Wirtschaft

Höchster Stand seit 1997 Jeder fünfte Spanier arbeitslos

Nirgends in Europa ist die Beschäftigungssituation derzeit so schwierig wie in Spanien. Die Arbeitslosenquote steigt jüngst auf über 20 Prozent. Durch eine Anhebung des Rentenalters von 65 auf 67 Jahre verschärft sich diese Situation noch.

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(Foto: REUTERS)

In Spanien ist die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Stand sei mehr als 13 Jahren gestiegen. Die Quote kletterte im vierten Quartal 2010 auf 20,3 Prozent. Das Land hält damit in puncto Beschäftigung mit Abstand die rote Laterne in der Euro-Zone. Im Sommerquartal hatte die Rate noch knapp unter der 20-Prozent-Marke gelegen. Experten hatten lediglich einen Anstieg um 0,1 auf 19,9 Prozent erwartet.

In manchen Regionen lag die Arbeitslosigkeit  sogar deutlich höher: in Andalusien etwa bei 28,4 Prozent oder auf  den Kanarischen Inseln bei 29 Prozent. Besonders hoch ist in Spanien die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen. Von den unter 25-Jährigen sind 40 Prozent ohne Job. Die Zahl der Arbeitslosen erreichte im Dezember 4,697 Millionen, das waren 370.100 mehr als im Dezember 2009. Mehr als die Hälfte von ihnen war laut Statistikamt langzeitarbeitslos - also bereits seit mehr als einem Jahr ohne Job. Betroffen sind vor allem die Dienstleistungs- und die Baubranche, in den Boomjahren noch der Jobmotor im Land.

Nach dem Boom kam die Krise

Spanien wurde schwer von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen. Der Bauboom, der das Wirtschaftswachstum bis 2007 angeheizt hatte, fand ein jähes Ende. Seit Sommer 2007, als die Arbeitslosigkeit ein Rekordtief von acht Prozent erreicht hatte, stieg sie unaufhaltsam an.

Die steigende Arbeitslosigkeit wird dem schuldengeplagten Land nach Ansicht von Experten die Rückkehr auf einen soliden Wachstumskurs erschweren. "Die Zahlen bestätigen, dass Spanien schweren Zeiten entgegensieht. Die im vorigen Jahr gestiegenen Verbraucherausgaben könnten sich als vorübergehendes Phänomen herausstellen", sagte Ökonom Ben May von Capital Economics.

Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero geht davon aus, dass sich das Wachstum im Laufe des Jahres stabilisieren wird und dann auch wieder Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Regierung im Madrid hatte sich zum Ziel gesetzt, die Arbeitslosenquote 2010 unter 20 Prozent zu halten, und zwar bei 19,4 Prozent. Dieses Ziel hat sie nun um fast einen Prozentpunkt verfehlt. Die Quote ist mehr als zweimal so hoch wie der Durchschnitt in der Europäischen Union und in den OECD-Staaten. Die EU-Kommission rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung 2011 allerdings nur um 0,7 Prozent zulegen wird.

Rente mit 67

Im Kampf gegen die Schulden hat Zapatero unter massiven Protesten in der Bevölkerung eine Anhebung des Rentenalters von 65 auf 67 Jahre angehoben. Das soll die Altersversicherung auf eine gesunde finanzielle Grundlage stellen und zur Sanierung der Staatsfinanzen beitragen. Spürbar wird die Reform für die Staatskassen jedoch erst ab 2015.

Von der Regelung der Rente mit 67 soll es Ausnahmen geben. Beschäftigte, die mindestens 38,5 Jahre lang Beiträge gezahlt haben, sollen auch künftig mit 65 Jahren in Rente gehen können und den vollen Rentensatz erhalten. Die Altersgrenze für den Vorruhestand soll von 61 auf 63 Jahre angehoben werden.

Neben dem Renteneintrittsalter ändert sich auch die Berechnungsgrundlage. Die Höhe der Rente richtet sich künftig nach den Einkünften in den letzten 25 Arbeitsjahren und nicht mehr der letzten 15 Berufsjahre.

Am Rande von Protesten gegen die Rentenreform ist es in Madrid zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Nach Informationen der Zeitung "El Mundo" sind dabei acht Polizisten verletzt. Mehrere Menschen sollen festgenommen worden sein. Zu den Zusammenstößen sei es gekommen, nachdem einige Demonstranten Müllcontainer in Brand gesetzt hatten.

Quelle: ntv.de, rts/AFP

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