Libor-Affäre Drei Männer festgenommen
11.12.2012, 15:40 Uhr
Langwierige und schwierige Aufklärungsarbeit.
(Foto: REUTERS)
Der Skandal um die Manipulation des Libor-Zinssatzes zieht immer weitere Kreise. Erstmals kommt es in London zu Festnahmen. Zu Einzelheiten gibt es seitens der Ermittlungsbehörden keine Angaben.
Im Zuge der Ermittlungen wegen der versuchten Manipulation des Libor-Zinssatzes sind drei Briten festgenommen worden. Wie die britische Behörde zur Bekämpfung schweren Betrugs, Serious Fraud Office (SFO), mitteilte, wurden die drei Männer im Alter von 33, 41 und 47 Jahren auf einer Londoner Polizeistation verhört. Ihre Häuser in Surrey und Essex wurden von der Polizei durchsucht.
Die Festnahmen sind die ersten im Zuge der weltweiten Untersuchungen der jahrelangen versuchten Manipulationen des Libor-Satzes durch Bankmitarbeiter. Das SFO hatte die mit den strafrechtlichen Ermittlungen im Juli aufgenommen. Kurz zuvor hatte die britische Bank Barclays mit Regulierern in Großbritannien und den USA einen Vergleich geschlossen, der unter anderem eine Strafzahlung in Höhe von 450 Millionen Dollar vorsah. Als Teil des Vergleichs gestand Barclays, dass einige seiner Führungskräfte und Händler den Libor manipuliert hatten. Auch anderen Banken drohen Strafen.
Der London Interbank Offered Rate (Libor) ist einer der wichtigsten Zinssätze weltweit. Er gibt an, zu welchen Zinsen sich Banken untereinander Geld leihen. Weltweit orientieren sich zahlreiche Anlageprodukte am Libor.
Manipulationen bereits vor der Finanzkrise
In die Kritik kam der Zinssatz wegen seiner Ermittlungsmethode. Eine Gruppe von Banken meldet jeden Tag den Satz, den sie für Leihgeschäfte zahlt, an die British Bankers' Association (BBA), die aus den Daten einen Durchschnittswert ermittelt. Gerade in der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 bestand für die Banken ein Anreiz, ihren Wert zu niedrig auszuweisen, um den Verdacht zu vermeiden, man stehe mit dem Rücken zur Wand und komme nur noch schwer an frisches Kapital. Die Manipulationen des Libor sollen aber bereits in den Jahren vor der Finanzkrise begonnen haben.
Ein Barclays-Sprecher wollte die Festnahmen nicht kommentieren. Auch Sprecher der UBS und der Royal Bank of Scotland wollten sich nicht äußern. In früheren Berichten war spekuliert worden, dass Mitarbeiter der Banken zu den ersten gehören würden, die das SFO bei seinen Ermittlungen festnehmen werde.
Ein Sprecher der Betrugsbehörde wollte sich zu Details der Inhaftierungen nicht äußern, auch ein Sprecher der Londoner Polizei lehnte einen Kommentar ab.
Quelle: ntv.de, DJ