Besorgter Blick auf Schwellenländer IWF fürchtet Überhitzung
17.04.2011, 09:33 UhrIFW-Chef Strauss-Kahn ist gegen ein Wachstum um jeden Preis. Die Sozialstrukturen in der Welt müssten mehr beachtet werden, sagt er auf der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington. "Die globale Wirtschaftserholung wird stärker, aber es bleiben Anfälligkeiten", heißt es im Kommuniqué des IWF-Lenkungsausschusses (IMFC).

Großer Redebedarf: Dominique Strauss-Kahn (links) mit US-Finanzminister Timothy Geithner.
(Foto: AP)
IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat davor gewarnt, angesichts der globalen Konjunkturerholung die soziale Dimension und neue Risiken aus den Augen zu verlieren. "Wachstum allein ist nicht genug", sagte der Franzose in Washington. Bisher habe die Erholung nicht ausreichend Jobs produziert. "Das alte Paradigma, nachdem Arbeitsplätze dem Wachstum folgen, stimmt nicht mehr."
Strauss-Kahn unterstrich nach einer Sitzung des IWF-Lenkungsausschusses (IMFC) die Sorgen seiner Organisation angesichts einer möglichen Konjunkturüberhitzung in Schwellenländern. "Dieses Risiko wird real", warnte der IWF-Chef. Zudem wiederholte er die Forderung des Weltwährungsfonds vor allem an die Industrienationen, ihre Staatshaushalte in Ordnung zu bringen und die Gesundung des Finanzsektors voranzutreiben.
"Die globale Wirtschaftserholung wird stärker, aber es bleiben Anfälligkeiten", heißt es im Kommuniqué des IMFC, das zum Abschluss der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank veröffentlicht wurde. Nötig seien "glaubhafte Maßnahmen", um die Stabilität der Finanzmärkte und die Finanzlage der Staaten noch schneller als bisher zu verbessern, erklärte der Finanz- und Währungsausschusses, das wichtigste Lenkungsgremium des IWF.
Hilfe für arabische Länder
Die Weltbank will angesichts der Unruhen in der arabischen Welt will die Weltbank die Länder in der Region stärker unterstützen. "Wir müssen jetzt handeln", sagte Weltbank-Chef Robert Zoellick zum Abschluss der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. "Darauf zu warten, dass sich die Lage stabilisiert, würde eine verpasste Möglichkeit bedeuten."
Das Entwicklungskomitee der Weltbank erklärte, dass die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten und Nordafrika "dauerhafte soziale und wirtschaftliche Folgen" haben würden. Daher müsse die Weltbank gemeinsam mit Regierungen und internationalen Organisationen ihre Hilfen ausbauen.
Bei den Mitgliedstaaten der Weltbank stieß die Haltung zu den Unruhen in der arabischen Welt auf ein gemischtes Echo. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel erklärte in Washington, Freiheit sei einer der wichtigsten Werte der Entwicklungspolitik. Die französische Finanzministerin Christine Lagarde sagte, dass die Revolutionen in Ländern wie Tunesien und Ägypten von der internationalen Gemeinschaft wirtschaftlich gestützt werden müssten. Dagegen forderte der russische Finanzminister Alexej Kudrin, dass sich die Weltbank aus der Politik "strikt" heraushalten solle.
Zugleich warnte die Weltbank vor den Folgen der Unruhen für die Weltwirtschaft. "Eine Verschlechterung der Bedingungen im Nahen Osten und in Nordafrika könnten das globale Wachstum aus der Bahn werfen", heißt es in einer Erklärung der Organisation. Sollten die Ölpreise wegen wachsender Unsicherheit oder Versorgungsengpässen "steil und dauerhaft" ansteigen, könnte sich das Wachstum der Weltwirtschaft um 0,3 Prozentpunkte in diesem und 1,2 Prozentpunkte im kommenden Jahr verlangsamen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP