Im Kampf gegen die nächste Krise Experte will Banken beschneiden
15.09.2009, 11:32 UhrDer in Fachkreisen bekannte und nicht unumstrittene Finanzhistoriker Niall Ferguson meldet sich mit einem eigenen Ansatz zu Wort: In der Diskussion um die Lehren aus der Lehman-Pleite schlägt er vor, mit den Mitteln des Kartellrechts gegen die Großbanken vorzugehen.
"Die Citigroup sollte es nicht geben. Bank of America ist zu groß", sagte Ferguson im Interview mit dem "Handelsblatt". Er sei dafür, dass man gegen die Konzentration im Investment- und Retailbanking mit den Mitteln des Kartellrechts vorgehe.
Keine Bank sollte "too big to fail" sein, forderte Ferguson. "Nichts kann rechtfertigen, wenn Investmentbanken heute, abgesichert durch Steuergelder, mit riskanten Geschäften hohe Profite einfahren", ergänzte der Schotte, der an der US-Eliteuniversität Harvard lehrt.
Ferguson warnte, das größte Risiko der Krise sei ein neuer Fall Lehman. "Wenn es nicht zum Untergang weiterer Banken kommt, wird sich der Schuldenberg von den Bankbilanzen auf die nationalen Haushalte verlagern", sagte er. Dann würden die Welt sehen, welche Regierungen finanzielle Verpflichtungen eingegangen seien, die sie nicht erfüllen könnten. "Irland gehört ganz oben auf die Liste", sagte Ferguson.
Krach mit Krugman
Der 45-Jährige Wissenschaftler hat mit seinem jüngsten Buch "The Ascent of Money" ("Der Aufstieg des Geldes") einen internationalen Bestseller geschrieben. Davor hatte er unter anderem mit zumindest in provokanten Thesen zum Ersten Weltkrieg auf sich aufmerksam gemacht.
Ferguson gilt als Professor, der sich etwa mit Gastbeiträgen und in Talkshows zu aktuellen Themen kritisch äußert. Im US-Wahlkampf trat er unter anderem auch als Berater des US-Präsidentschaftskandidaten John McCain auf.
Im Hinblick auf die schwierige Lage des US-Staatshaushalts war Ferguson zuletzt mit dem Nobelpreisträger Paul Krugman aneinandergeraten.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ