbe auf der Haut: Auch so lässt sich Geld anlegen.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Während die breite Öffentlichkeit hofft, dass sich die Lage an den geopolitischen Krisenherden nicht verschlechtert, hoffen Investoren an den Rohstoffmärkten genau darauf - denn nur dann kann 2014 für sie noch ein gutes Jahr werden.

Es hatte so schön begonnen: ein überraschender Fall der US-Anleiherendite, Erwartungen einer immer schnelleren Konjunkturerholung und einige nicht so kleine geopolitische Krisenherde: 2014 schien ein gutes Jahr für Rohstoffe zu werden. Und tatsächlich war das erste Halbjahr auch gar nicht schlecht. Mit einem Plus von 7,1 Prozent wies der kürzlich umbenannte Bloomberg Commodity Index (früher der Dow Jones-UBS-Index) die beste Bilanz für sechs Monate seit der zweiten Hälfte 2010 auf. Für ein erstes Halbjahr ist es sogar der beste Wert seit 2008, als der Anstieg im Super-Rohstoffzyklus noch unaufhaltbar schien.

Acht Wochen später sind die guten Zeiten aber schon wieder vorbei. Rohstoffe insgesamt befinden sich im Vergleich zum Jahresanfang im Minus. Ihr Vorsprung vor dem S&P-500 ist verschwunden, jetzt hängen sie dem breiten US-Aktienindex 8,5 Prozentpunkte hinterher. Und auch wenn der August traditionell ein Monat mit geringen Umsätzen sein mag, gibt es einen guten Grund anzunehmen, dass der Sommer auch die Stimmung für den Rest des Jahres vorgibt.

Angebot übersteigt Nachfrage

Das große Thema ist die gute Angebotslage. Zum Beispiel im Energiebereich, der rund ein Drittel des Bloomberg-Index ausmacht. Obwohl laut Bank of America-Merrill Lynch derzeit 4 Millionen Barrel der täglichen Öllieferungen ausfallen - so viel wie zuletzt im Golfkrieg - liegen die Preise in diesem Jahr im Minus. Das steigende Angebot aus den USA und die jüngst gesenkten Prognosen für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr gleichen die geopolitischen Unruhen aus.

Zudem hat der kühle Sommer im Osten der USA den Gaspreis nach der vorherigen Rally seit Mitte Juni zum Absturz gebracht. Viele Versorger nutzen Gas für die Erzeugung von Strom, der bei heißem Wetter wiederum viele Klimaanlagen antreiben würde.

Ähnliche Muster lassen sich bei Getreide, das knapp ein Viertel des Index ausmacht, und bei Gold (11,5 Prozent) erkennen. Die Citigroup erwartet bei Mais und Sojabohnen Rekordernten in den USA. Nachdem der Bloomberg Agriculture Subindex bis Ende April noch um 21 Prozent geklettert war, notiert er inzwischen seit Jahresbeginn gerechnet 5,5 Prozent im Minus.

Am Goldmarkt haben die Bergbaukonzerne im zweiten Quartal ihr Angebot im Jahresvergleich um 13 Prozent ausweiten können. Die Nachfrage ist im gleichen Zeitraum aber laut dem jüngsten Bericht des World Gold Council um 16 Prozent gefallen. Die Gold-Rally ist im März zum Stillstand gekommen.

Nickelpreis: +50 Prozent

Einer der wenigen Lichtblicke sind Industriemetalle, die etwa 17 Prozent des Index ausmachen. In erster Linie ist das der Entwicklung des Nickelpreises zu verdanken, der Anfang des Jahres um mehr als 50 Prozent gestiegen ist. Grund waren die Exportbeschränkungen in Indonesien, die mal eben rund 15 Prozent des globalen Angebots vom Markt genommen haben. Aber auch hier fand die Rally im Mai ihr Ende.

Gleichzeitig hat der Kupferpreis zu kämpfen, weil mit Kupfer abgesicherte Finanzdeals in China aufgelöst werden - was das Angebot ausdehnt. Zudem gibt es Sorgen um den Immobilienmarkt im Reich der Mitte. Wird dort weniger gebaut, wird auch weniger Kupfer gebraucht. Und dieses Metall sorgt für kräftigen Gegenwind, weil es das größere Gewicht im Index hat - mit 7,5 Prozent hat es mehr Einfluss als Nickel und Aluminium zusammen.

Nimmt man Öl, Gas, Getreide, Kupfer und Gold zusammen, hat man damit schon zwei Drittel des Rohstoffsektors, die sich entweder durch ausreichendes Angebot oder sinkende Nachfrage auszeichnen, oder gar durch beides. Sofern man nicht auf die üblichen Not-Helferlein für Rohstoffe setzt - einen unerwarteten Kriegsausbruch oder irgendeine andere Katastrophe - sieht 2014 nach einem Jahr der zerplatzten Hoffnungen aus.

Quelle: ntv.de, Liam Denning, DJ

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