Wirtschaft

Insider-Verhandlung EADS-Skandal vor Gericht

Mittlerweile fliegt er, der A380. Die Nachricht um Verzögerungen beim Bau des Riesen-Jumbos löste den Skandal aus.

Mittlerweile fliegt er, der A380. Die Nachricht um Verzögerungen beim Bau des Riesen-Jumbos löste den Skandal aus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es geht um Insiderwissen und Milliardengewinne: Die französische Börsenaufsicht beginnt die Anhörung im Rahmen der Untersuchung des EADS-Insiderskandals. Vorgeladen sind hochkarätige Manager, darunter der ehemalige Konzernchef Forgeard und der derzeitige Airbus-Chef Enders.

Dreieinhalb Jahre nach dem spektakulären EADS-Insiderskandal müssen sich Airbus-Chef Tom Enders und 16 weitere Topmanager vor der französischen Börsenaufsicht AMF verantworten. Darunter sind Airbus-Verkaufschef John Leahy, der Dresdner Airbus-Chef Andreas Sperl und der frühere Konzernchef Noël Forgeard. Alle hatten mit hohen Gewinnen EADS-Aktien verkauft, bevor 2006 die dramatischen Produktionsprobleme beim Super-Airbus A380 bekannt wurden und die Aktie abstürzte.

Im Kern geht es darum, wann die Airbus- und EADS-Manager wussten, dass das Programm des weltgrößten Verkehrsflugzeugs aus dem Ruder lief. Erste Verzögerungen waren seit 2005 bekannt. 2006 wurde zur Gewissheit, dass die Schwierigkeiten bei der Verkabelung der A380 in Hamburg zu groß waren, um die Zeitpläne einhalten zu können. Als der Markt darüber informiert wurde, brach die EADS-Aktie am 14. Juni 2006 um fast 27 Prozent ein. Sie erholte sich von dem Schock bisher nicht wieder. Die A380-Probleme sind bis heute nicht gelöst.

Kasse machen vor der Hiobsbotschaft

Jetzt will der AMF-Strafausschuss klären, ob EADS damals die Märkte getäuscht hat und die Manager ihr Insiderwissen in bare Münze umgesetzt haben. Dann wären Bußgelder fällig. Auch EADS und seine Großaktionäre Daimler und Lagardère müssen Rede und Antwort stehen. Daimler und Lagardère hatten vor dem Kurssturz je 7,5 Prozent EADS-Anteile mit Milliardengewinn verkauft.

Die Beschuldigten ziehen mit fast 50 Anwälten in die bis Freitag dauernde Anhörung. Bis Mitte Dezember wollen sich die Börsengendarmen ein Urteil bilden. Sie können Bußgelder bis zum Zehnfachen der Gewinne aus den Aktienverkäufen verhängen. Auch die Pariser Staatsanwaltschaft wird die AMF-Erkenntnisse genau ansehen. Sie ermittelt ebenfalls wegen des Insiderverdachts. Den Beschuldigten drohen bis zu zwei Jahre Haft sowie Strafen in Millionenhöhe.

Enders, Daimler und Lagardère sowie mehrere andere Beschuldigte können jedoch ruhig in die Anhörung gehen. Ein AMF-Berichterstatter kam zu dem Schluss, dass sie ihre Aktiengeschäfte eingeleitet hatten, bevor die Probleme erkannt wurden. Für Forgeard, Leahy, Sperl und vier andere Manager sowie EADS selbst gilt das nicht. Forgeard hatte damals 4,34 Millionen Euro mit den Aktiengeschäften verdient, Leahy 3,12 Millionen und Sperl gut 816.000 Euro.

Quelle: ntv.de, mme/rts

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