Gewinn verdoppelt Hannover Rück gibt Gas
06.08.2009, 11:58 UhrDie Erholung an den Finanzmärkten hat Hannover Rück eine Gewinnverdoppelung beschert. Mit 203 Mio. Euro Quartalsüberschuss übertraf der Rückversicherer die Erwartungen von Branchenexperten deutlich. Dem zum Talanx-Konzern gehörenden Unternehmen kamen 122 Mio. Euro Zuschreibungen auf US-Unternehmensanleihen zugute, wie der weltweit viertgrößte Rückversicherer mitteilte. Das animierte Analysten zu positiven Kommentare und zog einen Anstieg des Aktienkurses um fünf Prozent nach sich. Damit setzte sich Hannover Rück an die Spitze der Gewinnerliste im Dax.
Von der jüngsten Rally an den Aktienmärkten profitierte der Versicherer selbst dagegen nicht - denn nach dem Crash im Herbst 2008 hatte der Konzern alle Aktien verkauft. Finanzvorstand Roland Vogel kündigte eine Rückkehr zur Anlage in Aktien zum Jahresende hin an. "Mittelfristig wollen wir wieder bis zu fünf Prozent unserer Anlagen in Aktien halten."
Während die Kapitalanlagen für Entspannung sorgen, verdiente das Unternehmen im Versicherungsgeschäft kaum noch Geld, was sich am Verhältnis von den Schadenzahlungen sowie den Kosten des laufenden Geschäfts zu den Prämieneinnahmen ablesen lässt. Die Schaden-/Kostenquote verschlechterte sich im dominierenden Geschäftsfeld Schaden-Rückversicherung im Quartal auf 98,9 (Vorjahr: 97,4) Prozent und in der Lebens-Rückversicherung auf 100,3 (98,5) Prozent. Nur bei Werten unter 100 Prozent wird Geld verdient.
"Etwas enttäuschend", erklärte LBBW-Analyst Robert Mazzuoli mit Blick auf das unter den Erwartungen liegende Ergebnis der Schaden-Sparte. Für Belastungen sorgte der Bereich Warenkredit-Rückversicherungen - der auch im Gesamtjahr rote schwarzen Zahlen schreiben wird, wie Vogel sagte.
Hoffnung auf Geldanlagen
Hannover Rück hofft nun auf eine höhere Rendite auf seine Kapitalanlagen. "Ich halte im Gesamtjahr eine vier vor dem Komma durchaus für möglich", sagte der neue Finanzvorstand. Zuletzt hatte er von 3,4 bis 3,8 Prozent gesprochen. Dadurch bringt sich das Unternehmen auch in Stellung, seine Jahresziele zu übertreffen. Allerdings stellte Vogel klar: "Es wäre nicht solide, derzeit eine neue Prognose herauszugeben." Unverändert gelte es, 2009 eine Eigenkapitalrendite von mindestens 18 Prozent und einen Gewinn von mindestens 603 Mio. Euro zu erreichen.
Zu den Geschäftsaussichten äußerte sich der Finanzchef aber optimistisch. Viele Erstversicherer könnten angesichts einer geschrumpften Kapitalbasis nicht mehr so viel Risiken allein tragen, so dass sie mehr an die Rückversicherer weitergäben. Das treibe die Preise. Konkurrenten hatten zuletzt Zuschläge von gut vier Prozent durchgesetzt. "Wir sind vor allem in Bereichen aktiv, in denen die Preise stark steigen", sagte Vogel. Einziger Wermutstropfen: Die Nachfrage steige zwar insgesamt weiter, angesichts der Abschwächung der Finanzkrise aber in manchen Bereichen weniger stark als erhofft. "Da ist ein wenig Druck vom Kessel", sagte Vogel. Im Quartal stiegen die Prämieneinnahmen (brutto) um 39 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro.
Mit seinen Zahlen machte Hannover Rück im Rennen mit Branchenprimus Münchener Rück Boden gut. Die Bayern hatten am Dienstag einen 14-prozentigen Gewinnanstieg im Quartal vermeldet und das Gewinnziel von 2,5 Mrd. Euro für das Gesamtjahr ausgegeben. Die Münchener Rück profitiert von ihrer konservativen Anlagestrategie. Hingegen machen dem drittgrößten Anbieter Swiss Re weiter hoher Wertberichtigungen schwer zu schaffen machen. Die Schweizer verbuchten einen überraschenden Verlust im zweiten Quartal.
Quelle: ntv.de, rts