Ende der Talfahrt in Sicht Heidelberger Druck tankt Geld
15.06.2010, 07:47 Uhr
Im vergangenen Jahrwurde Heidelberger Druck mit Staatshilfen vor dem Untergang bewahrt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nach drei Jahren mit sinkenden Umsätzen rechnet der Maschinenbauer Heidelberger Druck im laufenden Geschäftsjahr erstmals wieder mit einem Zuwachs bei den Erlösen. Die von der Wirtschaftskrise und bröckelnden Werbeausgaben gedrückte Branchenkonjunktur werde sich in den kommenden Monaten weiter stabilisieren, teilte der weltgrößte Anbieter von Bogendruckmaschinen für die Herstellung von Katalogen, Verpackungen und Geschäftspost mit. Der Umsatz werde daher im neuen Geschäftsjahr 2010/11 (zum 31. März) moderat wachsen und im Folgejahr weiter zulegen.
Mit der wieder anziehenden Nachfrage will der noch tief in den roten Zahlen steckende Weltmarktführer dieses Jahr wieder operativ schwarze Zahlen schreiben. "Wir blicken recht zuversichtlich in die Zukunft", sagte Vorstandschef Bernhard Schreier. Die Gewinnschwelle sei im Zuge der jüngsten Stellenkürzungen und des Umbaus des Traditionskonzerns deutlich gesenkt worden. Wegen der Kosten für die Sanierung des hochverschuldeten Konzerns falle jedoch auch in der gerade begonnenen Finanzperiode nochmals ein deutlicher Jahresfehlbetrag an.
Erneut keine Dividende
Wegen der anhaltenden Verluste werde Heidelberger Druck für das abgelaufene Geschäftsjahr erneut keine Dividende zahlen, kündigte der Konzern an. 2009/10 erwirtschaftete Heidelberger Druck einen Nettoverlust von 229 Mio. Euro nach 249 Mio. Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz brach ein und lag mit 2,3 Mrd. Euro um 23 Prozent unter Vorjahr, da die nur schwach ausgelasteten Druckereien rund um den Globus bis zuletzt mit dem Kauf neuer Druckmaschinen zögerten. Auch die Konkurrenten Koenig & Bauer aus Würzburg sowie Komori und Ryobi aus Japan schreiben Verluste.
Schuldenabbau
Mit einer Kapitalerhöhung will Heidelberger Druck noch in diesem Jahr zumindest einen Teil seiner Schulden zurückzahlen und die Eigenkapitalstruktur verbessern. Die vom Vorstand vorgeschlagene Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht der bestehenden Aktionäre soll einen Bruttemissionserlös von 420 Mio. Euro einbringen, wie das Unternehmen mitteilte. Die Einnahmen sollten vor allem zur anteiligen Rückführung von drei Bankdarlehen aus dem Finanzrestrukturierungspaket vom vergangenen Sommer dienen, erklärte Vorstandschef Bernhard Schreier.
"Die beabsichtigte Kapitalerhöhung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Refinanzierungsplans", sagte Finanzchef Dirk Kaliebe. Beschlossen werden soll die Erhöhung von der Hauptversammlung Ende des Monats, durchgeführt werden soll sie noch in diesem Jahr. Die Großaktionäre Allianz und RWE unterstützten das Vorhaben, hieß es weiter. Die Allianz habe bereits signalisiert, ihre Bezugsrechte ausüben zu wollen. Vor gut einem Jahr war der Maschinenbauer mit Staatshilfe vor dem Aus gerettet worden, seitdem drückt eine hohe Zinslast auf das Finanzergebnis.
Quelle: ntv.de, rts/dpa