Wirtschaft

Verstärkter Teuerungsdruck EZB ist aufgeschreckt

Die EZB bleibt noch bei der Politik des billigen Geldes und lässt den Leitzins unverändert. Allerdings beunruhigt der wachsende Inflationsdruck in der Euro-Zone die Notenbanker. EZB-Chef Trichet unterstreicht, dass man trotz der Schuldenprobleme in der erster Linie der Sicherung stabiler Preise verpflichtet sei.

"Wir sind niemals vorab darauf festgelegt, dass wir die Zinsen nicht bewegen."

"Wir sind niemals vorab darauf festgelegt, dass wir die Zinsen nicht bewegen."

(Foto: dpa)

Der jüngste Anstieg der Teuerung in der Euro-Zone versetzt die Europäische Zentralbank (EZB) in Alarmbereitschaft. Zwar habe der Inflationsdruck wegen höherer Energie- und Nahrungsmittelpreise an der Lageeinschätzung der EZB grundlegend noch nichts geändert und der Leitzins bleibe mit 1,0 Prozent angemessen, hieß es in Frankfurt. "Aber es ist angezeigt, dass wir die Entwicklung der Preise sehr genau beobachten", sagte Notenbank-Präsident Jean-Claude Trichet nach der ersten Sitzung des EZB-Rats im neuen Jahr in Frankfurt.

Laut Trichet gibt es Hinweise auf kurzfristig höheren Inflationsdruck. "Wir denken, dass die Teuerung für eine gewisse Zeit über zwei Prozent steigen könnte, um dann gegen Jahresende wieder darunter zu fallen. Die mittelfristigen Inflationserwartungen sind nach wie vor fest verankert", meinte der EZB-Chef

Die Teuerungsrate in der Europäischen Währungsunion war vor dem Jahreswechsel auf 2,2 Prozent gestiegen und hatte damit zum ersten Mal seit gut zwei Jahren das Inflationsziel der EZB übersprungen. Die Notenbank sieht bei einer Rate von "knapp unter zwei Prozent" Preisstabilität gegeben.

Im Zweifelsfall Zinserhöhung

Trichet betonte, die EZB sei trotz anderer Probleme wie zum Beispiel der andauernden Schuldenkrise der Euro-Zone in erster Linie der Sicherung stabiler Preise verpflichtet. Sie könne und werde deshalb im Zweifelsfall handeln. "Wir sind niemals vorab darauf festgelegt, dass wir die Zinsen nicht bewegen."

Er erinnerte an die vielfach kritisierte letzte Zinserhöhung der EZB im Juli 2008, als bereits viele andere Zentralbanken, darunter die US-Notenbank Federal Reserve und die Bank of England, ihre Geldpolitik wegen der Finanzkrise lockerten und die Zinsen senkten. Damals wie heute hatten steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise in aller Welt die Teuerung angeheizt. Zentralbanken gehen gewöhnlich mit einer Erhöhung ihrer Leitzinsen gegen eine zu hohe Inflation vor. Steigende Zinsen verteuern Kredite und dämpfen damit das Wachstum einer Volkswirtschaft, was in der Regel dazu führt, dass das Preisniveau wieder sinkt.

Plädoyer für Verbesserung des Rettungsfonds

Andere aktuelle Themen, wie etwa die Diskussion um eine Ausweitung des Europäischen Stabilisierungsmechanismus für Schuldenstaaten oder das Problem der nach wie vor von der EZB abhängigen Banken nach der Finanzkrise streifte Trichet nur am Rande der Pressekonferenz. Die EZB sei für eine qualitative und quantitative Verbesserung des Rettungsfonds EFSF, bekräftigte er die Haltung der EZB, zu der vor allem in Deutschland höchst umstrittenen Frage.

Zum weiteren Ausstieg der Zentralbank aus der Rundumversorgung des Finanzsystems mit Liquidität wollte er sich nicht äußern. Er betonte jedoch, dass alle Beschlüsse zu welchen Unterstützungsmaßnahmen auch immer, unabhängig von den Zinsentscheidungen gefällt würden.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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