Es muss funken G20 suchen das perfekte System
17.02.2011, 21:42 UhrDas Ziel steht: Reform des Weltwährungssystems. Das G20-Finanzministertreffen soll nun erste Schritte dorthin erarbeiten. Eines ist sicher: Dieser Weg wird kein leichter sein.

Bundesfinanzminister Schäuble und seine französische Kollegin Lagarde: Deutschland und Frankreich kommt Schlüsselrolle bei einer Reform des Weltwährungssystems zu.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Ablauf ist in vielen Firmen bekannt: Der Chef gibt die Ziele vor, und die Abteilungsleiter müssen sich dann um die Umsetzung kümmern. So ergeht es auch der französischen Finanzministerin Christine Lagarde, die nun für zwei Tage ihre Kollegen aus den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) zum ersten Ministertreffen unter französischer Präsidentschaft empfängt. Ihr Chef, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, verfolgt ehrgeizige Pläne. Er will als G-20-Präsident das Weltwährungssystem reformieren. Nun liegt es an Lagarde, bis zum Ende des französischen Vorsitzes im November erste Schritte dorthin zu erarbeiten.
Die 55-Jährige hat genaue Vorstellungen, wie das funktionieren soll. In einem Interview mit dem "Spiegel“ schloss sie nicht aus, Bandbreiten für Wechselkurse einzuführen. Außerdem müsse der Übergang von einer auf den US-Dollar gestützten Währungsreserve hin zu einem breiteren Währungskorb organisiert werden, fordert Lagarde. Sie schlägt vor, den chinesischen Yuan in den Währungskorb hineinzunehmen, aus dem der Internationale Währungsfonds seine Sonderziehungsrechte (SZR) speist. Die SZR - eine Art internationale Reservewährung neben Gold und US-Dollar - sollen aufgewertet werden, was den USA nicht passen dürfte.
Das "Nicht-System" überwinden
Sogar das Ziel eines zweiten Bretton Woods ist Lagarde nicht zu hoch. "Ich bin immer vorsichtig mit allzu ambitionierten Zielen. Wenn wir aber so ein System hinkriegen und es von der Nachwelt einmal Bretton Woods II genannt wird, soll mir das recht sein“, sagte sie dem "Spiegel“. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren auf der Konferenz von Bretton Woods in den USA die Grundlagen für ein neues Währungssystem gelegt worden, das auf festen Wechselkursen beruhte, inzwischen aber überholt ist.
"Unsere Währungsordnung hat seit dem Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods in den siebziger Jahren keinen zentralen Referenzpunkt mehr“, kritisierte Sarkozys Berater Michel Camdessus jüngst in der "Zeit“. Er stellte deshalb - zusammen mit 17 Experten wie dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler - diese Woche eine Liste mit 18 Punkten vor, wie das derzeitige "Nicht-System“ überwunden werden könnte. Dabei setzt er auf eine stärkere Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF), der beispielsweise über die teilweise künstlich niedrig gehaltenen Wechselkurse einzelner Länder wachen solle.
Indikatoren für "mehr Gesundheit"
Auch auf das wirtschaftliche Gleichgewicht in der Welt soll der IWF stärker achten und dabei Hand in Hand mit den G-20-Staaten arbeiten. Die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer solle Indikatoren einführen, mit denen wie mit einem Thermometer die wirtschaftliche Gesundheit eines Staates gemessen werden könne, schlug Camdessus vor. Falls diese Merkmale nicht eingehalten würden, könnte der Währungsfonds ein Land bestrafen. Einen ersten Schritt hin zur Festlegung solcher Indikatoren wollen die G-20-Finanzminister und Notenbankchefs schon am Wochenende machen.
Im Gespräch sind laut deutschen Regierungskreisen fünf Größen: Währungsreserven, Leistungsbilanz, freie Wechselkurse, Schuldenstand und private Sparquote. Obergrenzen sollten aber nicht festgeschrieben werden, hieß es im Finanzministerium in Berlin. Im vergangenen Jahr hatte sich die Exportnation Deutschland gegen einen Vorschlag aus den USA gestemmt, Leistungsbilanzüberschüsse nicht über vier Prozent der Wirtschaftsleistung steigen zu lassen. Lagarde will den Streit am Wochenende aber nicht wieder aufleben lassen. Zielmarken sollten erst in einem zweiten Schritt festgelegt werden, kündigte sie an.
Quelle: ntv.de, AFP