Neue Pegelstände aus dem Geldbeutel Inflation überholt Löhne
06.02.2012, 11:14 Uhr
Effektiv und übers Jahr gerechnet: 1 Prozent mehr.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Deutschland haben Arbeitnehmer nach Ansicht des Statistischen Bundesamtes eigentlich keinen Grund, sich über steigende Preise zu beschweren: Ihren ersten Berechnungen zufolge steigen die Löhne insgesamt einen Hauch stärker als die Verbraucherpreise. Allerdings deuten neueste Daten vom Winteranfang eine Trendwende an.
Der kräftige Anstieg der Verbraucherpreise hat zum Jahresende 2011 ein Loch in die Geldbeutel der Arbeitnehmer gerissen. Erstmals seit Ende 2009 seien die Reallöhne im Schlussquartal im Jahresvergleich wieder gesunken, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Den Angaben zufolge lagen die Nominallöhne von Oktober bis Dezember voraussichtlich um 2,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals. Da die Verbraucherpreise gleichzeitig um 2,3 Prozent anzogen, ergab sich real ein Lohnminus von 0,2 Prozent.
Den ersten Berechnungen der Statistiker zufolge zogen die Reallöhne der Vollzeitbeschäftigten allerdings im Gesamtjahr im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 1,0 Prozent an. 2010 waren sie um 1,5 Prozent gestiegen, 2009 um 0,4 Prozent gesunken. Nominal lagen die Löhne im vergangenen Jahr nach den vorläufigen Daten um 3,3 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im selben Zeitraum mit derselben Rate wie im vierten Quartal um 2,3 Prozent.
In der ersten Jahreshälfte 2011 waren die Nominallöhne vor allem durch den Abbau der Kurzarbeit und durch höhere Tarifabschlüsse sowie Sonderzahlungen stark gestiegen, erklärten die Statistiker. Deshalb lag das Plus in den ersten beiden Quartalen 2011 jeweils über der Vier-Prozent-Marke und somit deutlich über der Inflation, hieß es. In der zweiten Jahreshälfte 2011 schwächte sich das Wachstum der Nominallöhne jedoch stark ab. Von Juli bis September übertraf das Plus in Höhe von 3,0 Prozent die Inflationsrate (plus 2,5 Prozent) aber noch einmal.
Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hatte Mitte Januar errechnet, die Erhöhungen der Tariflöhne und -gehälter seien 2011 durch die Inflation komplett ausgeglichen worden. Die Realeinkommen seien dadurch um 0,3 Prozent gesunken. Nach Berechnungen der Stiftung stiegen die effektiven Bruttoeinkommen 2011 um 1,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts