Sparen im Namen der Bonität Frankreich verordnet sich Rosskur
06.11.2011, 14:43 Uhr
Europa im Wandel der Zeiten: Die Weltwirtschaft driftet Richtung Asien.
(Foto: REUTERS)
Die Franzosen werden den Gürtel wohl erneut enger schnallen, um ihre Top-Bonität am Kapitalmarkt abzusichern. Medienberichten zufolge will Premierminister Fillon Anfang der Woche ein weiteres Sparprogramm präsentieren. Es wäre das zweite seit Ende August. Das Paket sieht unter anderem die Einführung eines "Schuldentages" vor, an dem die Franzosen ohne Bezahlung arbeiten.
Zweieinhalb Monate nach ihrem ersten Sparprogramm plant Frankreichs Regierung erneute Sparmaßnahmen im Volumen von knapp acht Mrd. Euro zur Absicherung der Top-Bonität am Kapitalmarkt.

François Fillon: Die Welt hat sich verändert. Die Frankzosen haben es nur nicht gemerkt.
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"Wir werden 2012 eines der striktesten Budgets seit 1945 haben", kündigte Premierminister François Fillon im Wintersportort Morzine an. Er will nach französischen Medienberichten vom Wochenende das neue Sparprogramm am Montag verkünden. Hintergrund ist die lahmende Wirtschaft. Die Welt habe sich verändert, ohne dass es die Franzosen gemerkt hätten: "Die Jahre 2008-2012 werden das Ende der westlichen Vorherrschaft und das Driften der Weltwirtschaft Richtung Asien markieren", zitiert ihn die Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche".
Soli-Tag gegen die Krise
Nach offiziell unbestätigten Berichten erwägt seine Regierung neben einer stärkeren steuerlichen Belastung der Großkonzerne sowie symbolischen Einschnitten bei Kabinettsmitgliedern die Einführung eines "Schuldentages", an dem die Franzosen ohne Bezahlung tätig sind. Als wahrscheinliche Maßnahme gilt auch eine Erhöhung der für die Gastronomie geltenden Mehrwertsteuer von zurzeit 5,5 Prozent.
Die Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy hatte für 2012 das Wirtschaftswachstum zunächst auf 1,7 und nun auf 1,0 Prozent nach unten korrigiert. Damit fehlen nach Sarkozys Angaben 6 bis 8 Mrd. Euro im Haushalt zum Erreichen der ehrgeizigen Sparziele. Nach der Bekanntgabe eines Nullwachstums im zweiten Quartal dieses Jahres hatten Spekulationen über eine möglicherweise bevorstehende Herabstufung der Top-Bonität Frankreichs an den Börsen für Aufruhr gesorgt.
Paris hatte beim Bruttoinlandsprodukt für 2011 zunächst 2 Prozent Wachstum erhofft, es dann aber nach unten korrigieren müssen. Um dennoch das Staatsdefizit von 7,0 Prozent im vergangenen Jahr auf 5,7 Prozent im laufenden Jahr, 4,5 in 2012 und 3,0 Prozent in 2013 senken zu können, waren neue Sparmaßnahmen notwendig.
Quelle: ntv.de, dpa