"Handel mit dem Teufel" Fed will wieder Geld drucken
27.10.2010, 15:50 UhrDie vor sich hin dümpelnde US-Konjunktur wird wohl erneut die Fed auf den Plan rufen. Die US-Notenbank wird laut Analysten wieder Staatsanleihen kaufen. Die Wirkung des von Volkswirten "Quantitative Lockerung" genannten Manövers ist unter Experten umstritten. Auch innerhalb der Fed regt sich dagegen Widerstand.
Die US-Notenbank Federal Reserve wird angesichts der schleppenden Konjunktur nächste Woche wohl wieder die Notenpresse anwerfen. Nach ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch werde die Fed wahrscheinlich den Kauf von Staatsanleihen in Höhe von einigen hundert Milliarden Dollar über mehrere Monate ankündigen, meldete das "Wall Street Journal".
Ziel des von Ökonomen "Quantitative Lockerung" genannten Manövers ist, die langfristigen Zinsen zu drücken und so die Kauflust der Verbraucher wie auch Investitionen anzukurbeln. Experten sehen die Wirkung skeptisch.
Die Fed wolle dabei schrittweise vorgehen und eine "Schocktherapie" wie beim vorangegangenen Einsatz des geldpolitischen Instruments im Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise vermeiden, hieß es weiter. Bis März dieses Jahres hatte die Zentralbank dabei hypothekenbesicherte Papiere und Staatsanleihen über rund 1,7 Billionen Dollar erworben.
Angst vor Deflation
Analysten von Goldman Sachs erwarten nun den Kauf von Staatsanleihen für 500 Milliarden Dollar oder etwas mehr über einen Zeitraum von etwa sechs Monaten. Möglich sei aber auch, dass die Fed monatliche Käufe über 100 Milliarden ankündige und mit diesen fortfahre, bis sich die Prognosen hinsichtlich Inflation und Arbeitslosigkeit deutlich verbesserten. Ökonomen befürchten eine Deflation als Folge der flauen Konjunktur - ein Preisverfall auf breiter Front, der verheerende volkswirtschaftliche Folgen haben kann.
Die Wirkung einer "Quantitative Lockerung" ist unter Experten umstritten. So hatte der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, unlängst davor gewarnt, zu viel von dem Manöver zu erwarten. Auch innerhalb der Federal Reserve regt sich Widerstand. Der Präsident der regionalen Fed-Filiale in Kansas City, Thomas Hoenig, sprach von einem "Handel mit dem Teufel". Befürchtet werden massiver Preisauftrieb und überhitzte Märkte in der Zukunft.
Steuerung über Leitzins ausgereizt
Fed-Chef Ben Bernanke hatte die Möglichkeit der "Quantitativen Lockerung" bereits Ende August in die Debatte geworfen. Seitdem stieg der US-Leitindex Dow Jones um rund zwölf Prozent, allerdings zogen auch Rohstoffpreise kräftig an. Zugleich verlor der US-Dollar gegenüber dem Euro beinahe zehn Prozent an Wert - was den USA den Vorwurf einbrachte, in der globalen Debatte um den Abwertungswettlauf von Währungen unredlich zu sein. Die USA halten ihrerseits China vor, den Yuan künstlich billig zu halten, um sich auf diese Weise unfaire Handelsvorteile zu verschaffen.
Das übliche Instrument der Notenbank zur geldpolitische Steuerung, der Leitzins, ist ausgereizt: Als Reaktion auf die Krise hatte die Fed im Dezember 2008 eine Zielkorridor zwischen 0,0 und 0,25 Prozent festgelegt. Die Märkte rechnen erst für das nächste Jahr mit einer Anhebung des Zinses, möglicherweise auch erst 2012.
Quelle: ntv.de, wne/dpa