Tower-Streik im zweiten Anlauf? Fluglotsen schmieden Pläne
04.08.2011, 13:02 Uhr
Mehr Überblick als die Piloten: Fluglotsen bei der Arbeit.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der deutsche Luftreiseverkehr ist dem großen Streik-Chaos nur vorübergehend entronnen. Die Fluglotsen-Gewerkschaft GdF gibt sich nach einer ersten juristischen Niederlage nicht geschlagen und kündigt für kommende Woche neue Streik-Pläne an.
Im Tarifstreit bei den Fluglotsen will sich die Gewerkschaft trotz eines vorläufigen Streikverbots nicht geschlagen geben. Für die kommende Woche drohen die Lotsen mit einem neuen Anlauf zu einer bundesweiten Streikaktion. Nach der Absage für diesen Donnerstag müssten die Gremien nun das weitere Vorgehen beraten, sagte der Tarifvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Markus Siebers.

Sichtkontrolle per Fernglas: "Mit großen Gewerkschaften würde man so etwas nie machen."
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Mit einem neuen Streiktermin noch in dieser Woche rechne er nicht. "Es wird wohl Anfang nächster Woche wieder so weit sein." GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang bestätigte die Angaben.
Über das weitere Vorgehen und den womöglich neuen Streiktermin werde man im Laufe des Tages beraten, sagte er. Zu Spekulationen, wonach die Deutsche Flugsicherung (DFS) als Arbeitgeber ein neues Angebot im Tarifstreit unterbreitet haben soll, erklärte Vogelsang, er habe darüber keine Kenntnis.
Wehrhaft wie Verdi und IG Metall
Die Gewerkschaft rechne dagegen wieder mit juristischen Angriffen der Gegenseite auf ihre Tarifforderungen. "Mit großen Gewerkschaften wie Verdi oder der IG Metall würde man so etwas nie machen. Aber wir halten das aus", sagte GdF-Tarifvorstand Siebers. Neue Verhandlungen mit der DFS machten nur Sinn, wenn es ein neues Angebot der Gegenseite gebe, erklärte er.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) bedauerte die erneute Streikdrohung der Fluglotsen für die Ferienzeit. Falls erneut rechtswidrige Forderungen erhoben würden, werde man wie im ersten Anlauf dagegen juristisch vorgehen, sagte DFS-Sprecher Axel Raab.
Eine weitere Möglichkeit sei der Gang in die Schlichtung, die mit ihrer Friedenspflicht einen Arbeitskampf zwingend nach hinten verschieben würde. Raab erneuerte das Gesprächsangebot der bundeseigenen GmbH an die Gewerkschaft der Flugsicherung. Es gebe allerdings kein neues Angebot.
Eskalation zur Wochenmitte
Die Fluglotsen-Gewerkschaft hatte ihren Streik kurzfristig abgeblasen, nachdem das Arbeitsgericht in Frankfurt den Ausstand per einstweiliger Verfügung untersagt hatte. Ursprünglich sollte das Hessische Landesarbeitsgericht noch in der Nacht auf Donnerstag über eine Berufung der Fluglotsen-Gewerkschaft GDF entscheiden. Das zuständige Gericht teilte dann aber am späten Mittwochabend mit, dass der Rechtsstreit beendet sei. Die GdF blies den Streik kurz daraufhin ab.
Fluggesellschaften und Airport-Betreiber sahen sich mit einer schwierigen Situation konfrontiert: Sie mussten schnell reagieren und von den vorbereiteten Sonderflugplänen unter Streikbedingungen kurzerhand wieder auf Normalbetrieb umstellen.
Der Tarifstreit zwischen Gewerkschaft und Flugsicherung war am Dienstag eskaliert. Wegen des angedrohten Streiks hatten die Fluggesellschaften vor einem Chaos auf deutschen Flughäfen mitten in der Hauptreisezeit gewarnt.
Streikflugplan für den Papierkorb
Das befürchtete Durcheinander blieb jedoch aus: Am Frankfurter Flughafen, dem größten deutschen Luftdrehkreuz, lief der Betrieb am Morgen weitgehend normal an. "Der Verkehr läuft reibungslos", sagte ein Fraport-Sprecher. Alle Maschinen starteten und landeten wie geplant - Verspätungen lägen im Rahmen des Üblichen.
Dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ist durch die Streikdrohung der Fluglotsen kein Schaden entstanden. Die Absage des Arbeitskampfes durch die GdF sei gerade noch rechtzeitig eingetroffen, sagte Unternehmenssprecher Thomas Uber. "Nach unserem Eindruck mussten die Airlines Plan B nicht aus der Tasche ziehen." Fraport werde daher auch keinen Schadensersatz von der GdF verlangen. Die Planungen für einen sechsstündigen Streik gehörten zum normalen operativen Geschäft. "Der Betrieb eines Flughafens bedingt die ständige Anpassung an neue Lagen."
Der Personalchef der bundeseigenen Deutschen Flugsicherung, Jens Bergmann, warf der Gewerkschaft vor, sie habe mit ihrer späten Absage bereits immensen wirtschaftlichen Schaden angerichtet.
Normalbetrieb herrschte auch bei den Fluggesellschaften Air Berlin und Tui Fly. Tui habe lediglich fünf Maschinen früher abheben lassen. Die Passagiere seien davon bereits am Vorabend informiert worden. Im deutschen Luftraum habe es dennoch einige Ausfälle und Verspätungen gegeben, erklärte dagegen die Deutsche Flugsicherung. Insgesamt sei der Verkehr aber weitgehend ohne Störungen angelaufen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts