Grün-Rot hat kein Vertrauen EnBW-Chef muss gehen
06.12.2011, 16:09 UhrDie Zeit für Hans-Peter Villis als Chef des Energieversorgers EnBW läuft ab. Auf Druck der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg muss der 53-Jährige spätestens im Herbst 2012 seinen Sessel räumen.
Der Vorstandschef des Energieversorgers EnBW, Hans-Peter Villis, nimmt nach über vier Jahren an der Spitze des drittgrößten Energieversorgers in Deutschland seinen Hut. Der 53-jährige Manager muss auf politischen Druck hin spätestens im Herbst 2012 das durch den Atomausstieg angeschlagene Unternehmen verlassen. Der langjährige Verfechter der Kernkraft war der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg ein Dorn im Auge. Das Land und der Kommunalverband OEW halten jeweils 46,5 Prozent an dem Karlsruher Unternehmen.
Villis werde seinen Ende September des kommenden Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern, gab die EnBW bekannt. Über diesen Entschluss habe er den Aufsichtsrat informiert. Zur Begründung schrieb das Unternehmen, Villis könne aus seiner Sicht "nicht mehr vom ungeteilten Vertrauen des Aufsichtsrats ausgehen". Es wird damit gerechnet, dass Villis das Unternehmen früher verlässt.
"Ich nehme den Schritt mit Respekt zur Kenntnis", sagte Baden-Württembergs Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid. Einen Nachfolger für Villis gebe es noch nicht. "Es wird jetzt in bewährter Einigkeit zwischen OEW und Land ein entsprechendes Suchverfahren geben", so der SPD-Politiker. Die Federführung dabei habe Aufsichtsratschef Claus Dieter Hoffmann.
Tief in den roten Zahlen
Nach Medieninformationen hatten das Land und die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) zuvor deutlich gemacht, dass sie nicht mehr mit Villis planten. Die von CDU-Politikern dominierte OEW hatte lange an dem Manager, der vom Konkurrenten Eon gekommen war, festgehalten. Dem Vernehmen nach hat sich das Land aber jetzt bereiterklärt, im Gegenzug für den Rückzug von Villis einer Kapitalerhöhung zuzustimmen. Allerdings muss der Landtag darüber entscheiden.
Der bisherige Atomstromer EnBW musste wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft zwei seiner vier Reaktoren abschalten und ist dadurch tief in die roten Zahlen gerutscht. Villis hatte die Eigner zu einer Finanzspritze in Höhe von 800 Millionen Euro aufgefordert, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben zu können.
Die OEW erklärte sich sofort bereit, die 400 Millionen Euro aufzubringen. Die Regierung zögerte und pochte auf eine klare Strategie. Grün-Rot dringt dabei unter anderem auf Kooperationen mit den Kommunen und Investitionen in Baden-Württemberg. Das Land war Ende 2010 unter dem damaligen CDU-Ministerpräsidenten Stefan Mappus bei dem Karlsruher Energieversorger eingestiegen.
Quelle: ntv.de, dpa