Markus Zschabers "Welt-Index" Eurokrise wird kein zweites Lehman
12.12.2011, 10:08 UhrDie Staatsschuldenkrise hinterlässt größere konjunkturelle Bremsspuren als erwartet. Das zeigt der "Welt-Index" von Vermögensverwalter Markus Zschaber. Trotz aller Verunsicherung rechnet er nicht mit so starken realwirtschaftlichen Verwerfungen wie nach der Pleite von Lehman Brothers.
Die Konjunkturlage der Weltwirtschaft befindet sich weiterhin in einem Turnus der Abschwächung, welche vor allem durch die immense Verunsicherung durch die Schuldenkrise in den industrialisierten Volkswirtschaften hervorgerufen wurde. "Die Dynamik der Wachstumskurve ist flach, aber sie ist da", kommentiert Zschaber den aktuellen Status Quo der Realwirtschaft. Anhand der empirisch ermittelten Daten kann festgehalten werden, dass wir trotz allen Pessimismus keinen realwirtschaftlichen Nachfrageschock erleben.
Die Wirtschaftsaktivität in den großen Volkswirtschaften zeigt sich schwächer als zu erwarten war, was eindeutig auf die Verunsicherung durch die Staatenkrise zurück zu führen ist. "Die Qualität des gesamtwirtschaftlichen Fundaments sollte aber trotz allen Krisengeredes nicht unterschätzt werden. Das belegen auch die jüngsten Datenerhebungen zur Auftragslage der deutschen Industrie, die herausragend ausfielen. Die oftmals getroffenen Vergleiche zu 2008 gehen mir zu weit!" so Zschaber weiter. Die Eigenfinanzierungskapazitäten der Unternehmen haben sich gerade in den letzten beiden Jahren gegenüber 2008 massiv verbessert, hinzu kommt, dass die Unternehmen deutlich kosteneffizienter aufgestellt sind, Rationalisierungen vorangetrieben haben und Risikogrößen wie eine zu aufwändige Lagerhaltung reduziert haben. Kurzum, die Bilanzqualität ist vielseitig besser. Ein weiterer Punkt, welcher Zschaber optimistisch stimmt, ist: "Die operativen Margen sollten nicht so stark unter Druck kommen, wie der Markt es derzeit annimmt, da die Preise relativ zum Ausmaß der Verunsicherung stabil bleiben".
Die weiterhin ungelöste Verschuldungskrise, die durch politisches Chaos immer wieder flankiert wird, nimmt natürlich Einfluss auf die Stimmung, auf die Visionen und auf die Planungen der Wirtschaftsakteure bzw. der Unternehmen. Das zeigen auch die aktuellen Daten des Welt – Index. Der Index der Konjunkturdaten erreicht jüngst einen Stand von 49 Prozent, was im Vergleich zu den Vormonaten eine leichte Abkühlung der Konjunkturdynamik andeutet. Auch der Index der Markterwartungen reduziert sich auf einen Stand von 48 Prozent, was bedeutet, dass mehrheitlich die Erwartungen der Marktteilnehmer enttäuscht wurden.
Der aktuelle V.M.Z.-Kommentar
"Es wird Zeit, eine nachhaltige und gesamtwirtschaftliche Lösung für die Reformierung der Eurozone zu präsentieren und umzusetzen, während dem die Sonntagsreden ein Ende haben sollten! Die jüngsten Beschlüsse von Frau Merkel und Herrn Sarkozy verdeutlichen, dass die richtige Richtung endlich eingeschlagen wird", fasst Zschaber zusammen. Systemische Sicherheit und Vertrauen in dessen Nachhaltigkeit ist die Grundvoraussetzung jeglicher wirtschaftlichen Tätigkeit. Dieses Vertrauen muss wieder gestärkt werden. Die Datenanalysen aus Wirtschaft und Unternehmen belegen, dass trotz derzeitiger Abschwächung das Fundament weiterhin ordentlich aussieht, so dass gesamtwirtschaftliche Überraschungen bei gefundenen und glaubwürdigen Lösungsansätzen wahrscheinlich sind. Mit Blick auf die Details, lässt sich feststellen, dass sich in den USA die Datenlage weiter aufhellt. Vor allem die jüngsten Entwicklungen am Arbeitsmarkt geben Hoffnung. Die Erwerbstätigenquote stieg zuletzt während die Arbeitslosenquote sich reduzierte. Auch die Wirtschaftsaktivität zeigte sich erneut robust, hervorzuheben waren hier die Industrieproduktion sowie die Einkaufsmanagerindizes. Dadurch, dass die Erholungstendenzen der US – Wirtschaft in den vergangenen beiden Jahren eher schwach verliefen, zeigen sich diese jetzt, in der Abschwächung zwar weiterhin unterproportional aber durchaus beständig.

Aktuell weist der "Index der Konjunkturdaten" einen Stand von 49 Prozent auf. Wichtig, diese konjunkturelle Delle zeigt sich im Hinblick auf die Konsequenzen der Staatenkrise als erwartungsgemäß. Die jüngsten politischen Beschlüsse unterstreichen die durch unser Haus bereits angesprochene Zuversicht im Hinblick des mittelfristig zyklischen Überraschungspotenzials.
In Europa zeigt sich ein sehr interessantes Bild. Die schwache konjunkturelle Entwicklung in Europa gilt als Konsequenz der schmerzhaften Reformanstrengungen, die in den letzten Monaten vorangetrieben wurden. Dass sich die Wirtschaftsleistung in den südlichen Peripherienationen bzw. in Bezug auf die gesamte Eurozone reduziert und unprofitable Bestandteile eines Wirtschaftssystems beseitigt werden, lässt sich als normaler Anpassungsprozess in einem marktwirtschaftlichen System definieren. Dennoch zeigen sich die Marktteilnehmer überrascht, und zwar im positiven. Deutlich über die Hälfte aller angefallenen Konjunkturdaten in Europa haben die Erwartungen übertroffen. Das Krisengerede und die vielen politischen Vorfestlegungen haben bei den Marktakteuren spuren hinterlassen. "Das Pessimismuspendel schlägt sehr weit aus, das birgt großes Chancenpotenzial bei weiteren positiven Überraschungen." so Zschaber.
Die Datenreihen aus Asien zeigen, dass sich die Gesamtwirtschaft im Hinblick der geldpolitischen Begrenzungen sowie aufgrund der konjunktursensiblen Exportkomponente abschwächt. Die strukturellen Bestrebungen in China, das eigene Wachstumsmodell hin zu mehr binnenwirtschaftlichem Wachstum auszurichten, hinterlassen ebenfalls Spuren. Insgesamt bleibt der asiatische Kontinent aber der wichtigste Eckpfeiler in unserer Weltwirtschaft.
Fazit für Anleger
Die Nervosität der Marktteilnehmer bleibt weiterhin hoch, was vor allem am sehr ausgeprägten Pessimismus festzumachen ist. Das bringt weitere Chancen für alle Anlageklassen, die von einer zyklischen Erholung der Weltwirtschaft profitieren können. Die in der letzten Ausgabe angesprochene Zuversicht möchten wir trotz der jüngsten, leicht rückläufigen Entwicklung des Welt – Index nochmals bestätigen. Die reformbedingten Anpassungen mögen kurzfristig schmerzhaft wirken, mittel – bis langfristig aber bei konsequenter Durchführung positive gesamtwirtschaftliche Erfolge liefern. Die bereits im letzten Monat errechnete Aktienquote von 47 % erachten wir aus diesen Gründen als angemessen gewichtet. Favorisiert werden hierbei weiterhin deutsche, französische und schweizer Unternehmungen. Im Fokus bleiben hier industriezyklische Werte, wie beispielsweise TyssenKrupp, Bilfinger Berger, BASF, Hamburger Hafen oder Jungheinrich, aber auch klassische Konsumwerte wie Douglas oder Hugo Boss.

Das aktuelle Niveau des "Index der Markterwartungen" misst derzeit ein Niveau von 48 Prozent und suggeriert damit weiterhin ein mehr oder weniger ausgeglichenes Umfeld von positiven und negativen Überraschungen hinsichtlich der tatsächlichen konjunkturellen Entwicklungen.
Zusätzlich befinden sich in unserer aktuellen Aktienauswahl Unternehmen wie Leoni, Kali + Salz, Fresenius Medical Care, SAP, BMW, EADS und Sanofi, aber auch Titel wie Renault, die deutlich unter ihrem Buchwert notiert.
Ergänzend bewerten wir interkontinentale Unternehmen wie Pfizer, IBM, Chevron, YUM Brands, Exxon Mobile, MC Donalds und 3M weiterhin als interessant. Vor allem die defensive Seite wird zukünftig auch eine große Rolle spielen, so dass wir das Musterportfolios sukzessive weiter anpassen werden. Vergleicht man die derzeitigen Renditestrukturen auf den Anleihenmärkten, kann festgehalten werden, dass Unternehmensanleihen wieder deutlich interessanter einzustufen sind als in den vergangenen Monaten. Aus diesem Grund erhöhen wir die Quote von 3 Prozent auf 5 Prozent. Die Quote der Wandelanleihen erhöhen wir sogar auf unsere Zielquote von 15 Prozent und die Staatsanleihen aus den Emerging Markets auf 7,5 Prozent.
Anleger die diese Ausrichtung nutzen möchten, können es über den Investmentfonds WorldMarketFund (WKN A1CS5F). Dieser Fonds hat als Vorbild die Asset-Allokation des Musterdepots und spiegelt somit die Anlagesegmente, die gesamtwirtschaftlichen Präferenzen, die Investmentideen sowie die Allokation des Musterportfolios fast "eins zu eins" wieder.
Asset-Allokation: Im monatlichen Musterdepot bleibt der Aktienanteil bei 47 Prozent sowie die Quote der Industriemetalle bei 8 Prozent unverändert. Ebenso wird die Rohstoffquote von 5 Prozent weiter beibehalten. Die Cash – Quote wird auf 2 Prozent reduziert um die angesprochenen Positionen weiter auszubauen. Die Quote der Staatsanleihen aus den Emerging Markets wird auf 7,5 Prozent erhöht. Ebenfalls erhöht wird die Quote der Wandelanleihen auf das Zielniveau von 15 Prozent sowie Unternehmensanleihen auf 5 Prozent. Unverändert bleiben die Anteile an Absolut Return – Strategien, Devisengeschäften sowie der Edelmetalle gegenüber dem Vormonat.
Das Musterportfolio zum "Welt-Index" ist nur als begleitende Information zu verstehen und dient nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Die Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsges. mbH erstellt den Index monatlich exklusiv für "n-tv" und die "Welt am Sonntag". Informationen zum Index unter www.weltindex.com
Zur Methode: Der "Welt-Index" umfasst die 50 relevantesten Konjunkturdaten der Welt. Dazu gehören Schwergewichte wie der Vertrauensindex der Universität Michigan, Auftragseingänge der deutschen Industrie oder Chinas Exporte, aber auch einige OECD-Frühindikatoren oder das Wirtschaftsvertrauen in Frankreich. Bewertet wird, ob ein Wert steigt oder fällt. Am Ende steht eine Prozentzahl: 50 Prozent bedeutet, dass die Hälfte aller Daten gestiegen ist. So funktioniert auch der zweite Teil des "Welt-Index", der Index der Markterwartungen, wobei hier gemessen wird, ob die Experten mit ihren Schätzungen richtig lagen. Ein Wert über 50 heißt hier, dass eine Mehrheit der Erwartungen von der Realität übertroffen wurde. Bei 50 liegt also die Schwelle vom Pessimismus zum Optimismus, was sich auf die Märkte im Folgemonat auswirken sollte. V.M.Z. Eigentümer und -Chef Dr. Markus C. Zschaber selbst nutzt die Daten bereits seit über zehn Jahren auch für seine eigenen Anlageentscheidungen.
Quelle: ntv.de, Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH