Wirtschaft

Börse feiert das Comeback GM meldet sich zurück

Nach mehr als einem Jahr unter staatlicher Kontrolle kehrt General Motors erfolgreich an die Börse zurück. Zu Handelsbeginn an der Wall Street in New York schießen die Aktien des Autoherstellers regelrecht nach oben und verteuern sich daraufhin kontinuierlich.

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(Foto: ASSOCIATED PRESS)

General Motors meldet sich wie Phoenix aus der Asche an der Börse zurück: Nach dem Gongschlag zog die Aktie der Opel-Mutter in New York um gut sieben Prozent auf mehr als 35 Dollar an. Der erst vor eineinhalb Jahren grandios gescheiterte weltgrößte Autobauer hatte die Papiere zuvor zu 33 Dollar an die Investoren ausgegeben. Präsident Barack Obama lobte den voraussichtlich größten Börsengang aller Zeiten als "Meilenstein" in der kurvenreichen Geschichte des Traditionskonzerns und als Erfolg für die gesamte amerikanische Autoindustrie.

GM musste mit staatlicher Milliardenhilfe vor dem Untergang gerettet werden und Zehntausende Arbeitsplätze streichen. Mehr als die Hälfte des Erlöses aus den Aktienverkäufen streicht jetzt der US-Staat ein, dessen Anteil an dem Autobauer sich damit fast halbiert. Das glänzende Börsendebüt von GM strahlte auch auf die europäischen Rivalen ab, deren Aktienkurse zum Teil ebenfalls kräftig anzogen.

Weltweit größter Börsengang

Wegen der enormen Nachfrage hatte der Autokonzern die Zahl der Aktien bei dem Börsendebüt um knapp ein Drittel auf 478 Mio. erhöht. Damit sammelte das Unternehmen aus Detroit 15,77 Mrd. Dollar ein. Zudem gab der Konzern für 4,35 Mrd Dollar Vorzugsaktien aus. Einschließlich der Möglichkeit für Investoren, durch eine Mehrzuteilungsoption weitere Anteile zu zeichnen, fließen GM bis zu 23,1 Mrd. Dollar zu. Damit wäre die Rückkehr aufs Börsenparkett dann der größte IPO aller Zeiten. Die bisher größte Aktienplatzierung gelang der chinesischen AgBank in diesem Jahr mit 22,1 Mrd. Dollar. In den USA hält den bisherigen Rekord das Kreditkartenunternehmen Visa seit 2008 mit 19,7 Mrd. Dollar.

Die neuen Anteilseigner sitzen vor allem in den USA und Kanada - Beteiligten zufolge gehen mehr als 90 Prozent der Anteile an Investoren aus dieser Region. Auf größere Anlagefonds aus dem Nahen Osten und Asien sowie andere institutionelle Anleger aus dem Ausland würden weniger als fünf Prozent des Gesamtvolumens des Börsengangs entfallen, hieß es.

Ehrgeizige Ziele

Die milliardenschweren Krisenhilfen des Staates für die Branche waren anfangs in den USA sehr unpopulär. Inzwischen sind die Kritiker jedoch weitgehend verstummt, da der Staat deutlich weniger Geld riskiert als zunächst befürchtet. Das Finanzministerium erhält gut 15 Mrd. Dollar zurück, der Staatsanteil von ursprünglich 61 Prozent halbiert sich fast auf 33 Prozent. Der Aktienkurs müsste jedoch noch um 47 Prozent auf fast 49 Dollar steigen, damit die US-Regierung ihre gesamte Investition zurückbekommt. Bei diesem Preis würde GM mit 90 Mrd. Dollar bewertet.

Zum Vergleich: der direkte US-Rivale Ford hat einen Marktwert von 57 Mrd. Dollar, Weltmarktführer Toyota kommt auf 131 Mrd. Dollar und Volkswagen auf 68 Mrd. Dollar. Nach GM steht auch das zweite Pleite-Unternehmen der US-Autobranche, der inzwischen von Fiat geführte Chrysler-Konzern, in den Startlöchern für einen Börsengang.

Experten haben jedoch bereits Zweifel angemeldet, ob GM die hohen Erwartungen der Börse erfüllen kann. Der Autobauer habe trotz seiner überarbeiteten Modellpalette noch einen Nachholbedarf bei verbrauchsarmen Motoren. Der Detroiter Konzern hatte jahrelang auf nicht mehr zeitgemäße Automodelle gesetzt und war vom Umschwung im Verbrauchergeschmack überrascht worden.

Blick nach Deutschland

Den deutschen Gewerkschaften kommt der Börsengang zu früh. Sie befürchten, dass dadurch der wirtschaftliche Druck auf die Tochter Opel steigt, bereits im nächsten Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Der Bezirksleiter der IG Metall in Frankfurt, Armin Schild, der auch im Opel-Aufsichtsrat sitzt, sagte im Deutschlandfunk, es stelle sich die Frage, ob das Unternehmen den Anforderungen bereits gewachsen sei. "Die Kapitalmärkte reagieren brutal, das wissen wir alle."

GM-Chef Dan Akerson will Opel nun nach dem Vorbild der US-Sparte aus den roten Zahlen herausholen: Die Sanierung in den USA sei die Blaupause für die Restrukturierung des von Opel geführten Europageschäfts, sagte Akerson. Opel solle 2012 wieder rentabel sein, bekräftigte er.

GM ist vor allem in China stark und kommt auf dem Heimatmarkt USA in Fahrt. Der größte chinesische Autobauer SAIC beteiligte sich im Zuge des Börsengangs über eine Tochter mit knapp einem Prozent an GM. Der US-Konzern erhofft sich davon Vorteile gegenüber seinem ärgsten Rivalen Volkswagen auf dem stark wachsenden chinesischen Markt. SAIC wiederum will seinen Zugang zu den Märkten in Europa und den USA verbessern.

Quelle: ntv.de, rts

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