Wirtschaft

Auslieferung steht unmittelbar bevor Homm soll vor US-Gericht treten

Der Börsenspekulant Florian Homm 2006 bei einer Talkshow in Berlin.

Der Börsenspekulant Florian Homm 2006 bei einer Talkshow in Berlin.

(Foto: dpa)

Der ehemalige Finanzjongleur Florian Homm soll aus Italien in die USA ausgeliefert werden, wo ihm eine langjährige Haftstrafe droht. Seine Anwälte hatten versucht, ihn zurück nach Deutschland zu holen, doch die hiesige Justiz wiegelt ab.

Der frühere Finanzjongleur Florian Homm steht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" kurz vor seiner Auslieferung aus Italien in die USA, wo ihm 225 Jahre Gefängnis drohen. Das italienische Justizministerium entschied, dass Homm in die USA überstellt werden darf. Dies bestätigte sein italienischer Anwalt Mario Zanchetti der SZ auf Anfrage. Sein Mandant habe ein entsprechendes Schreiben aus Rom erhalten, sagte Zanchetti. In den nächsten Wochen schon könne Homm ins Flugzeug gesetzt werden, erklärte der Anwalt. Er will das mit Einsprüchen bei Gericht in Rom und beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg verhindern.

Homm soll in Kalifornien vor Gericht gestellt werden. Der 54-Jährige soll Anleger bei Wertpapiergeschäften um 200 Millionen Euro betrogen haben, was er zurückweist. Homm war im März 2013 nach mehr als fünf Jahren Flucht in Italien festgenommen worden. Homm hatte erfolgreich an der Börse spekuliert und war mit fragwürdigen Geschäften vermögend geworden. "Ich bin ein Trouble-Maker, der in Risiken Chancen sieht", sagte er einmal. "Schon okay, wenn man mich Plattmacher oder Aasgeier nennt."

Einer seiner Anwälte hatte versucht, nach der Verhaftung in Italien ein Verfahren in Hessen wegen Steuerhinterziehung einschließlich eines Auslieferungsantrags zu initiieren, um Homm nach Deutschland zurückzuholen. Ein Frankfurter Staatsanwalt zeigte offenbar Interesse, doch das hessische Justizministerium blockte ab. Das Ministerium sei an einem Auslieferungsantrag für Homm nicht interessiert, erfuhr der Anwalt, der in Frankfurt vorgefühlt hatte. Deutsche Politiker wollten sich nicht die Finger verbrennen an einem öffentlichen Verfahren gegen den Ex-Finanzjongleur, mutmaßte dieser Anwalt in einer Mail an einen Kollegen. Vielleicht gebe es bei Homm noch "Leichen im Keller", vor denen sich manche Leute fürchteten.

Auslieferung sei "sein Todesurteil"

Homms italienischer Anwalt Zanchetti will bei Gericht in Rom und in Straßburg erreichen, dass die Auslieferungserlaubnis des italienischen Justizministeriums nicht vollzogen werden darf, ehe sich die Justiz ausführlich mit dem Fall beschäftigt habe. Die in den USA drohende lebenslange Haft verstoße gegen europäische Rechtsgrundsätze, sagt Zanchetti. Das müsse geklärt werden.

Homm ist an multipler Sklerose erkrankt. Seine ebenfalls schwer kranke Mutter hatte Anfang des Jahres in einem Brief an die italienische Justiz und an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte um Milde für ihren Sohn gebeten. Eine Auslieferung in die USA wäre "sein Todesurteil", schrieb die besorgte Mutter, nachdem sie ihren Sohn in der Haftanstalt besucht hatte. Man habe ihm im Gefängnis die notwendige Behandlung verweigert und er sei wegen falscher Ernährung so stark abgemagert, dass er nicht mehr laufen könne, klagte die Mutter.

Quelle: ntv.de, sno

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