Wirtschaft

IWF schürt Hoffnungen Es geht wieder voran

Die Weltwirtschaft kehrt schneller als erwartet auf Wachstumskurs zurück. Vorbei ist die Krise deshalb aber noch nicht. Die Arbeitslosigkeit wird überdurchschnittlich hoch bleiben.

Die Krise ist noch nicht vorbei.

Die Krise ist noch nicht vorbei.

(Foto: REUTERS)

Nach dem tiefroten Jahr 2009 prognostiziert der Internationale Währungsfonds für die deutsche Wirtschaft wieder ein leichtes Plus von 0,3 Prozent. Die Weltkonjunktur soll sogar überraschend kräftig um 3,1 Prozent zulegen.

"Regierungen sollten sich von den gegenwärtigen Zahlen nicht vorgaukeln lassen, dass die Krise vorüber ist", sagte IWF-Chefökonom Olivier Blanchard bei der Vorstellung des jüngsten Weltwirtschaftsausblicks des Fonds in Istanbul.

Für die deutsche Wirtschaft prognostiziert der IWF im kommenden Jahr wieder ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent, vor drei Monaten war noch von minus 0,6 Prozent die Rede gewesen. Allerdings erwartet der Fonds in Deutschland 2010 eine Arbeitslosenquote von 10,7 Prozent. Der Fonds begrüßt die Konjunkturmaßnahmen. "Das dürfte die Nachfrage in Deutschland ankurbeln", sagte IWF-Ökonom Jörg Decressin.

Erholung auf Pump

Auch weltweit erwartet der Währungsfonds 2010 mit 3,1 Prozent ein deutlich stärkeres Wachstum als zunächst gedacht. "Wo wir heute stehen, ist das Ergebnis entschiedener staatlicher Maßnahmen an der geld- und finanzpolitischen Front", sagte Blanchard. Die weniger gute Nachricht sei, "dass hohe öffentliche Ausgaben und große Haushaltsdefizite nicht auf ewig weiterbestehen können". Bis zum Jahr 2014 werde die Verschuldung der Industriestaaten auf 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen, sagt der Fonds voraus.

Ganz vorne dabei beim Wachstum sind unterdessen die USA, dem Ursprungsland der Krise, mit einem erwarteten Plus von 1,5 Prozent. In der Eurozone erwartet der Fonds derweil nur 0,3 Prozent.

Olivier Blanchard: Das Wachstum resultiert aus den Konjunkturproragmmen.

Olivier Blanchard: Das Wachstum resultiert aus den Konjunkturproragmmen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Trotz aller Fortschritte wird sich die Erholung nur langsam vollziehen und für eine ganze Weile nicht kräftig genug sein, die Arbeitslosigkeit zu verringern", so der Bericht. Der Anteil der Menschen ohne Job könne in den Industriestaaten bis auf über zehn Prozent klettern. In der Eurozone erwartet der Fonds bis 2011 im Schnitt sogar beinahe zwölf Prozent Arbeitslosigkeit.

Auch für die nächsten Jahre erwartet der IWF ein merklich geringeres Wachstum als vor der Krise: Von 2010 bis 2014 sei lediglich mit einem durchschnittlichen Plus von etwa vier Prozent zu rechnen. Vor Beginn der Rezession habe das globale Plus im Mittel hingegen etwa fünf Prozent betragen, hieß es. Allerdings werde der Welthandel nach seinem katastrophalen Einbruch in diesem Jahr um fast zwölf Prozent im kommenden Jahr wieder allmählich Fahrt aufnehmen.

Auf die Verbraucher kommt es an

Als eines der größten Probleme sieht der Fonds gedämpfte Kauflaune in reichen Ländern, vor allem den USA. "Für eine dauerhafte Erholung müssen private Nachfrage und Investitionen gestärkt werden. Das ist wird in den Industriestaaten eine Herausforderung", sagte Blanchard. Entsprechend müssten die Exporte steigen, um die Lücke zu füllen. In aufstrebenden Schwellenländern sei es gerade umgekehrt: Dort müsse der Konsum in Schwung kommen und zugleich die Ausfuhren sinken, um die Ungleichgewichte der Weltwirtschaft allmählich abzubauen.

Das Konjunkturbild in den Schwellenländern und dort vor allem in Fernost präsentiert sich wesentlich heller als in den herkömmlichen Industriestaaten. "Asien steht an der Spitze der Erholung", sagte IWF-Ökonom Krishna Srinivasan. Der Kontinent werde "stärker und als erster" die schwerste Rezession seit Jahrzehnten hinter sich lassen. Für China prognostiziert der Fonds im nächsten Jahr neun Prozent Wachstum, für Indien 6,4 Prozent. Alle Schwellen- und Entwicklungsländer zusammengenommen werden 2010 im Durchschnitt laut Weltwährungsfonds um robuste 5,1 Prozent zulegen.

Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank treffen sich in kommender Woche in Istanbul (6./7.10.) zu ihrer traditionellen Herbsttagung. Im Mittelpunkt stehen dabei Strategien für die Zeit nach der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Jahrzehnten. Zu der Zusammenkunft am Bosporus werden rund 13.000 Teilnehmer erwartet.

Quelle: ntv.de, DJ

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